Rumendingen BEDas Dorf, das Verbrechen nur aus Krimis kennt
Während Allaman VD die Schweizer Kriminalstatistik anführt, ist das Emmentaler Dorf Rumendingen als einziger Ort der Schweiz seit 2009 völlig verbrechensfrei. Das hat seine Gründe.
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- nel

Die Idylle trügt nicht: In der Gemeinde Rumendingen sind seit Jahren keine Verbrechen mehr geschehen.
Keine Beiz, kein Dorflädeli und keine öffentlichen Verkehrsmittel: Im Emmentaler Rumendingen geht es ruhig zu und her. Laut einer Datenanalyse des «Sonntagsblick» ist das 85-Seelen-Dorf die einzige Gemeinde der Schweiz, in der seit 2009 keine Straftat verzeichnet wurde. Die Zeitung beruft sich dabei auf Zahlen des Bundesamtes für Statistik, das seit 2009 erhebt, wie viele Straftaten in welcher Gemeinde verübt werden.
Die Statistik berechnet die Verbrechensraten in Schweizer Gemeinden pro 1000 Einwohner. Der Wert wird anschliesslich in einer Häufigkeitszahl angegeben. Angeführt wird die Verbrechensstatistik vom kleinen Ort Allaman im Kanton Waadt: Mit 374 Verbrechen liegt es weit über dem Schweizer Durchschnitt, der bei 70,6 Verbrechen auf 1000 Einwohner liegt. Zum Vergleich: Für 2014 erhob das Bundesamt für Statistik für die Stadt Bern die Häufigkeitszahl 139,2, für den ganzen Kanton 46,9.
Bellende Hunde gegen potentielle Diebe
Rumendingen im Kanton Bern hat seit Beginn der Erhebung keine Straftat registriert und ist damit der sicherste Ort der Schweiz. «Sicherlich spielt auch der Zufall dabei mit», sagt dazu Gemeindepräsident Niklaus Hebeisen. Das Dorf sei aber auch nicht besonders attraktiv für Verbrecher: Es sei nicht an öffentliche Verkehrsmittel angebunden und nicht einfach zu finden. Zudem gebe es auch gar keinen Wirtschaftszweig in Rumendingen.
Der Gemeindepräsident sieht mehrere Gründe dafür, warum die Verbrechensrate im Dorf bei Null liegt: «Man kennt sich im Dorf und schaut zueinander.» Zudem merke man im kleinen Rumendingen schnell, wenn jemand nicht in den Ort gehöre und um ein Haus herumschleiche. Und dann fügt er mit einem Augenzwinkern einen weiteren Punkt hinzu: «Bei uns im Dorf gibt es viele bellende Hunde.»
Rumendingen ist in den letzten Jahren in keiner Kriminalstatistik auftgetaucht. Dennoch ist es im Emmentaler Örtchen in der Vergangenheit auch schon zu Straftaten gekommen: So seien zwei Autos gestohlen und bei einem Einbruch Geld entwendet worden. Doch das beunruhigt den Gemeindepräsidenten nicht mehr: «Das ist schon länger her.»
Weder Einkaufsmöglichkeit noch Begegnungszentrum
Auch die anderen Dorfbewohner fühlen sich in ihrer kleinen Gemeinde sicher. Dies liege sicherlich teilweise daran dass man ein bisschen «ab vom Schuss» sei: «Bei uns gibt es weder Einkaufsmöglichkeiten noch ein Begegnungszentrum, das Fremde anziehen könnte», sagt etwa Dorfbewohnerin Beatrice Rickli.
Zwei Mal im Jahr veranstaltet die Gemeinde Anlässe, bei denen die Rumendinger zusammenkommen. Zum einen sei das eine Gemeindeversammlung, zum anderen das «Chnütteln» – eine Art Boccia mit Hölzern. «Daran nehmen dann die meisten Leute im Dorf teil», so Rickli. Die Aktivitäten würden Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch bieten und die Gemeindebewohner zusammenschweissen. «Bei uns auf dem Land kennt noch jeder jeden und und sorgt sich um das Wohlbefinden des anderen, wie das in der Stadt meist nicht mehr der Fall ist», fügt Rickli hinzu.