Proteste in Frankreich: Charles III. reist nicht nach Paris – Macron hat Angst vor «Marie-Antoinette-Moment»

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Proteste in FrankreichAngst vor der Guillotine – warum Macron Charles III. nicht in Paris will

Der geplante dreitägige Staatsbesuch von Charles III. nach Paris wurde vorerst abgesagt. Grund dafür ist die Ankündigung weiterer Proteste gegen die Rentenreform. Franzosen haben ein besonderes Verhältnis zu Königen.

Karin Leuthold
von
Karin Leuthold
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Der dreitägige Staatsbesuch von König Charles III. in Frankreich wurde am 24. März 2023 vorerst abgesagt. Grund dafür ist die Ankündigung eines neuen Protest- und Streiktags gegen die Rentenreform.

Der dreitägige Staatsbesuch von König Charles III. in Frankreich wurde am 24. März 2023 vorerst abgesagt. Grund dafür ist die Ankündigung eines neuen Protest- und Streiktags gegen die Rentenreform.

AFP
Die Entscheidung ist nach einem Telefonat von Präsident Emmanuel Macron und König Charles gefallen.

Die Entscheidung ist nach einem Telefonat von Präsident Emmanuel Macron und König Charles gefallen.

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Während der französische Präsident Emmanuel Macron die Absage des Besuchs für kommende Woche mit «gesundem Menschenverstand» begründet, fürchten die Briten einen «Marie-Antoinette-Moment».

Während der französische Präsident Emmanuel Macron die Absage des Besuchs für kommende Woche mit «gesundem Menschenverstand» begründet, fürchten die Briten einen «Marie-Antoinette-Moment».

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Darum gehts

  • Der Frankreich-Besuch von König Charles III. wurde wegen der Rentenproteste verschoben.

  • Im Rahmen des Besuchs war ein Staatsbankett in Versailles geplant.

  • Das hätte zu stark an die Folgen der Französischen Revolution erinnert, befürchteten Macrons Berater.

Paris sollte die erste Auslandsstation von Charles III. als König werden. Doch daraus wird nichts. Zu gross ist das Risiko, dass die gewaltsamen Proteste in Frankreich den Besuch überschatten. Während der französische Präsident Emmanuel Macron die Absage des Besuchs für kommende Woche mit «gesundem Menschenverstand» begründet, befürchten die Berater des Präsidenten, dass es zu einem «Marie-Antoinette-Moment» kommen könnte – denn als Teil des Programms hätte es ein Staatsbankett mit allem Pomp in Versailles geben sollen.

«Die Verschiebung von Charles’ Besuch ist eine Demütigung für Präsident Macron. Das Land versinkt in Anarchie, und es war eindeutig unmöglich, die Sicherheit der königlichen Entourage zu gewährleisten und einen festen Zeitplan einzuhalten, auf den man sich verlassen könnte. Die Drohungen, den Besuch zu stören, waren nur allzu real, insbesondere angesichts der Symbolik von Versailles, wo das Staatsbankett stattfinden sollte», erklärte der königliche Kommentator Richard Fitzwilliams der «Daily Mail». 

«Monarch der Republik» empfängt einen König

Macrons Rentenreform gilt als eines seiner zentralen Vorhaben. Der Streit darum hat seine Regierung nun erheblich geschwächt und sie wollte wohl nicht noch zusätzlichen Zorn mit einem Staatsbankett in Versailles schüren. Bereits für kommenden Dienstag haben die Gewerkschaften zu neuen landesweiten Streiks und Protesten aufgerufen. 

Die Angst um Charles’ und Camillas Sicherheit ist nicht ganz unverständlich. Sogar aus der Politik war Kritik am Besuch vorgebracht worden: Der «Monarch der Republik» empfange den König, während das Volk auf der Strasse demonstriere, kritisierte die Grünen-Abgeordnete Sandrine Rousseau. Francois Ruffin von Frankreichs Linkspartei La France Insoumise (LFI) kritisierte, dass Macron mit einem König telefonieren könne, um einen Besuch zu besprechen, nicht aber mit den Gewerkschaften, um seine Rentenreform zu verschieben.

Am Rande einer Demonstration gegen die Rentenreform ist am 23. März 2023 im südfranzösischen Bordeaux ein Feuer am Eingangsbereich des Rathauses entfacht worden.

20 Minuten

Die Lage in Frankreich hat sich in den vergangenen Tagen immer mehr zugespitzt. Laut Behörden demonstrierten am Donnerstag landesweit knapp 1,09 Millionen Menschen. Die Gewerkschaft CGT sprach von 3,5 Millionen Beteiligten. Bei den teils gewaltsamen Protesten wurden landesweit 457 Menschen festgenommen, wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitagmorgen im Sender CNews sagte. Etwa 440 Polizisten und Gendarmen seien am Vortag und in der Nacht verletzt worden.

Die Proteste richten sich gegen die inzwischen verabschiedete schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre und das Vorgehen der Mitte-Regierung unter Präsident Macron. 

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