SpitzentreffenCoop-Chef baut auf Migros-Lobbyist in Bern
Erstmals haben sich die Chefs von Migros und Coop in einem Talk einander gestellt. Die beiden Konkurrenten versuchten mit Witz zu punkten.
- von
- S. Spaeth
Grosses Kino für den Schweizer Detailhandel. Was nach einer Floskel tönt, war am frühen Dienstagabend im Kinosaal des Zürcher Shoppingcenter Sihlcity Tatsache. «Die beiden Oligarchen des Schweizer Detailhandels treffen aufeinander», kündigte Moderator Reto Brennwald an der Jubiläumsveranstaltung der Marktforscher von GfK Coop-Chef Joos Sutter und Migros-CEO Herbert Bolliger an.
«Wann waren Sie das letzte Mal in einem Coop?», fragte Moderater Brennwald den Migros-Chef zu Beginn des Talks. Eine einstudierte Antwort hatte Bolliger auf diese Frage nicht bereit. Er zögerte und sagte schliesslich, Konkurrenzbesuche kämen vor. «Ich gehe in die Migros-Läden, kaufe dort aber nichts ein», war danach Joos Sutters Antwort. Im letzten Monat habe er zwei oder drei Migros-Filialen besucht.
Mindestkurs-Aufhebung drückt Umsätze
Wer den grossen Schlagabtausch zwischen zwei Spitzenmanagern erwartet hatte, lag falsch. Im gut 300 Personen zählenden Publikum sassen neben vielen Exponenten auch eine Handvoll Journalisten. Einig zeigten sich die beiden Konkurrenten beispielsweise betreffend der Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr. Der Tenor: Wegen der Aufhebung des Mindestkurses werde es schwierig. Konkrete Zahlen nennen oder eine Prognose wagen wollte aber weder der eine noch der andere Chef.
Sie sprachen lieber von den Geschäftsfeldern mit Wachstumschancen, wobei auch dort wenig Neues zu erfahren war. Bolliger erwähnte als Zukunftsfeld die Elektromobilität – ein Thema, das die Migros längst aufrollt. Nicht richtig konkret wurde auch Joos Sutter, der den Onlinehandel und das Auswerten von Daten als wichtigen Pfeiler für die Zukunft bezeichnete.
Bolliger und Sutter sorgen für Lacher
Zum Schluss fragt der Moderator, ob man bei Preisverhandlungen nicht zusammenspannen sollte? Hintergrund war der Streit um Heftli-Preise zwischen Coop und ausländischen Verlagshäusern, den der Basler Detailhändler kürzlich zu seinen Gunsten entschieden hat. Wichtigster Schachzug war der Rauswurf einiger Magazine aus dem Coop-Sortiment. «Wir sind noch viel weiter gegangen. Wir führen gar keine Heftli», sagte Bolliger und hatte die Lacher auf seiner Seite. Allerdings hatte die Migros auch gar nie welche im Sortiment gehabt.
Auf die Frage, welche Wünsche und Forderungen denn Coop an die Politiker hätte, nannte Sutter eine Art Regulierungsbremse. Will heissen: Für jede neue Regelung wird eine alte abgeschafft. Warum er diese Forderung nicht in Bern einbringe, hakte Brennwald bei Sutter nach. «Coop hat keinen einzigen Lobbyisten. Ich bin froh, dass ich manchmal den Lobbyisten der Migros gebrauchen kann», meinte Sutter.