18 Monate Umerziehung: Chinesin wird für Arbeitslager entschädigt

Aktualisiert

18 Monate UmerziehungChinesin wird für Arbeitslager entschädigt

Eine chinesische Mutter fordert für die Entführer und Vergewaltiger ihrer Tochter eine härtere Bestrafung – und wandert dafür ins Arbeitslager. Jetzt hat ihr ein Gericht eine finanzielle Genugtuung zugesprochen.

Tang Hui zusammen mit ihrem Anwalt im Gericht in Tang Hui in der chinesischen Provinz Hunan.

Tang Hui zusammen mit ihrem Anwalt im Gericht in Tang Hui in der chinesischen Provinz Hunan.

Im Kampf um eine finanzielle Entschädigung für ihren Aufenthalt in einem Arbeitslager hat eine Chinesin überraschend einen Erfolg erzielt. Tang Hui wurden umgerechnet knapp 330 Euro zugesprochen, sagte ein Sprecher des Gerichts in der zentralen Provinz Hunan am Montag der Nachrichtenagentur AFP.

Tang war zu 18 Monaten Umerziehung verurteilt worden, nachdem sie öffentlich höhere Strafen für die Vergewaltiger ihrer Tochter gefordert hatte. Das Gericht hatte die Klage der Frau zunächst abgewiesen.

Die für die Arbeitslager-Strafen zuständige örtliche Behörde habe Tangs persönliche Freiheit verletzt und ihr einen «psychologischen Schaden» zugefügt, hiess es jetzt zur Begründung des Urteils.

Die Forderung Tangs nach einer schriftlichen Entschuldigung der Polizei wies das Gericht hingegen ab. Die Entscheidungsträger hätten sich bereits während des Prozesses entschuldigt, hiess es zur Begründung.

Elfjährige Tochter entführt

Insgesamt sieben Männer hatten 2006 Tangs damals elfjährige Tochter entführt, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Im Juni 2012 wurden zwei der Täter zum Tode verurteilt, vier erhielten lebenslange Haftstrafen und einer sollte 15 Jahre in Haft.

Tang protestierte aber weiter vor Regierungsgebäuden und forderte Ermittlungen gegen die Polizisten, die die Täter nach ihrer Ansicht geschützt hatten. Daraufhin wurde sie festgenommen und in ein Arbeitslager geschickt.

Öffentlicher Aufschrei

Tangs Fall löste einen öffentlichen Aufschrei der Empörung aus, nach acht Tagen wurde sie wieder freigelassen. Im chinesischen Kurznachrichtendienst Sina Weibo dankte sie nach dem Richterspruch ihren Unterstützern. Sie hatte die Erfolgsaussichten ihrer Berufung zuvor als gering eingeschätzt.

In China kann die Polizei Menschen für bis zu vier Jahre ohne Prozess ins Arbeitslager schicken. Ministerpräsident Li Keqiang kündigte im März an, das System zu reformieren. (sda)

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