Solothurn: Clevere Betrüger sahnten 15 Millionen ab

Aktualisiert

SolothurnClevere Betrüger sahnten 15 Millionen ab

Im Prozess um einen Anlagebetrug mit einer Deliktsumme von 25 Millionen Franken sind alle vier Angeklagten zu langen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Gutgläubige Anleger verlieren 15 Millionen Franken - die meisten kommen aus dem Kanton Zürich.

Der Chef, ein 44-jähriger Deutscher, erhielt wegen mehrfachen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Geldwäscherei und mehrfacher Urkundenfälschung eine unbedingte Freiheitsstrafe von sechs Jahren. Der Deutsche, der in Untersuchungshaft sass, blieb dem Prozess fern. Gegen ihn läuft ein internationaler Haftbefehl.

Ein 71-jähriger Schweizer aus Olten, der Verwaltungsrat der Scheinfirma gewesen war, wurde vom Amtsgericht Olten-Gösgen aus dem gleichen Grund zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Der angesehene Oltner muss höchstens zehn Monate absitzen.

Ebenso verurteilte das Amtsgericht einen 47-jährigen Deutschen zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren. Ein 51-jähriger Schweizer Buchhalter, Schwiegersohn des Verwaltungsrates, kassierte wegen mehrfacher Gehilfenschaft zu gewerbsmässigem Betrug eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren.

Gericht: «Buchhaltungsfälschungs-Orgie»

Die vier Männer hatten gemäss Urteil den Anlagebetrug mit «enormer verbrecherischer Energie» aufgezogen. Der Betrug nach dem Schneeballsystem lief von 1998 bis 2008.

Es habe eine «Buchhaltungsfälschungs-Orgie bis zum Abwinken» gegeben, sagte der Amtsgerichtspräsident in seinen rund drei Stunden dauernden Ausführungen. «Die Buchhaltungen hatten überhaupt keinen Wahrheitsgehalt.» Alles sei ein «Lügengebäude» gewesen.

Gegenüber den gutgläubigen Kunden traten die Betrüger jedoch als seriöse Vermögensverwalter auf. Der Chef empfing die Kunden an nobler Adresse in Zürich. Die Firmen sind mittlerweile im Konkursverfahren.

Vor allem Zürcher Kunden

78 gutgläubige Kunden, vornehmlich aus dem Kanton Zürich und Deutschland, investierten in die Fideles & Associates AG und andere Scheinfirmen insgesamt 25 Millionen Franken. 58 Kunden haben ihre Anlagegelder in der Höhe von 15,5 Millionen Franken verloren.

Erst eine Untersuchung der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) hatte dem Treiben 2008 ein Ende gesetzt. Die EBK hatte bereits 2002 wegen fehlender Handelsbewilligung einen ersten Verdacht geschöpft. Die EBK leitete ein Verfahren ein. Der nun verurteilte Verwaltungsrat fälschte die Angaben.

Die Hauptverhandlung vor Amtsgericht gegen die vier teilgeständigen Anlagebetrüger dauerte sechs Tage. Das Gericht beriet das Urteil zwei Wochen lang. «Wir haben es uns nicht einfach gemacht», sagte der Amtsgerichtspräsident. Die schriftliche Urteilsbegründung werde rund 200 Seiten lang sein.

Die vier Verurteilten müssen die Kosten ihrer Pflichtverteidiger von insgesamt 385 000 Franken dem Staat weitgehend zurückerstatten. (sda)

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