US-Wahlkampf: Darum jubeln die Börsen trotz Pattsituation

Publiziert

US-WahlkampfDarum jubeln die Börsen trotz Pattsituation

Donald Trump oder Joe Biden? Die ganze Welt wartet gespannt, wer der nächste US-Präsident wird. Auch die Wirtschaft ist nervös – doch der SMI steigt ins Plus.

Fabian Pöschl
von
Fabian Pöschl

Donald Trump nennt die Wahl einen «Betrug».

20 Minuten

Darum gehts

  • Der Ausgang im US-Wahlkampf ist noch völlig offen.

  • Die unklare Situation ist Gift für die Aktienmärkte.

  • Trotzdem legte der SMI am Mittwoch zu.

Wer wird US-Präsident für die nächsten vier Jahre, Donald Trump oder Joe Biden? Das ist auch am Tag nach der Wahlnacht noch nicht entschieden. Es kann jetzt sehr schnell gehen, möglich ist aber auch ein Rennen über mehrere Tage oder sogar Wochen.

Die Verunsicherung in der Pattsituation ist gross. Die ganze Welt wartet gespannt auf die Ergebnisse aus den USA. Dass Trump angesichts der Verzögerung bei einem Wahlergebnis von «Betrug» sprach, sorgte für zusätzliche Irritation.

Anleger wollten ein klares Resultat im US-Wahlkampf

Auch die Wirtschaft ist nervös. Eigentlich gingen die Börsenanalysten von einem klaren Resultat mit einem Durchmarsch der Demokraten aus, die sogenannte blaue Welle, bei dem sie den Präsidenten stellen und die Mehrheit im Senat von den Republikanern übernehmen würden. Trump war nicht mehr der Favorit der Börsianer.

Allerdings ist den Anlegern gar nicht so wichtig, wer Präsident wird. «Wichtig ist ein klares Resultat. Ungewissheit ist ihnen am unangenehmsten, weil sie dann nicht vorausschauend anlegen können», sagt ZKB-Ökonom Claude Zehnder zu 20 Minuten.

Börse profitiert, dass blaue Welle ausbleibt

Doch die Börsianer erweisen sich trotz des Patts in den USA als flexibel. Zwar gab es am Mittwochmorgen bei einigen Indizes wie dem DAX einen kurzen Taucher, bis zum Handelsende legte er aber um 1,95 Prozent zu. «Im Verlauf des Tages drehten alle wichtigen Indizes in Europa zwischen 1 bis 2 Prozent ins Plus», sagt Zehnder.

Auch an der Wallstreet gab es einen Aufschwung. Der Technologieindex Nasdaq stieg zum Start um 2,54 Prozent. Der Dow Jones durchbrach im Verlauf des Tages zudem die psychologisch wichtige Marke von 28’000 Punkten.

Warum drehten die Börsen wieder ins Positive? Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer von Raiffeisen Schweiz, erklärt dies damit, dass die Republikanische Partei die Mehrheit im Senat wohl verteidigen kann. «Dadurch wären die Kräfte auch mit Biden als Präsident gut verteilt, und es würde nicht zu allzu grossen politischen Veränderungen kommen, was gut für die Märkte ist», so Geissbühler.

Novartis und Roche im Hoch

Weil es nicht zur blauen Welle kam, habe auch der Swiss-Market-Index (SMI) profitiert. Bis zum Abend stieg er um über 3 Prozent. Geissbühler erklärt, dass Biden mit einer Demokratenmehrheit die Preise für Medikamente in den USA hätte drücken wollen.

Deshalb hätten Pharmatitel in den vergangenen Monaten schlecht performt. Jetzt gehe der Markt davon aus, dass es zu keinen signifikanten Regulierungen kommen wird. Entsprechend legten die Aktien von Novartis und Roche um über 3,5 respektive über 5,3 Prozent zu.

Allerdings müsse bis Ende Woche der Präsident bekannt sein, sagt Geissbühler. Sonst würden die Börsen stärker belastet. Anleger sollten deshalb warten, bis das Resultat feststeht.

So wird der Präsident gewählt

Der Präsident wird nicht direkt vom Volk gewählt, sondern durch 538 Wahlmänner und -frauen. Davon stellt jeder Bundesstaat nach Bevölkerungsgrösse eine bestimmte Anzahl. Der Kandidat mit den meisten Wählerstimmen im Bundesstaat verbucht sämtliche Wahlleute des Staates für sich. In Maine und Nebraska werden die Stimmen der Wahlleute nach Mehrheiten in den Wahlbezirken aufgeteilt. Der Gesamtsieger des Staates erhält zwei weitere Stimmen.

Die meisten Staaten sind seit Jahren entweder klar demokratisch oder republikanisch. In diesen Staaten wird es auch diesmal keine Änderungen geben. Deshalb richtet sich das Interesse auf die sogenannten Swing-States, also Staaten, die in der Vergangenheit sowohl demokratisch, wie auch republikanisch gewählt haben. Es sind dies Florida, Iowa, Michigan, North Carolina, Ohio, Pennsylvania und Wisconsin. Arizona war lange Zeit eine republikanische Hochburg, könnte aber diesmal demokratisch wählen. Schliesslich besteht sogar die Möglichkeit, dass die republikanischen Hochburgen Texas und Georgia an die Demokraten gehen könnten.

Deine Meinung

547 Kommentare