Null Body PositivityDarum gibt es keine Männer-Plus-Size-Models
In Sachen Körperideale hat sich bei den Frauen in den letzten Jahren einiges getan. Die Männer hinken weit hinterher. Warum?
- von
- Martin Fischer
Ashley Graham (29), Plus-Size-Superstar, hat 4,5 Millionen Instagram-Follower und seit ihrem Durchbruch mit dem «Sport Illustrated»-Cover 2016 über eine Million Franken verdient. Auch die Engländerin Iskra Lawrence (26), die sich für unretouchierte Fotos einsetzt, oder die tätowierte und sehr füllige Tess Holliday (32) bringen es auf Millionen Social-Media-Fans. Das zeigt: In Sachen Diversifizierung von Körperidealen haben weibliche Models in den letzten Jahren einiges erreicht.
Und wo bleiben die Männer? IMG, die grösste Modelagentur der Welt, hat vor gut einem Jahr unter viel medialem Applaus eine Abteilung für männliche Plus-Size-Models lanciert. Ihr Aushängeschild: Zach Miko. Der hat, Stand heute, etwas über 60'000 Instagram-Follower. Und ein Blick aufs IMG-Portfolio zeigt: Er ist dort bis heute der Einzige.
«Wie soll man sie nennen?»
Body Positivity für Männer: Gibt es im Jahr 2017 nicht. Zumindest nirgends, wo sie wahrgenommen würde – nicht in den Kampagnen grosser Modehäuser, nicht auf Social Media. Bart, lange Haare, auch Brusthaare, Tattoos und Piercings: All das ist okay. Aber Muskeln müssen sein, Bauch darf nicht sein.
Ursula Knecht, Chefin der Modelagentur Option, erklärt: «Bei einem Mann wirken zusätzliche Pfunde schnell schwabbelig. Bei einer Frau betonen sie im Idealfall vorhandene Kurven.» Ähnlich sieht das auch Zineta Blank, Agenturchefin bei Visage: «Frauen kann man Curvy Models nennen. Wie soll man die Männer nennen? Fat Models? Das ist nicht sexy.»
«Für Männer gibts seit jeher nur ein Ideal: Adonis»
Blank nennt noch einen historischen Grund für das bisherige Ausbleiben der männlichen Body-Revolution: «In der Kunst gab es für Frauen immer wieder andere Schönheitsideale, mal schlanker, mal kurviger. Für Männer gibts seit jeher eines: Adonis.»
Beide Agenturchefinnen betonen, dass es für Männer mit Extrakilos zurzeit absolut keine Nachfrage gebe. Trotzdem könne es sein, dass da noch was geht. So hat der britische Fashion-Gigant Asos in seinem Online-Shop eine Sektion für «Big Men's Clothing» eingerichtet.
«Ich würde es begrüssen, wenn Plus-Size-Männer Erfolg hätten, denn die allermeisten Männer da draussen haben kein Sixpack – die haben niemanden, mit dem sie sich identifizieren können», sagt Blank. Sie hat auch schon einen Vorschlag, unter welchem Label man die Herren mit mehr dran vermarkten könnte: «Ich fänd Teddy Models gut – denn wer mag Teddybären nicht?»
Würden Sie es begrüssen, mehr Plus-Size-Männer in Kampagnen zu sehen? Diskutieren Sie mit.