
Dein Handylicht scheint die einzige Lichtquelle im Restaurant zu sein? Das hat Prinzip.
Darkroom-Core Darum dimmen Restaurants das Licht runter
Hast du schon mal eine Taschenlampe gebraucht, um das Menü zu lesen? In Restaurants wird es immer dunkler. Das steckt dahinter.
Licht aus im Resti – das scheint aktuell in vielen, vor allem neuen und trendigen Restaurants zu gelten. Plötzlich sitzt du in einem dunklen Raum, irgendwo flackert ein schummriges, häufig rotes, LED-Licht. Vielleicht steht auf deinem Tisch noch eine Kerze oder zumindest ein Teelicht. Von der Decke kommt in den seltensten Fällen Licht. Willkommen im Darkroom-Core.
Fühlst du dich in hellen oder in dunklen Restaurants wohler?
Mit dem speziellen Lichtkonzept will man laut der «New York Times» Intimität schaffen und ein positives Gefühl von Gefahr verkaufen. In den USA finden sich mittlerweile unzählige Restaurants, die die Darkroom-Core-Ästhetik aufgreifen. Dabei ist der Trend nicht unbedingt neu, so gibt es zum Beispiel auch in Paris oder anderen europäischen Grossstädten viele Bars und Restaurants, die auf wenig oder rötliches Licht setzen. Und auch in der Schweiz geht in immer mehr Restaurants das Licht aus.
Was ist Darkroom-Core?
Zürcher Bar mit Lichtkonzept
In Schweizer Bars ist dunkle Beleuchtung gang und gäbe, so etwa im Brick in Zürich. Auf die Frage, warum es in der Bar so dunkel ist, sagt ein Mitarbeiter: «Licht ist in einer Bar sicher ein wichtiger Faktor. Grundsätzlich ist es im Brick für den Apéro eher etwas zu dunkel. Doch je später die Stunde, umso besser passt es, wie es ist.»
Und weiter: «In einer Late-Night-Bar ist es wohl besser, wenn man nicht allzu gut ausgeleuchtet wird. Die wenigsten fühlen sich dabei so spät wohl.» Die Bar liess sich bei der Beleuchtungswahl beraten.
In den Online-Rezensionen wird immer wieder die Atmosphäre gelobt. Dazu heisst es: «Das Licht hat bestimmt einen grossen Anteil an der Atmosphäre. Im Brick ist uns eine gute Abstimmung gelungen und dies scheint den Leuten zu gefallen.»
Beleuchtung wird geliebt oder kritisiert
Doch was in Bars gut funktioniert, muss nicht für Restaurants gelten. So heisst es in Onlinebewertungen von Loft Five, einem beliebten Restaurant mit Bar in Zürich, die «Atmosphäre ist toll», oder: «Im Inneren ist das Restaurant schön, mit wenig Licht und vielen jungen Leuten.» Doch es gibt auch Bewertungen, die das Ambiente als «unangenehm» beschreiben.
Auch die Beleuchtung im Bebek, einem orientalischen Restaurant in Zürich, wird online gelobt («Die Einrichtung ist toll; wirklich coole, flippige Lichter.»), aber auch kritisiert («Das Innere des Bebek sieht cool aus, aber als wir dort waren, war es etwas dunkel.»).
Das sagt der Beleuchtungsexperte
Worauf kommt es nun an bei der Beleuchtung eines Restaurants? Das erklärt Adi Aicher, Gründer des Lichtplanungsbüros Sektor4. Er sagt, es sei in Restaurants eher dunkel, «damit der Fokus aufs Essen gelegt werden kann». Und weiter: «Für den Gast wird ein privates Ambiente um den Tisch herum geschaffen, dazu braucht es eine dunkle Atmosphäre.»
Auch sei es wichtig, um welche Art von Lokal es sich handele. Dabei stehe zum Beispiel ein Abendessen im Kontrast zu einem Kantinenessen. In Kantinen sei es hell und unprivat, in Dinnerlokalen hingegen solle man sich wohlfühlen. Der Experte sagt auch: «Bistros oder Brasserien beleuchtet man anders als ein Fine-Dining-Lokal, wo man sich auf die kleinsten Details auf dem Teller fokussiert.» Doch wann ist es zu dunkel? Erst, wenn die Taschenlampe zum Vorschein kommt?
Vom Experten heisst es: «Neben der Art des Restaurants, beeinflussen verschiedene Faktoren, insbesondere das Alter der anvisierten Gäste, diese Einschätzung. Welche Zielgruppe möchte der Gastronom erreichen – ein jüngeres Publikum oder eines im fortgeschrittenen Alter? Beide haben unterschiedliche Ansprüche an die Lichtverhältnisse.»
In welchem Restaurant war es dir schon mal zu dunkel?