
Unterschiedliche Körper, unterschiedlicher Body Mass Index: Der BMI dient im besten Fall als grober Richtwert. Aber eigentlich hat er ausgedient.
Gesundes GewichtDarum kannst du den BMI getrost vergessen
Um das Idealgewicht ranken sich viele Mythen. Einer davon ist der Body Mass Index: Wir verraten, warum dieser Wert ausgedient hat.
- von
- Michelle de Oliveira
Jahrelang galt der Body Mass Index (BMI) als das Mass schlechthin, wenn es darum ging, das Gewicht – und damit oft auch die Gesundheit – zu beurteilen. Auch heute ist er noch weit verbreitet, auch wenn mittlerweile immer mehr Fachpersonen zum Schluss kommen: Der BMI hat ausgedient.

BMI: Bloss aufgrund von Kilos und Grösse zu beurteilen, wie gesund das eigene Gewicht ist, kann falsche Ergebnisse bringen.
Der BMI kann in zahllosen Rechnern im Internet schnell und unkompliziert ermittelt werden. Meist müssen nur Alter, Grösse und Gewicht angegeben werden, manchmal wird zusätzlich nach dem Geschlecht gefragt. Und schon spuckt der Rechner eine Zahl aus, die meist irgendwo zwischen 15 und 30 liegt. Dabei gelten die Werte zwischen 18,5 und 25 als Normalgewicht. Ist der Wert tiefer, leidet man an Untergewicht, liegt er darüber, hat man wohl einige Kilo zu viel, so die Auflösung des BMI.
Kennst du deinen BMI?
Als ganz grobe Richtlinie kannst du den BMI nutzen. Aber zu viel Gewicht soll man ihm nicht geben. Denn: Ein hohes Körpergewicht – und damit ein höherer BMI – kann auch eine Folge von viel Muskelmasse sein. Trainierst du viel und hast entsprechend Muskeln aufgebaut, liegt dein BMI möglicherweise über dem einer Freundin, die sich kaum bewegt und darum auch weniger Muskeln hat. Ihr Wert mag vielleicht mehr dem BMI-Ideal entsprechen, aber er sagt eben nichts über die Gesundheit aus. Denn Muskeln sind dichter und damit schwerer als Fettgewebe. Aber auch gesünder.

Etwas mehr auf den Rippen, aber dafür regelmässige Bewegung: Das ist meist gesünder, als dünn zu sein, sich aber kaum zu bewegen.
Ausserdem kann der BMI Bewegungsgewohnheiten nicht beurteilen: Jemand, der leichtes Übergewicht hat, aber regelmässig Sport treibt, ist sehr wahrscheinlich gesünder als eine sehr schlanke Person, die sich kaum bewegt und ständig Fast Food isst.
Auch eine höhere Knochendichte, gröbere Gelenke oder etwa eine grosse Schulterbreite können den BMI beeinflussen – und damit das Ergebnis verfälschen.
Studien zum BMI
Apfel oder Birne?
Hinzu kommt: Der BMI sagt nichts darüber aus, wie das Gewicht beziehungsweise das Fett verteilt ist. Ein eher birnenförmiger Körper – die Fettpolster befinden sich vor allem an den Oberschenkeln und dem Gesäss – hat einen gesundheitlichen Vorteil gegenüber apfelförmigen Körpern. Bei ihnen sitzt das Fett vorwiegend am Bauch. Dieses Fett erhöht etwa das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an Diabetes zu erkranken. Männer haben übrigens öfter eine Apfelfigur, Frauen sind häufiger birnenförmig.

Apfel oder Birne: Wenn es um die Figur geht, sind Menschen mit einem birnenförmigen Körper gesundheitlich im Vorteil.
Ebenfalls werden beim Berechnen des BMI wichtige Kennzahlen wie Cholesterin, Blutdruck oder Blutzucker nicht beachtet – wesentliche Faktoren, wenn es darum geht, ob eine Person gesund lebt oder eher nicht.
Falsche Sicherheit wegen BMI
Rein anhand des BMI zu beurteilen, ob jemand unter-, normal- oder übergewichtig und folglich gesund ist, ist also nicht nur falsch, sondern kann auch gefährlich sein. Einerseits kann man sich in falscher Sicherheit wiegen oder sich andererseits zu einer Diät zwingen, die gar nicht sinnvoll ist. Und vor allem: Der BMI sagt kaum etwas darüber aus, wie gesund ein Mensch ist.
Wenn du dir bezüglich deines Gewichts unsicher bist, besprich dich lieber mit einer Fachperson – etwa der Hausärztin oder dem Hausarzt –, als dich auf einen allgemeinen Wert wie den BMI zu verlassen.
Wie hältst du dich am liebsten fit?