Der Polizei-Chef sprichtChristian Varone will sich Gericht stellen
Der Walliser Polizei-Chef schildert, wie es zur Verhaftung in Antalya kam. Er hat einen etwa 20 Zentimeter grossen, dreckigen Stein mitgenommen, von dem er «nie geglaubt hatte, dass er wertvoll ist.»
- von
- rme
Christian Varone sagte eine Woche nach seiner Verhaftung, er habe nie daran gedacht, gegen ein Gesetz zu verstossen. (Video: Keystone)
Eine Woche nach seiner Festnahme in der Türkei sprach der Kommandant der Walliser Kantonspolizei, Christian Varone, erstmals über die Umstände, die dazu geführt haben. Varone war mit seiner Familie in der Südtürkei in den Ferien. Sie hätten die Stadt Side besucht und seien dort die Hauptstrasse entlang gelaufen, erzählte er an einer Medienkonferenz in Savièse VS am Freitagvormittag. «Dort habe ich einen Stein aufgehoben.»
Kein Schild habe auf das Verbot, Steine mitzunehmen, hingewiesen, sagte Varone weiter. In der archäologischen Stätte selbst hätte er nie einen Stein aufgehoben, beteuerte er - auch ohne Verbotsschild und ohne Kenntnis des türkischen Gesetzes. Doch der Ort, an dem er den Stein gefunden habe, liege weit ausserhalb.
War in ersten Schilderungen seines Bruders noch von einem Kieselstein die Rede, stellt sich dieser nun als grösserer Brocken heraus. «Er ist etwa 20 Zentimeter gross», beschrieb ihn Varone. Der Stein sei dreckig gewesen und habe keinerlei Inschrift gehabt. Aufgehoben habe ihn nicht, wie zunächst kolportiert, eines seiner Kinder, sondern er selber. Varone gibt an, dass ihn am Stein vor allem dessen Form fasziniert habe.
Er will sich vor Gericht verantworten
«Ich schwöre, dass ich nie daran gedacht habe, gegen etwas zu verstossen, wenn ich ihn mitnehme», fügte er hinzu. «Wenn er wertvoll ist, gehört er in ein Museum.» Varone sagte, er wolle sich bei der Türkei entschuldigen. Der Polizei-Chef gibt sich zuversichtlich: «Ich habe vollstes Vertrauen in die türkische Justiz. Falls ich mich vor Gericht verantworten muss, werde ich das machen.»
Varone sagte, er sei «ohne jegliche Auflagen» freigekommen. Allerdings hat er keinen Einblick in sein Dossier erhalten. Deshalb wisse er nicht, ob seine Freilassung einem Freispruch gleichkomme. Er wartet nun auf ein Schreiben, das präzisiert, ob er nach wie vor beschuldigt wird oder nicht.
Für seine Freilassung habe er keine Kaution zahlen müssen, sagte Varone. Geld geflossen sei einzig für das reguläre Honorar seines Pflichtverteidigers.
Die Tage im türkischen Gefängnis seien eine schwierige Zeit gewesen. Näher wollte er nicht darauf eingehen. «Ich dachte an meine Lieben.» Eine Kaution habe er nicht bezahlen müssen, um frei zu kommen. Die Polizisten habe er von Anfang an darauf hingewiesen, dass er ein Polizeikommandant sei. «Zwischen ihnen und mir war der Respekt stets gewahrt.»
«Sonst eine sehr schöne Woche»
Die Türkei will Varone trotz des Vorfalls nicht von seiner Liste möglicher Feriendestinationen streichen. «Ich werde gerne wieder dorthin gehen – einfach an einen Ort, wo es keine Steine gibt», sagte er mit einem Lächeln. Abgesehen von der Verhaftung bei der Ausreise habe die Familie eine sehr schöne Woche erlebt.
Die Türkei hat sich 1983 ein Gesetz für den Schutz ihrer Kulturgüter gegeben – es ist auf der Website der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) publiziert. Wer versucht, Gegenstände historischen, kulturellen oder archäologischen Charakters unrechtmässig auszuführen, muss mit fünf bis zwölf Jahren Haft rechnen.
Der Vorfall dürfte für Christian Varones weitere Karriere kaum Konsequenzen haben. Die Walliser Staatsratspräsidentin und Sicherheitsdirektorin Esther Waeber-Kalbermatten habe ihm das Vertrauen der Regierung ausgesprochen. An seiner Kandidatur für den Staatsrat will der FDP-Mann festhalten. (rme/sda)