«Cloud Chasers»: «Das Game ist bewusst unfair»

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«Cloud Chasers»«Das Game ist bewusst unfair»

Mit «Cloud Chasers» thematisiert das Schweizer Gamestudio Blindflug das Flüchtlingsdrama. Produzentin Tabea Iseli über die Schwierigkeit des Games.

Jan Graber
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Jan Graber
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Flucht aus der Not: Der Farmer Franciso und seine Tochter Amelia können wegen der Wassernot nicht überleben und müssen ihre Heimat verlassen.

Flucht aus der Not: Der Farmer Franciso und seine Tochter Amelia können wegen der Wassernot nicht überleben und müssen ihre Heimat verlassen.

Sie machen sich auf den Weg durch die unbarmherzige Wüste, im Gepäck eine Ration Wasser und ein Flieger, ...

Sie machen sich auf den Weg durch die unbarmherzige Wüste, im Gepäck eine Ration Wasser und ein Flieger, ...

... mit dem man Wasser aus den Wolken ernten kann. Allerdings muss man sich vor hohen Bergen und ...

... mit dem man Wasser aus den Wolken ernten kann. Allerdings muss man sich vor hohen Bergen und ...

Als die Idee entstand, waren die aktuellen Flüchtlingsströme noch weit von Europa entfernt. Mit «Cloud Chasers» wollte das Schweizer Gamestudio Blindflug, das bereits mit «First Strike» weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, die Themen Flucht, Armut und ungerechte Verteilung in ein Spiel packen. Wie heiss die Thematik jedoch werden würde, konnten die Macher nicht abschätzen.

Tabea Iseli, worum geht es in «Cloud Chasers»?

Das Spiel handelt von der Flucht und der Immigration. Der Fokus des Spiels liegt auf dem, was auf einer Flucht passieren kann. Die Figuren, ein Mann und seine Tochter, müssen auf ihrem Weg durch die Wüste überleben. [Siehe Infobox.]

Wie entstand die Idee?

Im Sommer 2014 wollten wir ein Spiel über Immigration machen, um wenig beleuchtete Aspekte eines solchen Dramas aufzuzeigen. Zu dritt [Tabea Iseli, Jeremy Spillmann und Moritz Zumbühl, Anm. d. Red] zogen wir uns für zwei Tage zurück, lasen Zeitungsartikel, hörten Radiosendungen, schauten Dokfilme und liessen uns von den Schicksalen inspirieren. Am zweiten Tag entwickelten wir die Spielidee. Anfang 2015 begannen wir mit der konkreten Umsetzung.

Gab ein bestimmtes Ereignis Anstoss zum Game?

Wir fragten uns damals, wieso die Mexikaner in die USA flüchten wollten und fanden als Grund einerseits die Korruption und andererseits die Unmöglichkeit der Bauern, gegen die Konkurrenz der Farmen der benachbarten USA bestehen zu können. Die Bauern können in Mexiko nicht überleben. Das lieferte uns die Grundlage für die Story.

Das Studio Blindflug ist bekannt für Spiele, die Themen setzen. Was soll mit «Cloud Chasers» vermittelt werden?

Wir machen zwar Spiele mit Real-Life-Themen, wollen aber keine politische Botschaft vermitteln. «First Strike» war zwar ein Spiel gegen die nukleare Rüstung; alle sind sich aber einig, dass ein Atomkrieg eine Katastrophe wäre. In «Cloud Chasers» suchen wir hingegen einen respektvollen Umgang mit dem Schicksal einer Flucht, ohne mit dem Zeigefinger auf Missstände hinweisen zu wollen.

Was möchtet ihr mit «Cloud Chasers» bewirken?

Als Erstes sollen die Spieler Freude am Game haben. Vielleicht werden sie sich als Zweites auch mit dem Thema auseinandersetzen.

Das Spiel ist schwierig zu meistern und unfair: Stirbt einer der Charaktere, muss das Game von vorne begonnen werden. Eine bewusste Entscheidung?

Wir hielten das Game gewollt unfair, um eine Metapher dafür zu schaffen, welchen Gefahren bis hin zum Tod sich Flüchtlinge aussetzen. Oft braucht es auch in der Realität mehrere Anläufe und viele schaffen es nicht, ans Ziel zu kommen. Wir wollen, dass die Spieler mit den Gegenständen, die sie finden, haushälterisch umgehen und sich Gedanken dazu machen, ob sie sich zum Beispiel für ein allenfalls nützliches Objekt auf eine mögliche Gefahr einlassen wollen.

«First Strike» war ein grosser Erfolg für Blindflug. Wie hoch war der Druck, ein entsprechendes Spiel nachzuliefern?

Der Druck war nicht hoch, weil wir versuchten, unsere Erwartungen realistisch zu formulieren. Wir sind uns bewusst, dass «First Strike» ein Überraschungserfolg war, und deswegen sind wir glücklich, wenn wir es nochmals schaffen. Ein Ziel ist es aber nicht, das wäre illusorisch, denn der Appstore gleicht einem Glücksspiel.

Tabea Iseli stellt «Cloud Chasers» am 26. Oktober im Rahmen der Veranstaltungsreihe «In Between Stages: Stories & Interaction» an der Zürcher Hochschule der Künste im Kino Toni, Ebene 3, Toni-Areal vor. Ab 18 Uhr, Eintritt frei.

Gametrailer «Cloud Chasers»

«Cloud Chasers»

In «Cloud Chaser» herrscht eine zweigeteilte Gesellschaft. Eine reiche Elite wohnt auf einer künstlichen, schwebenden Insel und schöpft Wasserressourcen aus den Wolken ab, was in der armen Bevölkerung für Wassernot sorgt. Der Farmer Francisco kann wegen der Trockenheit nicht überleben und entschliesst sich, mit seiner Tochter Amelia durch die Wüste zu flüchten, um selbst auf die Insel zu gelangen. Der Weg durch die fünf Wüsten ist gefährlich: Nicht nur lauern zahlreiche Gefahren für Leib und Leben sowie die Polizei, die die Flüchtlinge zurückschafft. Auch droht das ständige Verdursten. Zudem brauchen die zwei Wasser, um Handel zu betreiben. Amelia, die Tochter des Mannes,kann aber einen Gleitflieger zum Sammeln von Wasser aus den Wolken steuern. Allerdings muss sie sich stets vor den grossen Wasser-Erntemaschinen in Acht nehmen. «Cloud Chasers» für iOS- und Android-Geräte ist hart zu meistern, wartet aber mit einer berührend erzählten Geschichte und schöner Grafik auf. «Cloud Chasers» erscheint am 15. Oktober für iOS- und Android-Geräte.

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