Cristina Baldasarre: Fans identifizieren sich sehr stark mit ­ihrer Mannschaft. Bei einem Erfolg sonnt sich der Fan gerne im Ruhm des Teams. In der Fachsprache heisst dieses Phänomen «basking in reflected glory». Ein bisschen Glanz des Teams fällt dadurch auf die Fans und erhöht ihren Status. Dies beeinflusst das Selbstwertgefühl positiv und macht glücklich. Bei einer Niederlage hin­gegen stirbt bei Fans ein Teil von ihnen. Es geht also um viel Persönliches, das in das Team projiziert wird. Deshalb auch die Nervosität schon Stunden vor dem Spiel.

Viele haben eine sehr starke Verbundenheit mit ihren Wurzeln, auch wenn sie nicht mehr in ihrem Ursprungsland leben. Untersuchungen zeigen zudem, dass Kinder oft vom ­gleichen Team Fan sind wie der Vater.

Können Fangesänge im Stadion die Leistung eines Teams beeinflussen?

Für diese augenscheinliche, leistungssteigernde Unterstützung gibt es noch keine wissenschaftlichen Beweise.

Das sind Schönwetterfans, die bei Erfolgen auf der Jubelwelle mitreiten, sich bei Niederlagen aber auch schnell wieder abwenden. Bei einem Grossanlass wie der WM geht es eben auch um Party und ­gemeinsame Erlebnisse. Viele wollen aus dem Alltag ausbrechen, auf der Strasse feiern, Gleichgesinnte umarmen, offen und fröhlich sein. Es ist eine Gelegenheit, um Dinge zu tun, die sonst im Tagesablauf einer Leistungsgesellschaft wenig Platz finden.