«Absurd teuer!»Darum gehen die Preise für Mietautos kurz vor Ferienstart durch die Decke
Bald ist Ostern, und dann folgen die Frühlingsferien. Wer mit einem Mietauto verreisen will, muss dieses Jahr tief in die Tasche greifen – die Preise sind regelrecht explodiert.
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Darum gehts
News-Scout J. G.* reist nach Frankreich und wollte sich dafür einen Mietwagen reservieren. Dann der Schock: «Mietautos sind hierzulande gerade absurd teuer!» Obwohl er bei Hertz und Europcar Mitglied sei und so bis zu 15 Prozent Rabatt kriege. Die Preise seien so hoch, dass man sich für das Geld schon fast ein Occasion-Auto kaufen könne, tobt J.G.
Bisher habe er rund 1000 Franken bezahlt, um für drei Wochen einen Kombi von Ford oder VW zu mieten. Für die Ferien zwischen dem 19. August und 11. September kostet das nun aber deutlich mehr: Hertz verlangt für einen Ford Focus Kombi ab Zürich Hauptbahnhof 3245 Franken, Europcar für einen VW Passat Kombi 3667 Franken. Etwas günstigster gibt es dort den Skoda-SUV Karoq für 3295 Franken.
Plus 90 Prozent seit 2019
Bei den Mietautos von TCS lag der Preis einer Durchschnittsbuchung im Jahr 2019 noch bei 495 Franken. 2020 waren es 550 Franken, 2021 577 Franken. Für 2022 erwartet der Verein einen Durchschnittspreis auf kommende Buchungen von 941 Franken. Gegenüber 2019 wäre das ein Plus von über 90 Prozent.
An Ostern sieht es ähnlich aus: Wer von Karfreitag um acht Uhr bis Ostermontag um 20 Uhr einen Ford Focus ab Zürich Hauptbahnhof mieten will, bezahlt dafür bei Hertz 803 Franken. Ein Fiat Tipo kostet 933 Franken, ein Volvo XC60 Plug-in Hybrid 960 Franken. Europcar ist über Ostern ab Zürich HB bereits ausgebucht.
J.G. nervte sich so über die Preise, dass er nun ein Auto im deutschen Singen mietet (siehe Box): Dort kostet ein Skoda Oktavia Kombi bei Europcar für drei Wochen 1453 Franken – rund halb so viel wie in der Schweiz. Auch über Ostern sind die Autos bei Europcar in Singen deutlich günstiger.
Darum mieten wir Autos in Deutschland
Wegen der langen Lieferzeiten kommen nun auch noch weniger Neuwagen auf den Markt, wie Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Center Automotive Research sagt. Gleichzeitig müssen die Autovermieter aber Fahrzeuge zurückgeben, da sie diese von den Herstellern nur befristet übernehmen, so Dudenhöffer.
«Die hohe Nachfrage hat die Mietwagenfirmen überrascht», sagt der TCS auf Anfrage. Sie hätten ihre Flotten aufgrund der Unterbrechungen der Lieferketten nicht schnell genug hochfahren können. Der Verband empfiehlt darum, Mietautos möglichst früh zu buchen.
Laut Thorsten Lehmann, Geschäftsführer des Autovermieters Sunny Cars, ist der Bestand an Fahrzeugen darum kleiner als die derzeitige Nachfrage. Auch der Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie und der Chipmangel bereiteten weiterhin Sorgen. Es gebe zudem einen Mangel an Bauteilen, vor allem Kabelbäume fehlten.
Vermieter kämpfen gegen Konkurse
«Um nicht pleite zu gehen, mussten die Vermieter einen grossen Teil ihrer Flotte verkaufen», sagt Frieder Bechtel von billiger-mietwagen.de. Wegen der steigenden Verkaufspreise sei es für die Hersteller zudem nicht mehr so attraktiv, die Autos an Vermieter zu verkaufen.
Vor der Pandemie seien rund zehn Prozent der Neuwagen an die Autovermieter gegangen – «mit hohem Rabatt». Nun seien es noch sechs Prozent. Weltweit sei der Mietwagenbestand gar rund 22 Prozent kleiner als vor der Pandemie, sagt Bechtel.
*Name der Redaktion bekannt.