Zu früh nach New York weitergereistCS-Präsident verstiess nach Einreise in die Schweiz gegen Quarantänepflicht
Der im Frühling neu eingesetzte CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório hat die geltenden Quarantäne-Bestimmungen verletzt: Der 57-jährige Top-Banker flog wenige Tage nach seiner Rückkehr aus London nach New York weiter.
Darum gehts
Der Portugiese Horta-Osório wurde im April als neuer VR-Präsident der Credit Suisse eingesetzt. Die Grossbank setzte grosse Hoffnungen in den Portugiesen: Er sollte der von Krisen geschüttelten Grossbank eine neue Strategie verpassen und das Image der Bank verbessern. Gegenüber dem «Handelsblatt» sagte er unter anderem, er wolle «das Augenmerk auf die persönliche Verantwortung und Rechenschaft» konzentrieren.
Doch nun hat er offenbar gegen die aktuellen Quarantänebestimmungen verstossen, wie der «Blick» berichtet. So war Horta-Osório am 28. November mit einem Privatjet aus London nach Zürich zurückgeflogen – zu einem Zeitpunkt, an dem die Schweiz Grossbritannien bereits auf eine Liste von Ländern gesetzt hatte, aus denen Einreisende zehn Tage in Quarantäne müssen.
Der Banker sei «von verschiedenen Seiten» darauf aufmerksam gemacht worden, heisst es im Bericht weiter. Nachdem er nach Hause nach Wollerau gefahren war, beauftragte er Felix Gutzwiller, den früheren CS-Beirat und ehemaligen Gesundheitspolitiker der FDP, sich nach Erleichterungen oder gar einer Befreiung von der Quarantänepflicht zu erkundigen. Doch sowohl auf Kantons- wie auch auf Bundesebene sei das Ansinnen klar abgelehnt worden, schreibt der «Blick».
Dennoch stieg Horta-Osório gemäss «Blick»-Informationen drei Tage später in ein Flugzeug und flog auf die iberische Halbinsel, obwohl er zuhause in Quarantäne sitzen sollte. Anschliessend flog er nach New York weiter.
Entschuldigungen von Horta-Osório und der CS
Dies löste offenbar innerhalb der Bank Unbehagen aus, obwohl nur ein kleiner Kreis Bescheid wusste: Anfang der Woche informierte die CS sogar die Bankenaufsicht Finma über den Fall. Wie der «Blick» weiter schreibt, soll das Verhalten Horta-Osórios nun sogar das wichtigste Thema an Gesprächen des VR-Ausschusses sein.
In einem Statement vom Mittwoch äusserte sich Horta-Osório zum Vorfall: «Es ist mir wichtig, die Schweizer Quarantänevorschriften einzuhalten, und ich habe dies von der Ankunft in der Schweiz am 28. November 2021 bis zur Abreise auch sorgfältig getan. Alle Sitzungen, die ich in der Schweiz abhielt, wurden virtuell abgehalten, ebenso wie meine öffentliche Rede, die ich letzte Woche in Zürich hielt.» Er habe «unbeabsichtigt gegen die Schweizer Quarantänebestimmungen verstossen», indem er das Land am 1. Dezember vorzeitig verlassen habe. «Ich bedaure diesen Fehler aufrichtig. Ich entschuldige mich und werde dafür sorgen, dass dies nicht wieder vorkommt», liess er weiter verlauten.
Auch die CS nahm Stellung: «Credit Suisse bedauert, dass es im Zusammenhang mit der Reisetätigkeit ihres Präsidenten zu einem Verstoss gegen die Quarantänebestimmungen gekommen ist. Die Einhaltung der geltenden Gesetze und Richtlinien hat für Credit Suisse und für den Präsidenten persönlich höchste Priorität», so die Bank.
Selbstanzeige von Horta-Osório
Am Mittwochabend vermeldete der «Blick» nun unter Berufung auf Horta-Osórios Anwälte, der VR-Präsident habe sich nun selbst angezeigt. «Herr Antonio Horta-Osório hat Selbstanzeige wegen möglicher Übertretung gemäss Epidemiegesetz Art. 83 eingereicht», heisse es im entsprechenden Schreiben. Der Artikel erfasse die Verletzung von Ein- und Ausreisebestimmungen oder den Versuch, sich einer angeordneten Quarantäne zu entziehen. Darauf stehen laut dem Bericht bis zu 5000 Franken Busse.