Wolf of Wall StreetDas bot Jordan Belfort am 700-Franken-Seminar
Der Wolf of Wall Street war in der Schweiz – und erklärte seinem Publikum, wie man Billig-Aktien verhökert und wie auch wenig intelligente Verkäufer Erfolg haben.
- von
- K. Wolfensberger ,
- Dübendorf
Mit 26 Jahren war er bereits Multimillionär und schmiss rauschende Drogenpartys: Spätestens seit dem Film mit Superstar Leonardo DiCaprio ist Jordan Belfort weltberühmt. Nach einer abgesessenen Gefängnisstrafe wegen Betrugs und Geldwäscherei tourt er nun als «echter Wolf of Wall Street» durch die Welt und gibt Management- und Verkaufsseminare. Am Samstag machte er halt in Dübendorf bei Zürich.
Das Publikum in der Samsung-Halle bestand grösstenteils aus Verkäufern und Marketing-Fachleuten, die für ihren Job etwas lernen wollten. So auch der junge Schweizer F. R.*, der extra für den Event aus St. Gallen angereist ist. «Jordan Belfort ist ein ausgezeichneter Verkäufer. Dass er nun in die Schweiz kommt, ist eine einmalige Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen konnte», sagt R. zu 20 Minuten.
Tickets für 700 Franken
Fast vom Besuch abgehalten hätten ihn allerdings die eher hohen Preise, so der Ostschweizer. Er erklärt: «Zum Glück konnte ich über Bekannte ein vergünstigtes Ticket erhalten.» Weniger Glück hatten die meisten anderen Besucher: Sie bezahlten für ihre Billetts um die 700 Franken. Ausnahme waren die Studenten. Für sie gab es ein Angebot ab 75 Franken.
Jordan Belfort selbst betrat schliesslich mit 20 Minuten Verspätung die Bühne. Zuvor hatte sich noch N24-Wetterfee Susanne Schöne darin versucht, dem eher verhaltenen Schweizer Publikum das laute Applaudieren beizubringen – erst mit mässigem Erfolg. Doch schliesslich liessen sich die meisten anstecken und stimmten in die Technik aus Summen und Brustklopfen ein, die Superstar Matthew McConaughey im Film bekannt gemacht hatte.
Die Szene aus dem Film:
In Wirklichkeit hat dieses Brustklopfen allerdings gar nie stattgefunden. Oder in den Worten von Jordan Belfort selbst: «I never fucking did this!» («Ich hab das nie gemacht, verdammt noch mal») Allerdings, so der Wolf of Wall Street, sei die Technik ausgezeichnet, um sich selbst zu pushen und in eine positive Stimmung zu versetzen: «Das Wichtigste überhaupt für einen guten Verkäufer.»
Dass er selbst ein talentierter Verkäufer ist, stellte Belfort bei seinem Seminar unter Beweis. Statt nur trocken über sein Straight Line System for Sales zu referieren und den Leuten zu erklären, wie sie ihre Verkaufszahlen erhöhen können, erzählte er immer wieder Anekdoten aus seinem Leben. Gerade den Fans seines Films dürfte er damit grosse Freude bereitet haben, führte er doch jeweils aus, wie er die Szenen selbst erlebt hatte.
«Dumm wie Forrest Gump auf LSD»
Viel Zeit verbrachte Belfort beispielsweise damit, den Zuschauern zu erklären, wie es ihm dank seines Verkaufssystems gelang, im grossen Stil sogenannte Penny Stocks zu verhökern. Diese Aktien haben einen Wert von weniger als fünf Dollar und sind nicht an einer der grossen Börsen gelistet. Oder wieder in den Worten Belforts: «Dank meiner Technik gelang es auch Verkäufern, die so dumm waren wie Forrest Gump auf LSD, ihre Verkaufszahlen massiv zu steigern.»
Doch was muss ein guter Verkäufer laut Belfort nun konkret wirklich tun, um Erfolg zu haben? Er müsse erstens den Kunden von seinem Produkt überzeugen, zweitens als Person gut rüberkommen und drittens seine Firma in ein gutes Licht rücken. «Ganz wichtig ist auch, keine Zeit mit Kunden zu verschwenden, die sowieso nichts kaufen werden, weil sie zum Beispiel gar nicht genug Geld haben», so der Wolf of Wall Street.
Beim Publikum kommt Belfort damit gut an. Marketing-Fachmann F. R. aus St. Gallen: «Er hat zwar nichts gesagt, was ich nicht schon irgendwie mal gehört hätte, aber er ist definitiv ein grossartiger Entertainer.»
*Name der Redaktion bekannt.
Jordan Belfort im Interview mit 20 Minuten:
Der Wolf of Wall Street ist in Zürich. 20 Minuten hat ihn im Hotel Dolder Grand getroffen.