Flutkatastrophe: Dammbruch – Hunderttausende in Gefahr

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FlutkatastropheDammbruch – Hunderttausende in Gefahr

Nach einem Dammbruch im Süden Pakistans bedroht das Hochwasser nun drei bislang verschonte Ortschaften. Die Menschen müssen ihre Häuser verlassen.

Im verzweifelten Kampf gegen die Hochwasserkatastrophe in Pakistan haben die Rettungskräfte weitere Städte evakuiert. Rund 400 000 Menschen mussten sich in Sicherheit bringen.

In der südlichen Provinz Sindh brach ein wichtiger Damm am Fluss Indus, dessen braune Wassermassen nun die Städte Sujawal, Daro und Mirpur Batoro bedrohten.

«Die Evakuierung der Gegend läuft. Wir haben die Bevölkerung noch einmal gewarnt und sie aufgerufen, sofort die Flucht zu ergreifen», sagte am Donnerstag der örtliche Leiter des Katastrophenschutzes in Sindh, Saleh Farooqi. Es könnten noch weitere Dämme brechen. Dann müssten wahrscheinlich noch andere Städte im Indus-Delta evakuiert werden.

In den Hochwassergebieten sind nach UNO-Schätzungen mehr als 800 000 Menschen vom Tod durch Hunger oder Seuchen bedroht. Tausende Menschen sind in den Fluten ums Leben gekommen, Millionen sind obdachlos.

Ein Armeesprecher äusserte die Befürchtung, dass es bald zu Unruhen kommen könnte, wenn die Versorgung der Hochwasseropfer nicht schnell verbessert werde. Die meisten Gegenden sind nur mit dem Helikopter zu erreichen.

Die Umweltkatastrophe könnte auch den Kampf gegen islamische Extremisten beeinträchtigen, in dem die Regierung einige Erfolge erzielt hatte.

Die Armee, die die Hilfsanstrengungen koordiniert, hat bereits einige Helikopter aus den Gebieten der Aufständischen abgezogen. Zudem versuchen islamistische Wohltätigkeitsorganisationen, durch eigene Hochwasser-Hilfen die Menschen auf ihre Seite zu ziehen.

Problem Trinkwasser

Etwa 3,5 Millionen Überlebende der Jahrhundertflut in Pakistan haben nach Angaben der UNO keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. «Die Menschen müssen schmutziges Wasser trinken, was die Gefahr von Durchfallerkrankungen erhöht», heisst es in einer am Donnerstag in Islamabad verbreiteten Erklärung des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF).

Derzeit seien sie in der Lage, etwa 2,5 Millionen Menschen in den Flutgebieten mit jeweils 5 Liter sauberem Wasser am Tag zu versorgen. «Doch das ist längst nicht genug».

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bislang etwa 3,2 Millionen Menschen wegen Haut- und Atemwegserkrankungen sowie Durchfall behandelt. Ausserdem gebe es etwa 65 000 Malaria- Fälle.

Riesige Ernteverluste

Die UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) teilte mit, das Hochwasser habe landesweit insgesamt 32 000 Quadratkilometer landwirtschaftliche Nutzfläche zerstört. Auch seien etwa 200 000 Rinder ums Leben gekommen.

Nach Angaben der Regierung summieren sich allein beim Reis die Ernteverluste auf etwa 1,5 Millionen Tonnen. Grosse Verluste gebe es auch bei Baumwolle, Zuckerrohr, Getreide sowie Obst und Gemüse. Die Überschwemmungen hätten zahlreiche Lager mit mehreren Zehntausend Tonnen Lebensmittelreserven überflutet. (sda)

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