GebührenstreitDarum droht mit den neuen Debitkarten eine Preiserhöhung
Wenn Kundinnen und Kunden kleine Beträge mit Karte zahlen, kostet das die Händler hohe Gebühren. Darum fordern die Detaillisten jetzt von der Weko ein Einschreiten.
Darum gehts
Seit der Pandemie bezahlt die Schweizer Bevölkerung fast nur noch mit Karte. Die Kreditkartengesellschaften und Banken reiben sich deshalb die Hände. Denn bei jedem Kauf mit Karte gibts eine Abwicklungsgebühr. Zusätzlich fliesst eine Umsatzbeteiligung an die Bank, von der die Karte kommt.
Die sogenannte Interchange Fee gibt es bei allen Kreditkarten und bei den neuen Debitkarten mit Logos von Visa und Mastercard. Nur bei Maestro und Postfinance gibts keine Umsatzbeteiligung. Der Austausch der Karten läuft bei vielen Banken, wie die «Handelszeitung» schreibt.
Allein mit Debitkarten sammeln die Banken pro Jahr 70 Millionen Franken ein, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Swiss Economics zeigt. Mit Kreditkarten sind es 180 Millionen Franken. Die Studienautoren und -autorinnen rechneten dafür die Zahlen eines Händlers hoch. Dieser zahlt 0,12 Prozent Umsatzbeteiligung bei Debitkarten und 0,87 Prozent bei Kreditkarten.
Händler fordern Weko zum Handeln auf
Der Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ), hinter dem Händler wie die Migros und Coop sowie Hotel- und Wirteverbände stehen, macht nun mobil gegen diese Gebühren. Denn derzeit bezahle der Handel nicht nur seine eigenen Geschäftspartner und -partnerinnen, sondern auch die Banken der Kundschaft, heisst es beim VEZ.
Der Verband hat deshalb die Wettbewerbskommission (Weko) aufgefordert, tätig zu werden. Diese ist bereits in Gesprächen mit Visa und Mastercard. Die Weko hat den Firmen einst versichert, keine Verfahren gegen die neuen Gebühren zu eröffnen – solange ihr Marktanteil unter 15 Prozent liegt. Noch sei diese Schwelle nicht erreicht. Laut der Weko könne das aber sehr schnell gehen.
Händler wollen Preiserhöhungen «wenn immer möglich abwenden»
Die Händler hoffen auf die Weko. Sonst könnten Preiserhöhungen folgen. So begrüsst Manor das Vorgehen des Verbands, um damit eine unnötige Verteuerung von Produkten zu vermeiden, wie eine Sprecherin zu 20 Minuten sagt.
Bei der Migros heisst es auf Anfrage, dass noch nicht absehbar ist, ob eine Preiserhöhung die Folge wäre, wenn die Gebühren nicht sinken. Eine Preiserhöhung wolle die Migros möglichst verhindern, sagt ein Sprecher. Auch Coop will Preiserhöhungen wenn immer möglich abwenden, wie es auf Anfrage heisst.
Preiserhöhungen sind für den Experten die logische Folge
Falls es keine Gebührensenkungen gibt, wären Preiserhöhungen aber der logische Schritt, sagt der Kommunikations- und Detailhandelsexperte Fidel Stöhlker zu 20 Minuten. «Man gibt ja immer die Preise weiter, das kennt man auch vom Benzin», so Stöhlker.
Zwar wäre die Preiserhöhung gering. Es sei aber möglich, dass dann mehr Konsumentinnen und Konsumenten bei teuren Produkten im Ausland einkaufen werden, da der Euro-Kurs ohnehin schon tief ist. «Viele Schweizer werden aber die Faust im Sack machen und weiter in der Schweiz einkaufen», so Stöhlker.