Konrad HummlerCredit Suisse wird laut Ex-Banker nicht überleben – «Vertrauen ist weg»
Der frühere Wegelin-Privatbankier rechnet nicht damit, dass die Credit Suisse die momentane Krise überstehen wird. Dies sei aber erst der Anfang – so werden die USA künftig wohl deutlich mehr Druck ausüben.
- von
- Benedikt Hollenstein
Darum gehts
Konrad Hummler rechnet damit, dass die Credit Suisse nicht mehr gerettet wird.
Laut dem Unternehmer, der früher ebenfalls eine Bank leitete, würde sonst etwa das Schweizer Credit-Rating in Gefahr gebracht.
Weiter prognostiziert er, dass die Vereinigten Staaten die Krise auch nützen werden, um mit Hinblick auf die Ukraine Druck auf den Bundesrat auszuüben.
Der ehemalige Privatbankier Konrad Hummler stellt der Credit Suisse hinsichtlich der weiteren Existenz der Grossbank keine gute Prognose auf. Die Schweizer Behörden hätten zwar das Richtige getan und der Bank Liquiditätshilfe zugesichert, auch dies führte allerdings nur zu einer kurzen Entspannung am Markt. Nach wie vor ist die Situation an den Kreditmärkten laut Hummler sehr angespannt.
Für den Banker stellt sich deshalb die Frage, ob die CS überhaupt gerettet werden kann. «Wenn das Vertrauen einmal weg ist, ist es weg», fasst es Hummler zusammen. Unter der Führung des heute 70-Jährigen wuchs die Privatbank Wegelin & Co. von 25 auf etwa 700 Mitarbeiter, geriet aber in den 2010er-Jahren ins Visier der USA. Nachdem die US-Steuerbehörde mit einer Anklage wegen Anstiftung zu schwerer Steuerhinterziehung gedroht und grossen Druck auf die Bank ausgeübt hatte, wurde der Grossteil des Privatkundengeschäfts an Raiffeisen verkauft.
Credit-Rating könnte geschwächt werden
Nach der Meinung des Unternehmers sollen internationale Konzerne, etwa Swiss Life, künftig nicht eingreifen, wenn die CS das verloren gegangene Vertrauen nicht mehr herstellen könne. «Man darf ein Problem nicht dadurch lösen, dass man es jemandem aufhalst.» Denn bei einem Engagement für die CS sieht Konrad Hummler auch das Schweizer Credit-Rating, das weltweit einen hervorragenden Ruf geniesst, in Gefahr.
Konrad Hummler glaubt also nicht mehr an eine Rettung der Credit Suisse, wie er im Interview mit der «NZZ» sagt. «Die internationalen Kreditmärkte reagieren zu negativ, das System ist hochsensibel.» Nach seiner Einschätzung müsse man sich darauf einstellen, dass die Schweiz eine Grossbank verliert. «Entweder wird die CS standardmässig abgewickelt und die gesunden Sparten der Bank gerettet, oder die Abwicklung wird auf eine andere Grossbank übertragen und die Finma und der Staat übernehmen die Garantie», so Hummler. Schliesslich sei die Credit Suisse nicht insolvent, es fehle ihr einfach an Liquidität.
Hummler hat aber nicht nur Erfahrung mit kriselnden Finanzinstituten, sondern auch mit US-Behörden, die Entscheidungen hierzulande beeinflussen wollen. So übte der US-Botschafter in der Schweiz, Scott Miller, in einem Interview mit der «NZZ» kürzlich scharfe Kritik an der Schweizer Russlandpolitik. Vom Schweizer Entscheid, keine Waffen an die Ukraine zu liefern, profitiere der Aggressor, der alle Prinzipien des internationalen Rechts verletze. Miller forderte, dass die Schweiz deutlich mehr russische Gelder sanktioniert und Waffen liefert.
Schweizer Krise könnte Weltwirtschaft in Gefahr bringen
«Die USA haben den Hebel schon immer bei Bankenkrisen angesetzt», sagt Hummler. Denn die Schweiz sei derart verflochten mit dem internationalen Finanzsystem, dass eine Krise des Schweizer Bankenplatzes auch eine Gefahr für die Weltwirtschaft bedeuten könne. Die USA wüssten das und nützten den enormen Druck, um gleich ein paar Pendenzen anzusprechen, wie Hummler gegenüber der «NZZ» sagt.
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