GrossbankCredit Suisse am Schlingern – wann reagiert die SNB?
Der Aktienkurs der Credit Suisse befand sich am Mittwoch zeitweise im freien Fall. Finanzpolitiker sorgen sich zwar nicht um die Bank – erwarten aber, dass die Nationalbank die Märkte beruhigt.


- von
- Christof Vuille ,
- Daniel Graf
Darum gehts
Der Aktienkurs der Credit Suisse befand sich am Mittwoch im freien Fall, verlor zeitweise 30 Prozent.
Das Schlingern der Grossbank ist auch in Bundesbern ein Thema.
Parlamentarier mit Erfahrung im Bankwesen sorgen sich zwar nicht um die Grossbank selber – diese sei stabiler, als der Aktienkurs vermuten lasse.
Sie erhoffen sich aber ein klares Statement der Schweizerischen Nationalbank, um die Märkte zu beruhigen.
Die Grossbank Credit Suisse ist ins Schlingern geraten. Der Aktienkurs verlor am Mittwoch zeitweise über 30 Prozent. In den sozialen Medien wird bereits über den Untergang oder eine Rettungsaktion für die Bank spekuliert.
Auch der Chefredaktor des Branchenmagazins «Cash» fragt in einem Kommentar: «Wie lange geht das noch gut?» Beim Absturz der CS sieht er Parallelen zum Swissair-Grounding 2001 und zur UBS-Rettung im Jahr 2008.
Nationalbank schweigt bislang
Die Schweizerische Nationalbank schweigt derweil. Und Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Bern? «Es ist niemandem geholfen, wenn die Politik nun Panik schürt. Ich bin überzeugt, dass in grossen Teilen der Bank mehr Substanz vorhanden ist, als im Börsenkurs widergespiegelt wird», sagt BDP-Nationalrat Martin Landolt, der lange für die UBS tätig war. Er appelliert aber an die SNB: «Wünschenswert wäre eine Klarstellung, die Vertrauen zurückbringt.»
Auch Hans-Peter Portmann (FDP) glaubt nicht, dass die Solvenz der CS akut gefährdet ist. «Wäre das der Fall, hätte die CS rechtzeitig die Reissleine gezogen und die Geschäfte eingestellt. Eine Staatsrettung wäre nur nötig, wenn die CS nicht mehr solvent wäre.» Im Gegensatz zur UBS im Jahr 2008 habe die CS keine «toxischen Papiere» in ihrem Portfolio. «Die Rettung der UBS wurde aufgrund der Immobilienkrise notwendig, weil diese Papiere plötzlich wertlos waren. Das ist heute anders, die CS hat keine zahlungsunfähigen Gläubiger», sagt der Vize-Präsident des Zürcher Bankenverbands.
Glaubst du, dass die CS vom Staat gerettet werden muss?
«Weltweiter Kollaps könnte auch die CS treffen»
Ein Aber gibt es laut Portmann allerdings: «Wenn es zu einem weltweiten Kollaps kommt, wenn eine Bank absäuft und die nächste mitreisst, dann kann es auch die CS treffen.» Käme es tatsächlich zum Kollaps, müssten laut Portmann alle Staaten hinstehen. «Bevor aufgrund von Bankenpleiten die Unternehmen und die Privaten pleitegehen, müssten die Staaten einspringen.»
Portmann geht davon aus, dass die SNB nun erst einmal eine sorgfältige Marktanalyse durchführt. «Das braucht seine Zeit. Ich würde nicht in den nächsten Stunden, sondern eher in zwei bis drei Tagen mit einem Statement der SNB rechnen.» Die SNB mache keine Schnellschüsse.
«SNB wird wohl bald Liquidität zur Verfügung stellen»
SVP-Nationalrat und Banker Thomas Matter erwartet mehr als bloss eine Marktanalyse: «Ich glaube nicht, dass die CS ein Solvenzproblem hat und vom Staat gerettet werden muss. Aber auch aus psychologischen Gründen ist es denkbar, dass gerade sehr viele Kunden ihre Gelder abziehen», sagt er. In diesem Fall drohe ein Liquiditätsengpass. «Ich kann mir vorstellen, dass die SNB deshalb schon sehr bald Liquidität gegen Sicherheiten zur Verfügung stellen könnte.»
Gedanken macht man sich auch auf der linken Ratsseite. Mehrere angefragte SP-Promis wollen sich aber nicht zitieren lassen - wohl auch aus Angst, die Situation womöglich zu verschlimmern.
Update 21 Uhr: Die SNB und die Finma haben mittlerweile eine gemeinsame Stellungnahme herausgegeben.
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