Die Gründe für das ScheiternDarum ist die Schweiz ausgeschieden
Trotz dem Wunder gegen Spanien reicht es der Nati nicht für die Achtelfinalqualifikation. Die Gründe dazu sind unterschiedlich, aber vor allem an einem Ort zu finden: Im Sturm.
- von
- Reto Fehr ,
- Bloemfontein
Es sah alles so gut aus nach dem sensationellen 1:0 über Spanien. Doch dann kam die Pleite mit dem diskutablen Schiedsrichter gegen Chile und die Bankrotterklärung gegen Honduras. Es hat nicht viel gefehlt und die Schweiz hätte es in die Runde der letzten 16 geschafft. Es sind Details, die entschieden. Vor allem auf diesem Niveau. «Hätten wir gegen Chile mit elf Mann zu Ende gespielt, hätten wir den Punkt geholt und dann hätte auch das Remis gegen Honduras gereicht», erklärte ein verbitterter Ottmar Hitzfeld kurz nach dem Ausscheiden. Da hat er nicht unrecht. Aber die Schweiz hat es selbst vergeben.
In der Defensive ist die Schweiz Weltklasse. Grichting und von Bergen hielten die Innenverteidigung zusammen und im Tor verhinderte Diego Benaglio mit sensationellen Paraden diverse Gegentore. Selbst der Schiedsrichter der Partie gegen Honduras erkannte: «Euer Torhüter ist der beste des Turniers, aber die anderen sind zu schwach.»
Fehlende Kreativität und harmloser Angriff
Mit den anderen sind zum einen die Mittelfeldspieler gemeint. Über die Seiten kam kein Druck. Gelson Fernandes ist defensiv stark, doch wenn die Schweiz das Spiel machen muss, ist er überfordert. Tranquillo Barnetta war bemüht, doch es reicht einfach nicht. Er ist kein Reisser. Und das defensive Duo Benjamin Huggel und Gökhan Inler steht in der Rückwärtsbewegung fantastisch, doch nach vorne geht nichts. Es fehlte die Kreativität. Ideen bringt höchstens Hakan Yakin ins Spiel. Kein Wunder erzielte die Schweiz in den letzten acht Spielen nie mehr als zwei Tore.
Das grösste Problem liegt aber im Sturm. «Wer keine Tore schiesst, kann kein Spiel gewinnen.» So einfach lautet die älteteste Fussballweisheit. Der Schweizer Angriff war ein laues Lüftchen. Kaum ein Team, das weniger Torchancen kreierte. Blaise Nkufo war ein Totalausfall. Der Routinier erreichte im Nationaldress nur während rund zwei Monaten seine normale Form. Das war damals, als er unter anderem Griechenland abschoss. Seither geht nichts mehr. Eren Derdiyok alleine hätte die Schweiz gegen Chile in der Schlussminute zum Punktgewinn schiessen können. Gegen Spanien überzeugte er, gegen Chile und auch gegen Honduras war leider nicht mehr viel zu sehen von seiner Torgefährlichkeit. Ihm gehört die Zukunft, aber die WM 2010 kam für ihn noch zu früh. Und Alex Frei? Der Basler konnte die mangelnde Spielpraxis nicht verbergen. Und in den 35 Minuten gegen Chile und den 20 Minuten gegen Honduras gelang ihm zu wenig, viel zu wenig.
Auch keine Tore im Training
Schon im Training war das Hauptproblem der Schweizer unübersehbar. In den öffentlichen Übungseinheiten war die Abschlussschwäche der Nati eklatant. Bei Übungen mit Torschuss blieben die Torhüter meist unterfordert, weil die Bälle kaum aufs Tor kamen und wenn, dann wehrten sie die Schüsse meist ab. Jeder 3.-Liga-Trainer würde sich grün und blau ärgern, würden seine Hobbykicker so unkonzentriert an einem Donnerstagabend die Bälle Richtung Tor dreschen. Einziger Lichtblick war dabei jeweils Xherdan Shaqiri. Doch für ihn war es eine WM zum reinschnuppern, vielleicht ist der 18-Jährige 2014 soweit.
Doch auch Hitzfeld ist nicht unschuldig am Schweitern der Schweizer. Klar, die Rote Karte gegen Chile machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Aber gegen Honduras darf er auf Alex Frei nicht verzichten. Verletzungen und schlechte Form hin oder her. Man mag vom eigensinnigen Stürmer denken, was man will. Aber eines weiss er: Wo das Tor steht. Ein Frei hätte in 90 Minuten gegen Honduras sicherlich mehr gebracht, als in den 20 Minuten. Als er reinkam, wusste er: Jede Chance kann meine letzte sein.
Die Schweiz hat es selbst verspielt
Über Schiedsrichterleistungen soll eigentlich nicht diskutiert werden. Man kann es aber drehen und wenden, wie man will. Schiedsrichter Khalil Al Ghamdi aus dem Chile-Spiel trägt eine Teilschuld am Aus der Schweizer. Aber schlussendlich hat die Schweiz es selbst verspielt. Wer gegen Honduras nicht gewinnt, hat in der K.o.-Runde nichts verloren. So eine Chance kommt vielleicht für Jahre nicht mehr. Es wäre ein Traum gewesen im traditionsreichen Ellis Park gegen den Rekordweltmeister Brasilien anzutreten. Die Nati spielte den hässlichsten Fussball der WM. Wir lachen über Griechenlands Mauerfussball, aber was denken die Leute, welche keinen Schweizer Pass besitzen über die Partien unserer Kicker? Man will solchen Fussball nicht sehen. Schon gar nicht, wenn er nicht erfolgreich ist.
Für die EM Qualifikation 2012 steht Hitzfeld viel Arbeit ins Haus. Er muss die Mannschaft umstellen. Neben Nkufo dürften noch weitere Spieler nicht mehr für die Nati spielen. Die Qualifikation für die Euro in Polen und der Ukraine liegt trotz einer starken Gruppe mit England, Bulgarien und Wales drin, aber es braucht auch eine gehörige Portion Glück. Wie eigentlich immer, wenn sich das kleine Fussballland Schweiz für eine Endrunde qualifizieren soll.