Neuer Spitzenjob?Clinton flirtet mit dem Weltbank-Präsidium
Hillary Clinton soll am Vorsitz der Weltbank interessiert sein. Ihr Sprecher dementiert heftig – doch die Aussenministerin liess zuletzt Anzeichen von Amtsmüdigkeit erkennen.
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Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Donnerstag unter Berufung auf informierte Kreise, Clinton verhandle mit dem Weissen Haus über einen möglichen Wechsel zur Weltbank im kommenden Jahr. «Hillary Clinton will den Job», sagte eine Quelle, welche die Aussenministerin laut Reuters gut kennt. Das Weisse Haus wollte sich nicht äussern, allerdings soll Präsident Barack Obama ihr seine Unterstützung zugesichert haben.
Clintons Sprecher Philippe Reines dementierte den Bericht mit deutlichen Worten: «Die Geschichte ist komplett unwahr», sagte am Donnerstag. Die Aussenministerin habe weder mit Obama, dem Weissen Haus noch mit «irgendjemandem sonst über einen Wechsel zur Weltbank» gesprochen. «Sie hat absolut kein Interesse an dem Job bekundet. Sie würde ihn nicht annehmen, wenn er ihr angeboten würde», sagte Reines.
Die Weltbank wollte zu dem Bericht nicht Stellung nehmen. Die Amtszeit ihres derzeitigen Präsidenten Robert Zoellick läuft Mitte 2012 aus. Es ist noch nicht klar, ob er sich um ein weiteres Mandat bewerben wird. An der Spitze der Weltbank steht traditionell ein Amerikaner, während ihre Schwesterorganisation, der Internationale Währungsfonds, von einer Person aus Europa geleitet wird. Hillary Clinton wäre die erste Frau in dem Amt.
Keine zweite Amtszeit
Trotz des Dementis halten Beobachter die Reuters-Story für plausibel. Die Aussenministerin hat zuletzt eine gewisse Amtsmüdigkeit erkennen lassen, der stressige Job mit den vielen Reisen setzt der 63-Jährigen zu. Eine zweite Amtszeit hat sie ausgeschlossen. Ihr wahrscheinlicher Nachfolger wäre John Kerry, der Vorsitzende des aussenpolitischen Ausschusses im Senat, der 2004 die Präsidentschaftswahl gegen George W. Bush verloren hatte.
Ein weiteres Motiv für ein mögliches Interesse Clintons ist die Armutsbekämpfung, ein Schwerpunktthema der Weltbank. Sie ist ein grosses Anliegen der Aussenministerin, vor allem die wirtschaftliche Stärkung der Frauen. Ihr Dementi wird primär als taktisch beurteilt: Sollte sie ihr Interesse jetzt schon bestätigen, könnte sie in ihrem Amt in einer Zeit grosser aussenpolitischer Herausforderungen zur «lahmen Ente» werden. (pbl/dapd)