Chávez enteignet Holcim

Aktualisiert

Chávez enteignet Holcim

Venezuela will eine Niederlassung des Schweizer Zement-Konzerns Holcim verstaatlichen. Holcim will nach ersten Gesprächen mit den Behörden in den nächsten Tagen über das weitere Vorgehen entscheiden.

Kommunikationschef Roland Walker bestätigte heute auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA Gespräche mit den Behörden in Venezuela. Noch seien die Verhältnisse in diesem Enteignungsverfahren nicht klar. «Wir müssen die Situation jetzt zuerst analysieren», sagte Walker.

Holcim ist seit 1978 mit einer Niederlassung in Venezuela vertreten. Sie trägt mit rund 200 Mio. Dollar nicht einmal ein Prozent zum Konzernumsatz bei. Der Konzern wies für das Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von 27,1 Mrd. Fr. und einen Gewinn von 4,5 Mrd. Fr. aus.

Der Staat Venezuela will die gesamte Zementindustrie aus eigener Hand führen. Nebst der Niederlassung von Holcim sollen auch jene der mexikanischen Cemex und des französischen Lafarge-Konzerns verstaatlicht werden. Dies hat Präsident Hugo Chávez bereits am vergangenen Donnerstag in einer Fernsehansprache angekündigt.

Damit führt der Linkspolitiker seine umstrittene Nationalisierungspolitik fort. Gemäss dem Ölminister Rafael Ramirez zielt der Staat auf Anteile der Zementunternehmen von mindestens 60 Prozent.

Nach Öl folgt Zement

Mexiko hat Venezuela bereits scharf kritisiert und dessen Botschafter einbestellt. Schon im vergangenen Jahr hatte Chávez mehrere milliardenschwere Ölförderprojekte im Orinoco-Delta unter staatliche Kontrolle gebracht, die bis dahin von ausländischen Konzernen geführt worden waren. Exxon Mobil und ConocoPhillips zogen sich aus Venezuela zurück.

Noch vor einem Jahr, an der Bilanzmedienkonferen zum Geschäftsjahr 2006, zeigte sich die Holcim-Spitze optimistisch, dass Chavez die Zementindustrie nicht antasten wird. Konzernchef Markus Akermann sagte aber schon damals: «Ich kenne natürlich die Windungen im Kopf von Herrn Chávez nicht.»

(sda)

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