«Ein Albtraum»: China beschuldigt diese Amerikanerin, die Corona-Epidemie verursacht zu haben

Aktualisiert

«Ein Albtraum»China beschuldigt diese Amerikanerin, die Corona-Epidemie verursacht zu haben

Der Name von Maatje Benassi taucht derzeit in den chinesischen Medien immer wieder auf. Die Amerikanerin soll das Coronavirus ins Land gebracht haben, sie sei Patientin null, heisst es. Nur ist das völlig falsch.

von
Ann Guenter
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Maatje Benassi: «Es ist, als ob man aus einem bösen Traum erwacht und gleich wieder in einen Albtraum gerät.»

Maatje Benassi: «Es ist, als ob man aus einem bösen Traum erwacht und gleich wieder in einen Albtraum gerät.»

Screenshot: CNN
Giesst weiter Öl ins Feuer: der Verschwörungstheoretiker George Webb.

Giesst weiter Öl ins Feuer: der Verschwörungstheoretiker George Webb.

Screenshot CNN
Auf seine auf seinem Youtube-Kanal erhobenen Anschuldigungen gegen die Benassis angesprochen, konnte Webb sie in keiner Weise stützen.

Auf seine auf seinem Youtube-Kanal erhobenen Anschuldigungen gegen die Benassis angesprochen, konnte Webb sie in keiner Weise stützen.

Screenshot CNN

Darum gehts

  • In China wird fälschlicherweise behauptet, dass Maatje Benassi aus dem US-Bundesstaat Virginia das Coronavirus nach China brachte und dass die Amerikanerin Patientin null sei.
  • Benassi war nie krank oder positiv getestet worden – die Behauptungen stehen wohl im Zusammenhang mit einem Sportwettbewerb, der im Oktober in Wuhan ausgetragen wurde.
  • Die Behauptung ist Wasser auf die Mühlen von Verschwörungstheoretikern wie George Webb. Die Familie kann gegen die Verleumdungen kaum vorgehen.

Die US-Army-Reservistin und zweifache Mutter Maatje Benassi lebt zwar im Bundesstaat Virginia, doch ihr Name macht derzeit in China, dessen Staatsmedien und auf Plattformen wie Youtube, Weibo oder Wechat die Runde – und zwar in einem wenig schmeichelhaften Kontext. So wird Benassi fälschlicherweise beschuldigt, die Corona-Epidemie verschuldet und das Virus nach China eingeschleppt zu haben. Sie sei die Patientin null, heisst es.

Seither werden sie und ihre Familie drangsaliert und mit Drohungen eingedeckt. Ihre Adresse wurde online veröffentlicht, und es häuften sich so viele Benachrichtigungen von Verschwörungstheoretikern, dass die Familie offline gehen musste. Der Ehemann von Benassi, ein ehemaliger Militärpilot, sagt, er sorge sich ernsthaft um die Sicherheit seiner Familie. «Es ist, als ob man aus einem bösen Traum erwacht und gleich wieder in einen Albtraum gerät», sagt seine Frau zu CNN.

Military World Games in Wuhan

Alles hatte damit angefangen, dass Benassi letzten Oktober an den Military World Games teilgenommen hatte. Diese fanden in Wuhan statt, der chinesischen Stadt, von wo aus das Virus sich über die ganze Welt aus verbreitet haben soll. Vielleicht lag es daran, dass Benassi sich bei einem Wettkampf verletzt hatte – auf jeden Fall zog sie aus den Hunderten von Teilnehmern die Aufmerksamkeit der Verschwörungstheoretiker auf sich. Diese ignorieren seither den Fakt, dass weder Benassi noch ein Mitglied ihrer Familie bislang positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.

Doch nicht nur in den chinesischen sozialen Medien ist die Familie zur Zielscheibe geworden. George Webb, ein amerikanischer Verschwörungstheoretiker, der sich «investigativer Journalist» nennt, giesst ebenfalls Öl in das Gerüchtefeuer um Benassi.

Und auch noch ein italienischer DJ

Webb behauptete auch, dass die Benassis mit dem italienischen DJ Benny Benassi verwandt seien, und dass dieser an Covid-19 erkrankt sei. Beides stimmt nachweislich nicht: Weder sind die beiden Seiten miteinander verwandt, noch ist der DJ an Corona erkrankt. Auf seine auf seinem Youtube-Kanal erhobenen Anschuldigungen angesprochen, konnte Webb diese in keiner Weise stützen.

Die Benassis wollen den Sturm der Falschbehauptung nun aussitzen. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig. «Sowohl unser Anwalt wie auch die Polizei sagten mit Verweise auf die Rede- und Meinungsfreiheit in den USA, dass man hier letztlich wenig machen könne», sagt Matt Benassi. Und seine Frau sagt: «Was auch immer als Nächstes passiert, der Schaden ist angerichtet: Immer wenn jemand meinen Namen googelt, poppe ich als Patientin null auf.»

Propagandaschlacht

Die schädlichen Behauptungen um die Familie Benassi, die gerade in China die Runde machen, sind auch vor dem Hintergrund der gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen den USA und China zu sehen. So schliesst Trumps Regierung nicht aus, dass das Virus von einem Labor in Wuhan aus verbreitet wurde, in dem Fledermäuse untersucht werden.

Chinas Aussenministerium weist diese Theorie als «wissenschaftlich unbegründet» zurück. Beide Seiten liefern sich seit Wochen eine Propagandaschlacht. Chinas Regierung streut etwa Berichte, wonach US-Militärs das Virus nach Wuhan gebracht haben könnten.

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