Covid-Kredite kosten den Bund mehr als eine Milliarde Franken

Aktualisiert

Corona-Kredite «Der Bund wird praktisch alles verlieren»

Firmen konnten während der Corona-Pandemie beim Bund Kredite beantragen. Nun kommt ans Licht, dass diese in über 10’000 Fällen nicht zurückbezahlt werden können.

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Der Bund sei bei Konkursen indirekter Kreditgeber und somit im dritten Rang. Dadurch bleibe dem Gläubiger meistens nichts oder nur ein ganz kleiner Betrag, so Egeli.

Der Bund sei bei Konkursen indirekter Kreditgeber und somit im dritten Rang. Dadurch bleibe dem Gläubiger meistens nichts oder nur ein ganz kleiner Betrag, so Egeli.

IMAGO/Andreas Haas
Die Idee der «unkomplizierten Kreditvergabe» kam ausgerechnet vom damaligen Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein.

Die Idee der «unkomplizierten Kreditvergabe» kam ausgerechnet vom damaligen Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein.

IMAGO/Geisser
Der damalige Finanzminister Ueli Maurer ging davon aus, dass der Bund nur für maximal zehn Prozent der Kredite geradestehen müsste.

Der damalige Finanzminister Ueli Maurer ging davon aus, dass der Bund nur für maximal zehn Prozent der Kredite geradestehen müsste.

20min/Tarek El Sayed

Darum gehts

  • Die Kreditvergabe während der Corona-Pandemie kommt den Bund nun teuer zu stehen. 

  • Leidtragende sind aber auch die Steuerzahler. 

  • Die Idee für die «unkomplizierte Kreditvergabe» kam ausgerechnet vom damaligen Credit-Suisse-Chef.

137’000 zinslose Kredite im Umfang von 17 Milliarden Franken. So viel Geld haben Banken im Auftrag des Bundes während der Pandemie vergeben, ohne zuvor die Kreditwürdigkeit der Empfängerinnen und Empfänger zu prüfen. Dies kommt den Bund nun teuer zu stehen, wie ein Artikel in der «SonntagsZeitung» zeigt.  

Kann ein Unternehmen den Kredit definitiv nicht mehr zurückzahlen, muss der Bund den Banken diese Gelder aus der Staatskasse zurückbezahlen. Dies, weil er für die Kredite die Bürgschaft übernommen hat. Schlussendlich kommt das die Steuerzahler teuer zu stehen. Nach aktuellen Schätzungen liegt die Gesamtsumme der Kredite, welche der Bund den Banken zurückzahlen muss, bei rund 1,1 Milliarden Franken, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. 

«Bund wird praktisch alles verlieren»

Damit aber noch nicht genug: Die kreditgebenden Banken haben bis heute 10’600  Covid-Kredite im Umfang von 800 Millionen Franken übergeben. Dies geschieht an sogenannte Bürgschaftsgenossenschaften und passiert dann, wenn ein Unternehmen Konkurs geht oder Kreditmissbrauch vorliegt. 

Doch auch die Bürgschaftsgenossenschaften haben Pflichten. Sie müssen versuchen, einen Teil des Geldes irgendwie einzutreiben. Dies kann auf dem Konkursweg oder mit anderen rechtlichen Mitteln geschehen. «Es ist schon jetzt klar, dass der Bund von den Covid-Krediten, bei welchen aktuell ein Rückforderungsverfahren läuft, praktisch alles verlieren wird», sagt Raoul Egeli, Präsident des Gläubigerverbandes Creditreform gegenüber der «SonntagsZeitung». Der Bund sei bei Konkursen indirekter Kreditgeber und somit im dritten Rang. Dadurch bleibe dem Gläubiger meistens nichts oder nur ein ganz kleiner Betrag, so Egeli weiter.

Kredite in Höhe von 8,8 Milliarden laufen noch weiter

Doch Egeli geht noch weiter. «Auch bei den noch laufenden Covid-Krediten wird der Bund einen hohen Anteil definitiv ans Bein streichen müssen», sagt Creditreform-Präsident. Denn: Bis jetzt haben nur rund ein Viertel der Firmen ihren Covid-Kredit zurückbezahlt. Kredite in der Höhe von 8,8 Milliarden Franken laufen regulär weiter. 

«Der Umgang war zu fahrlässig»

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi

Die SVP hat keine Freude an den neuen Zahlen. So sagt etwa Fraktionschef Thomas Aeschi gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Die SVP hat die Covid-Kredite stets kritisch beurteilt.» Die Partei bekomme jetzt leider Recht. «Der Umgang war zu fahrlässig», so Aeschi weiter. Die Leidtragenden seien jetzt die Steuerzahler. Die Banken warben während der Corona-Pandemie mit unkomplizierten Kreditvergaben. Innerhalb von 30 Minuten konnte man «rasch und unkompliziert» einen Kredit von bis zu einer halben Million Franken aufnehmen.

Die Idee für die Vergabe der «unkomplizierten» Kredite kam ausgerechnet von der Credit Suisse – die Bank, die nur noch dank Staatshilfe existiert. Der damalige CEO der Bank, Thomas Gottstein, konnte Ueli Maurer von der Idee überzeugen. Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, ging Maurer davon aus, dass der Bund nur für maximal zehn Prozent der Kredite geradestehen müsste. 

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