EinfamilienhausDarum kaufen Schweizer Häuser zu überteuerten Preisen
Menschen in der Schweiz sind bereit, sehr viel Geld für ein Haus mit Garten auszugeben. Denn das Angebot ist knapp. Die ZKB sieht das Eigenheim bereits als Auslaufmodell.
- von
- Marcel Urech
Darum gehts
Viele Schweizerinnen und Schweizer träumen vom eigenen Haus mit Garten. Doch der Boden ist knapp, die Bevölkerung wächst und die Nachfrage ist so hoch wie noch nie. Das hat dazu geführt, dass die Preise explodiert sind. Der Traum vom Eigenheim sei darum für viele geplatzt, sagt die Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Einfamilienhaus wird zum Auslaufmodell
«Die Immobilienpreise sind 20 Jahre lang nur gestiegen», sagt Ursina Kubli, Leiterin Immobilien Research bei der ZKB. «Das Einfamilienhaus – insbesondere mit Umschwung – wird zunehmend zum Auslaufmodell.» Es brauche allerdings auch viel Fläche und Ressourcen und sei darum sowieso nicht mehr zeitgemäss.
Bereits 2021 stiegen die Preise für Wohneigentum massiv an, im Kanton Zürich zum Beispiel um etwa 9,3 Prozent. Auch dieses Jahr rechnet die ZKB mit einer Preissteigerung: Schweizweit erwarte uns ein weiteres Plus von rund vier Prozent, sagt Kubli. Obwohl ein Haus bereits heute für viele unerschwinglich sei.
Angst treibt Preise weiter nach oben
Die Corona-Pandemie habe die eigene Wohnsituation wieder ins Zentrum gerückt, sagt Kubli. Das hat auch zu einem FOMO-Effekt (Fear of missing out) geführt: Mieterinnen und Mieter haben Angst, den Einstieg ins Wohneigentum zu verpassen – und sind darum bereit, hohe oder gar zu hohe Preise zu bezahlen, wie Kubli sagt.
Laut der Schweizerischen Nationalbank sind die Preise für Schweizer Eigenheime aktuell nämlich rund zehn bis 30 Prozent zu hoch. «Es ist kein Naturgesetz, dass die Preise für Immobilien immer nach oben zeigen», sagt Kubli. Kurzfristig werde die Preisrally aber wohl weitergehen, so die Expertin der ZKB.
Wer ein Haus hat, will es behalten
Wer ein Einfamilienhaus besitze, gebe es nicht so schnell her, sagt Kubli. Oft sei es auch schwierig, eine Alternative zu finden. Viele hielten an einem Haus fest, obwohl es für die Lebenssituation gar nicht passe.
Auch die Unterbelegung der Einfamilienhäuser treibt die Preise nach oben. Die Zahl der Zimmer ist in diesem Fall grösser als die Anzahl Personen plus eins. Im Kanton Zürich sind über 70 Prozent der Einfamilienhäuser unterbelegt. In jedem siebten Haus wohnt laut ZKB gar bloss eine Person – meist Seniorinnen und Senioren.
Jetzt werden Häuser auch noch abgerissen
Und nun sinkt auch noch das Angebot: Im Kanton Zürich dürften dieses Jahr erstmals mehr Einfamilienhäuser abgerissen als neue gebaut werden – obwohl jedes zweite freistehende Einfamilienhaus bei Abbruch noch nicht mal 70 Jahre alt ist. Die abgerissenen Objekte sind meist Häuser mit Umschwung an attraktiven Lagen.

Der Einfamilienhausbestand im Kanton Zürich könnte im Jahr 2022 erstmals abnehmen.
Über 60 Prozent der abgerissenen Einfamilienhäuser weichen einem oder mehreren Mehrfamilienhäusern. So gibt es zwar mehr Platz für private Käufer – doch die kommen kaum zum Zug. «Sie sind in direkter Konkurrenz mit zahlungskräftigeren institutionellen Investoren», sagt ZKB-Immobilienexperte Jörn Schellenberg.