Lieferkettenprobleme: Gehen uns jetzt die Computerchips aus Taiwan aus?

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LieferkettenproblemeGehen uns jetzt die Computerchips aus Taiwan aus?

2000 Produkte aus Taiwan sind nun in China verboten und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Die Lieferprobleme in der Corona-Krise waren ein Vorgeschmack auf das, was jetzt noch kommen könnte.

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Die Taiwanstrasse ist eine der wichtigsten Handelsrouten. Durch den Taiwan-Konflikt ist die Route aber bedroht.

Die Taiwanstrasse ist eine der wichtigsten Handelsrouten. Durch den Taiwan-Konflikt ist die Route aber bedroht.

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China ist erbost wegen des Besuchs der US-Politikerin Nancy Pelosi in Taiwan.

China ist erbost wegen des Besuchs der US-Politikerin Nancy Pelosi in Taiwan.

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Deshalb schickte China Militärschiffe los, die wichtige Häfen in Taiwan und die Handelsroute blockieren könnten.

Deshalb schickte China Militärschiffe los, die wichtige Häfen in Taiwan und die Handelsroute blockieren könnten.

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Darum gehts

Auf den Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan reagierte China mit Gegenmassnahmen. Um seinen Anspruch auf den pazifischen Inselstaat zu erheben, übt es neben Militärmanövern auch wirtschaftlichen Druck aus.

Der Import von rund 2000 Produkten aus Taiwan nach China sei nun verboten, sagt Felix Sutter, Präsident der Wirtschaftskammer Schweiz-China, zu 20 Minuten. «Das sind vor allem Fertigprodukte wie Nudeln oder Reis und tropische Früchte», so Sutter.

Die Militärmanöver Chinas könnten den Handel für ein paar Tage in einigen taiwanesischen Häfen beeinträchtigen. Es sei deshalb wichtig, dass alle Parteien einen kühlen Kopf bewahren, so Sutter.

Grosse Eskalationsgefahr

Unklar ist, ob weitere Sanktionen dazukommen. Damit wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation mit neuen Problemen in den weltweiten Lieferketten. «Die Gefahr einer Zuspitzung, auch einer militärischen ist gross», sagt Remo Reginold vom Think Tank Swiss Institute für Global Affairs (SIGA) zu 20 Minuten.

Die Lieferprobleme in der Corona-Krise seien ein Vorgeschmack gewesen auf das, was jetzt noch kommen könnte, so Reginold. China sei nach der EU einer der wichtigsten Handelspartner der Schweiz und damit stark verflochten. Doch auch Taiwan sei wichtig. Ein Grossteil der ohnehin knappen Computerchips stamme aus dem Land. «Überall, wo Computertechnologie ist, steckt Taiwan aber auch China drin», sagt Reginold.

Sanktionen, Blockaden oder ein kriegerischer Konflikt könnten deshalb bei vielen Herstellern von Elektronikgeräten zu Produktionsausfällen führen, sagt ein Sprecher von Brack.ch auf Anfrage.

Systemrelevanter Chip-Produzent

Weltweit systemrelevant ist der Mikro-Chip-Hersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Kein anderes Unternehmen kann so kleine Chips herstellen, die auch in sicherheitsrelevanten Bereichen fürs Militär oder in Atomkraftwerken zum Einsatz kommen. Zwar baut TSMC nun auch ein Werk in den USA, das dauert aber Jahre.

Im komplexen Zusammenspiel mit weiteren Faktoren wie etwa Chinas Zero-Covid-Politik scheint insgesamt keine Entspannung in den Lieferketten in Sicht. Eine Aussage dazu, was so ein Szenario im Speziellen für unsere Kund*innen und uns bedeutete, würde über den Bereich der Spekulation nicht hinausgehen. Wir verfolgen die Entwicklungen gespannt mit.

Die Taiwanstrasse, die Meerenge zwischen China und Taiwan, ist laut Reginold eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Deshalb sagt er: «Wenn es dort zu Verwerfungen kommt, dann haben wir ein Problem.» Waren aus Asien würden in der Schweiz verspätet oder gar nicht eintreffen und massiv teurer werden. Ausserdem wären Schweizer Produktions- und Entwicklungsstandorte gefährdet.

Laut Handelsexperte Patrick Ziltener hätte China bei einer weiteren Eskalation «unglaubliche Mittel», den Welthandel zu erschüttern. So könne das Land etwa die Schifffahrt im Chinesischen Meer aus Sicherheitsgründen verbieten. Die USA würden dann zwar Kriegsschiffe schicken, die Versicherungsprämien für die Transportfirmen würden sich aber verdreifachen, so Ziltener.

War Pelosis Besuch richtig?

Das würde die Preissteigerungen der Waren bei uns noch verstärken und in Taiwan gäbe es ein Beben an der Börse, sagt der Handelsexperte. «Die Weltwirtschaft ist zerbrechlich, man unterschätzt das Risikopotenzial einer solchen Eskalation sehr schnell.»

Ziltener geht aber nicht davon aus, dass es derzeit zur grossen Krise komme. Die Lieferketten seien sowieso erschüttert durch den US-Handelskrieg gegen China und die Corona-Massnahmen. Deshalb brauche China jetzt dringend mehr Wachstum. Ziltener ist darum überzeugt: «China belässt es bei Nadelstichen.»

Ein-China-Politik

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