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Verschüttete ChilenenChile holt die NASA zu Hilfe

Die chilenische Regierung tut alles, um den verschütteten Bergarbeitern zu helfen. Auch die NASA könnte mit ihrer Erfahrung helfen. Doch einer zeigt sich skeptisch.

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Vom Weltall hinunter in die Tiefe: Chile hat die Nasa um Hilfe gebeten. Ein Sprecher der US-Luft- und Raumfahrtbehörde bestätigte die Anfrage gegenüber der chilenischen Zeitung «El Mercurio» indirekt: «Die NASA ist bereit, die angeforderte Hilfe zu leisten.»

Der chilenische Gesundheitsminister Jaime Mañalich erklärte, die NASA sei ein wichtiger Beratungspartner in diesem Fall. Die Raumfahrt habe viel Erfahrung mit Astronauten, die wie die 33 verschütteten Minenarbeiter monatelang auf engem Raum und unter schweren Bedingungen zurechtkommen müssen. Die NASA, so Mañalich, werde sich in erster Linie um die Ernährung der 33 Männer kümmern, die seit zwei Tagen halbflüssige, proteinreiche Nahrung erhalten.

Chile: Ein Blick in die Mine

Einer zeigt sich weniger positiv

Seit es am Sonntag einem Rettungsteam gelungen war, mit den Eingeschlossenen in der Kupfermine San José Kontakt aufzunehmen, herrscht Euphorie. Diese hat nun aber einen harten Dämpfer erhalten – durch den ehemaligen NASA-Astronauten Jerry Linenger: «Den schwersten Fehler, den man jetzt begehen kann, ist sich zu grosse Hoffnungen zu machen», sagte er laut einem Bericht in der spanischen Zeitung «La Vanguardia». Linenger weiss, wovon er spricht: Der frühere Astronaut überlebte 1997 einen Brand auf der russischen Raumstation MIR und verbrachte 132 Tage im All unter beschwerlichen Umständen.

«Aus psychologischer Sicht sollte man wissen, wann das Ganze zu Ende geht», rät Linenger. «Das Geheimnis ist, nicht mit den Erwartungen zu spielen. Man muss den Männern sagen, dass sie vier Monate ausharren müssen. Aber es wäre schrecklich, wenn man ihnen sagt, dass es zwei Monate sind, und dann sind es erst drei und dann vier.» Im Grunde sollte man den Verschütteten keine falsche Hoffnungen machen, warnt Linenger. Man könne sich auf lange Wartezeiten vorbereiten, aber nicht auf Änderungen. «Da kommt jeder an seine Grenzen.»

Dass die Bergarbeiter bereits mit schwierigen Situationen konfrontiert waren, und dass sie ihr Essen genau rationiert haben und über Wasser verfügen, sei ein grosser Vorteil, meint Linenger weiter. «Es beweist, dass sie auf dem richtigen Weg sind, die lange Wartephase zu überleben.»

«Wir hätten gerne eine Flasche Wein»

Tatsächlich kann man aus den Gesprächen, die Gesundheitsminister Jaime Mañalich am Dienstag mit den Männern führte, «schliessen, dass sie verstehen, dass es lange dauern wird», hiess es. Obwohl aus offizieller Quelle sehr spärlich über den Inhalt der Funkkommunikation informiert wurde, wurde bald publik, dass die Männer eine Flasche Rotwein bestellt hatten. Angehörige und Regierungsmitglieder witzelten über den Wunsch der Männer, am 18. September den «Bicentenario», die 200-jährige Unabhängigkeit des Landes, feiern zu wollen.

Die Männer sollen sich nach mehr Neuigkeiten von der Erdoberfläche gesehnt haben, wurde auch bekannt. «Sie sind zufrieden» mit der Versorgung, die sie bekommen, sagte Chiles Präsident Sebastián Piñera. «Sie wünschen sich aber vor allem, von ihren Familien zu hören.»

Zwei ausgebildete Krankenpfleger dabei

Die Verschütteten seien trotz den schwierigen Umständen gut versorgt im Schutzraum, erklärte der Gesundheitsminister. Zwei der Männer verfügten über «recht gute» medizinische Kenntnisse. «Das ist eine wertvolle Unterstützung für die Zeit, die ihnen noch bevorsteht», sagte Mañalich. «Wir haben ihnen daher ein Thermometer und einen Blutdruckmesser in den Stollen geschickt.» Täglich sei ein Ärzteteam mit den Männern in Verbindung und erstelle einen Gesundheitsbericht. «So wissen wir sofort, ob noch weitere Medikamente nötig sind.»

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