Rassismus und Hass: Corona-Skeptiker attackieren Reporter nach Enthüllungsbericht

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Rassismus und HassCorona-Skeptiker attackieren Reporter nach Enthüllungsbericht

Ein Portal in der Westschweiz berichtet in einer Artikel-Serie über das Handeln der Corona-Skeptiker. Der Reporter hinter dem Bericht erhält seither rassistische und hasserfüllte Beleidigungen.

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Ein mehrteiliger Bericht befasst sich über die Tätigkeit der Corona-Skeptiker in der Westschweiz.

Ein mehrteiliger Bericht befasst sich über die Tätigkeit der Corona-Skeptiker in der Westschweiz.

Screenshot Léman Bleu
Dabei werden einige der prominentesten Köpfe hinter den Verschwörungstheorien gezeigt. 

Dabei werden einige der prominentesten Köpfe hinter den Verschwörungstheorien gezeigt.

Screenshot Léman Bleu
So erscheint etwa Chloé Frammery, die auf Youtube einen Channel betreibt, in dem unter anderem aufgerufen wird, sich gegen die Maskenpflicht zu wehren. 

So erscheint etwa Chloé Frammery, die auf Youtube einen Channel betreibt, in dem unter anderem aufgerufen wird, sich gegen die Maskenpflicht zu wehren.

Screenshot Léman Bleu

Darum gehts

  • Das Portal Heidi.news veröffentlicht mehrere Artikel über die Tätigkeit der Corona-Skeptiker.
  • Der Journalist hinter dem Bericht wird seither rassistisch beleidigt.
  • Heidi.news überlegt sich, Strafanzeige zu erstatten.

Ein Bericht des Onlineportals Heidi.news über Corona-Skeptiker-Kreise in der Romandie hat im Internet eine Welle von erbosten Kommentaren ausgelöst. Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt «nachdrücklich die rassistischen Beleidigungen», die sich direkt gegen den Journalisten richten, der verdeckt recherchiert und die Geschichte geschrieben hat.

«Diese Reaktionen erinnern daran, dass die Schweiz gegen Rassismus und Hass auf Journalisten nicht immun ist», teilte die Schweizer Sektion der NGO am Dienstag in einer Stellungnahme mit. Die Kommentare einiger Internetnutzer in sozialen Netzwerken seien «zutiefst schockierend».

Gruppierung infiltriert

Heidi.news überlegt sich, Strafanzeige zu erstatten, wie Chefredaktor Serge Michel der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Bislang sind nur zwei der sieben Teile der Recherche mit dem Titel «Au coeur de la complosphère» (Im Zentrum der Verschwörung) veröffentlicht worden. Léman Bleu, der sich an dieser Recherche beteiligt hatte, veröffentlichte ebenfalls einen Bericht zu diesem Thema.

Der Journalist Sami Zaïbi leitete die Recherche. Zwei Monate lang unterwanderte er eine Gruppierung aus sogenannten Corona-Skeptikern, die insbesondere das Referendum gegen die Corona-Warn-App lancierte. Der Genfer tunesischer Herkunft schloss sich dem Team an, das Videos für einen Web-Kanal produziert, dessen Ziel es ist, «Überlebenstipps für diese Welt in der Verdammnis» zu geben.

Mehrere Lehrer unter den Corona-Skeptikern

Zaïbi hat diese «Flut von Beleidigungen» erwartet, wie er auf Anfrage sagte. Er habe sich bereit erklärt, die journalistische Herausforderung anzunehmen, wegen des öffentlichen Interesses an diesem Thema und an den Menschen, die in diesen Kreisen verkehren. «Inmitten einer Gesundheitskrise sind ihre Theorien gefährlich, denn es sterben Menschen», sagte der Journalist.

Unter den im Bericht genannten Personen protestiert eine Lehrerin, die sich derzeit im Sabbatical befindet, gegen die Undercover-Reportage von Heidi.news und prangert «Lügen an, die ihr schaden wollen». Sie plant, Strafanzeige wegen Verleumdung und Persönlichkeitsverletzung zu erstatten.

Genfer Erziehungsdepartement ist informiert

Chefredaktor Michel rechtfertigt hingegen die verdeckte Recherche. Der Zweck dieser Methode sei es in diesem speziellen Fall gewesen, Informationen von öffentlichem Interesse zu erhalten, die auf anderem Wege nicht hätten beschafft werden können.

Nachdem die Journalisten herausfanden, dass mehrere Lehrer in diesen Corona-Skeptikern-Kreisen verkehren, wurde Heidi.news beim Genfer Erziehungsdepartement vorstellig. Das Departement äussere sich nicht zu den Personalakten seiner Mitarbeiter, hiess es am Dienstag auf Anfrage von Keystone-SDA.

Es sei jedoch klar, dass Äusserungen im Sinne der Verschwörungstheorien im Klassenzimmer nicht toleriert würden. Was öffentliche Äusserungen anbelange, so ist die Meinungsfreiheit durch die Bundesverfassung garantiert, hiess es weiter. Für Amtsträger könnten je nach ihrer Funktion, dem Kontext oder dem Inhalt des Ausdrucks Einschränkungen gelten.

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