Neuauschreibung der SBBCoop will Valora aus den Bahnhöfen drängen
Die SBB schreibt die begehrten Flächen an den Bahnhöfen neu zur Miete aus. Valora will Platzhirsch bleiben. Jetzt aber greift Coop an.
- von
- V. Blank
«Auf jeden Fall interessiert»: Coop-Chef Joos Sutter spricht mit 20-Minuten-Wirtschaftschef Sandro Spaeth über die Neuauschreibung der SBB-Bahnhofsflächen. (Video: Tarek El Sayed)
Der Eintrag auf der Online-Plattform des Handelsamtsblatts ist unscheinbar. Unter der Rubrik «Unternehmenspublikationen, Verschiedenes» gibt es einen neuen Eintrag. Absender: SBB AG, 3000 Bern.
Die Ausschreibung hat es aber in sich. Die SBB schreibt ihre Kiosk- und Convenience-Flächen in der ganzen Schweiz neu zur Miete aus. Ab sofort können sich Händler für die 265 Flächen, die bis jetzt grösstenteils von der Kioskbetreiberin Valora besetzt sind, bewerben.
Coop will «zeigen, was wir können»
Valora gibt sich schon jetzt siegessicher, die bisherigen Standorte behalten zu können. «Ja, wir werden uns um alle 265 Flächen bewerben», sagt ein Sprecher. Man rechne sich «sehr gute Chancen» aus.
Doch neben Valora macht sich ein weiterer grosser Player im Schweizer Detailhandel parat, das Rennen um die begehrten Bahnhofsflächen zu gewinnen: Coop. Im Gespräch mit 20 Minuten (siehe Video) sagt CEO Joos Sutter, Coop sei «auf jeden Fall» interessiert. «Wir werden der SBB zeigen, was wir können.»
Argument: Erfahrung
Die beiden Unternehmen buhlen mit ähnlichen Argumenten um die Gunst der SBB. Man sei «bestens aufgestellt», heisst es bei Valora; das Know-how im kleinflächigen Detailhandel an Hochfrequenzlagen sei «unschlagbar». Valora ist bisher mit Ladenformaten wie K Kiosk, Avec, Press & Books, Caffè Spettacolo oder Brezelkönig Platzhirsch an den Schweizer Bahnhöfen. Man blicke in diesem Bereich auf 100 Jahre Erfahrung zurück.
Auch Coop argumentiert mit Erfahrung. Der Detailhändler betreibt an den Schweizer Bahnhöfen bereits die Formate Coop to go, Karma, Sapori d'Italia, Zopf & Zöpfli und Marché Express. «Wir haben ein unheimlich gutes Set, mit dem man standortspezifisch ein gutes Angebot machen kann», sagt Coop-Chef Sutter mit Blick auf die Bahnhofsstandorte. Auch das Geschäft mit Kiosken kenne man. Coop betreibt in seinen Supermärkten nach eigenen Angaben 300 Kioske.
Lukratives Geschäft
Das Geschäft an den Bahnhöfen ist lukrativ. An den fünf grossen Knotenpunkten in der Schweiz – Basel SBB, Bern, Genf, Luzern und Zürich HB – wurde im Jahr 2016 laut dem Marktforscher GFK über eine Milliarde Franken Umsatz gemacht. Spitzenreiter ist der Bahnhof Bern mit einem Umsatz von rund 30'000 Franken pro Quadratmeter. Die Umsätze der einzelnen Händler können aber mehr als doppelt so hoch sein, wie das Beispiel Coop to go am Hauptbahnhof Zürich zeigt: Coop erzielte mit diesem Shop im Jahr 2016 einen Umsatz von 70'000 Franken pro Quadratmeter.
Wie viel das ist, zeigt ein Vergleich mit dem Einkaufszentrum Glatt. Es führt die Top 20 der produktivsten Shoppingcenter der Schweiz an. Der Umsatz pro Quadratmeter beträgt dort knapp 14'000 Franken.
Hohe Mietkosten
Wer letztlich das Rennen um die Bahnhofsflächen gewinnt, entscheidet die SBB erst Mitte nächsten Jahres. Den Zuschlag erteilt ein «breit abgestütztes Beurteilungsgremium», wie die SBB schreibt. Die Flächen befinden sich über die ganze Schweiz verteilt an über 200 Bahnhöfen.
Doch nicht nur die Umsätze sind hoch, sondern auch die Mieten. Über die Höhe hält sich die SBB aber bedeckt – zu laufenden Verträgen gebe man keine Auskunft. Immobilienexperte Patrick Schnorf von Wüest Partner spricht von einer hohen Bandbreite, in der sich die Mietkosten bewegen können: «Je nach Passantenfrequenz reichen die Mieten von wenigen hundert Franken pro Quadratmeter und Jahr bis zu mehreren tausend Franken.»
Dennoch erwartet der Experte, dass sich neben Valora und Coop auch noch andere Anbieter für die Bahnhofsstandorte bewerben werden. «Diese Flächen haben sich im Gegensatz zum restlichen Detailhandel umsatzmässig sehr gut entwickelt.»