Petro-Dollar oder Petro-Yuan – Darum wollen China und Russland den USA die Weltwährung abjagen

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Petro-Dollar oder Petro-YuanDarum wollen China und Russland den USA die Weltwährung abjagen

China verhandelt mit Saudi-Arabien über einen historischen Deal. Erstmals solls Öl für chinesisches Geld statt Dollar geben. Steht nun der Petro-Dollar auf der Kippe?

von
Fabian Pöschl
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Der Dollar ist die Weltleitwährung überhaupt.

Der Dollar ist die Weltleitwährung überhaupt.

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Länder wie China und Russland wollen den Dollar aber schon lange nicht mehr als Weltleitwährung.

Länder wie China und Russland wollen den Dollar aber schon lange nicht mehr als Weltleitwährung.

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Erstmals verhandelt Saudi-Arabien nun mit China über Öllieferungen, die mit chinesischem Geld bezahlt werden sollen.

Erstmals verhandelt Saudi-Arabien nun mit China über Öllieferungen, die mit chinesischem Geld bezahlt werden sollen.

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Darum gehts

Der US-Dollar ist die Leitwährung für den Rohstoffhandel. Rund 80 Prozent der internationalen Ölverkäufe werden in Dollar abgerechnet. Doch jetzt verhandelt mit China der grösste Öl-Importeur mit Saudi-Arabien, dem grössten Öl-Exporteur, über Zahlungen in der chinesischen Landeswährung Renminbi Yuan.

Der Deal wäre historisch. Erstmals seit 1974 würde Saudi-Arabien sein Öl nicht mehr in Dollar verkaufen. Auch Indien will nun russisches Öl mit Rupien bezahlen.

Ist das der Anfang vom Ende des Petro-Dollars? Was würde der Verlust der globalen Leit- und Reservewährung für die USA bedeuten? 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen zum Öl-Business.

Warum wollen die Länder in der eigenen Währung handeln?

Damit stärken sie die Bedeutung der Währung, sagt Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz, zu 20 Minuten. Länder wie China und Russland wollen schon lange weg vom Dollar, um die Abhängigkeit zu den USA zu verringern, so Geissbühler. Die Gespräche mit Saudi-Arabien laufen seit Jahren. Weg vom Dollar will man aber nicht nur beim Öl. So will Russland, dass der Westen für Gaslieferungen in russischen Rubel zahlt, was die EU erst am Montag ablehnte.

Warum ist die Abhängigkeit ein Problem?

Die USA hat durch die Einführung des Dollars als Leitwährung (siehe Box) grosse wirtschaftliche Bedeutung gewonnen. «Die Abhängigkeit der anderen Länder ist riesig», so Geissbühler. Die USA kann etwa Sanktionen gegen Länder durchsetzen, wie bei Russland der Ausschluss vom internationalen Zahlungsverkehr und damit vom Handel.

So kam es zum Petro-Dollar

Sind diese Deals nun der Anfang vom Ende des Petro-Dollars?

Nein, es sind zaghafte Versuche, die aber noch keine nennenswerte Wirkung zeigen, sagt Geissbühler. Der Dollar hat zuletzt gar an Stärke zugelegt und sich weiter aufgewertet. Solche Gespräche finden schon seit über einem Jahrzehnt statt. Meist kommen die Initiativen laut Julius-Bär-Rohstoffanalyst Norbert Rücker nicht über ein Nischendasein heraus. Der Dollar bleibt wohl bis auf weiteres dominant, sagt Rücker.

Ist ein Ende des Dollars als Leitwährung möglich?

Ja, das ist möglich, so Geissbühler, wie schon der Dollar das britische Pfund abgelöst hat. Bis dahin würde es aber noch Jahrzehnte dauern. Und wenn der Westen beim Dollar bleibt, werde es schwierig für den chinesischen Renminbi, sich als ernsthafte Konkurrenz zu etablieren, glaubt der Experte. Zudem geniesse der Dollar noch immer weltweites Vertrauen etwa in Entwicklungsländern, wo er eine wichtige Fluchtwährung sei.

Was würde es bedeuten, wenn der Dollar nicht mehr die Weltleitwährung für Rohstoffe wäre?

Der Dollar als Leitwährung erlaubt den USA seit Jahrzehnten, mehr zu importieren als zu exportieren, sagt Geissbühler. Die USA könnte bei einem Verlust der Leitwährung ihr Wachstum also nicht mehr so günstig finanzieren. Sie müsste die Zinsen deutlich erhöhen, um genügend Kapital anzulocken. «Dann würde das die US-Wirtschaft massiv bremsen», so Geissbühler.

Wer könnte die Rolle mit einer eigenen Weltleitwährung übernehmen?

Der einzige denkbare Player wäre laut Geissbühler China. Dafür müsse das Land aber zuerst einen völlig freien Finanz- und Kapitalmarkt zulassen, um Vertrauen für die Anleger zu schaffen. Obwohl es schon einige Lockerungen gab, sei es davon noch weit entfernt. So sieht es auch Julius-Bär-Experte Norbert Rücker: «Man kann sich nicht gegen eine dominante Währung im Rohstoffhandel wehren, ohne den eigenen Kapitalmarkt zu öffnen», sagt er. Denkbar wären laut Geissbühler aber auch zwei Leitwährungen mit dem Dollar beim Westen und dem Renminbi in asiatischen Ländern und Russland.

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