Rassismus-EklatExklusiver Einblick in Doku-Material – das hat Ruefer wirklich über Xhaka gesagt
Nach dem Wirbel um eine möglicherweise rassistische Aussage von Sascha Ruefer über Granit Xhaka hat SRF 20 Minuten einen Einblick in das Rohmaterial der Nati-Dokumentation gewährt.
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Darum gehts
In den vergangenen Tagen schlug eine vermeintlich rassistische Aussage von Sascha Ruefer hohe Wellen.
SRF und Ruefer selbst betonten, die Aussage sei in der Nati-Dokumentation aus dem Zusammenhang gerissen worden.
20 Minuten hatte nun die Möglichkeit, das Rohmaterial zu sichten.
Karfreitagmorgen, zehn Uhr, Leutschenbach. Sascha Ruefer (51) hat nach den turbulenten letzten Tagen genug. Dem SRF-Kommentator wird vorgeworfen, sich in der Nati-Doku «The Pressure Game» gegenüber Captain Granit Xhaka rassistisch geäussert zu haben. Der entsprechende Satz soll später auf Wunsch von Ruefer aus der Serie entfernt worden sein. Was genau Ruefer wirklich gesagt hat und in welchem Kontext, wusste ausser den Beteiligten niemand – bis jetzt.
Nach dem riesigen medialen Echo hat Ruefer gemeinsam mit seinen Vorgesetzten SRF-Sport-Chefredaktorin Susan Schwaller und SRF-Sport-Leiter Roland Mägerle einige wenige Journalisten nach Leutschenbach eingeladen. Um Klarheit in die Sache zu bringen, sollen diese Einblick in das rund einstündige Rohmaterial des Interviews mit Ruefer erhalten.
Anmerkung: Aus dem Rohmaterial darf 20 Minuten – genau wie andere Medien – nur Zitate verwenden, die auch so in der Endversion der Doku-Serie ausgestrahlt wurden. Das andere Material ist nicht autorisiert.
Was hat Ruefer genau gesagt?
Für die Doku-Serie «The Pressure Game» lässt sich Sascha Ruefer am 30. November von Doku-Regisseur Simon Helbling interviewen. Der Termin findet kurz vor dem dritten WM-Gruppenspiel gegen Serbien statt. Der SRF-Kommentator nimmt sich viel Zeit, gibt ausführlich Antwort. Etwa 46 Minuten dauert das ganze Interview. Ruefer erklärt, dass er sehr froh sei, dass es diese Diskussionen um «ganze» oder «halbe» Schweizer nicht mehr gebe. Im Anschluss an das Interview fragt er nach, wie es die Film-Crew mit der Freigabe von Quotes handhabe. Er betont, dass es ihm wichtig sei, dass seine Aussagen nicht aus dem Kontext gerissen würden. Noch immer läuft die Kamera – obwohl das Interview zuvor klar als beendet deklariert wurde.
Ruefer und Helbling unterhalten sich weiter. Nach rund zwölf Minuten sagt der SRF-Mann schliesslich, dass Xhaka deshalb polarisiere, da er alles sei, nur nicht Schweizer. Sofort relativiert Ruefer seine Aussage, erklärt, dass Xhaka eine andere DNA habe, komplett anders ticke als andere. Im Kontext dessen, was Ruefer in den fast 60 Minuten zuvor gesagt hat, scheint klar, dass er diese Eigenschaften Xhakas positiv bewertet.
Was ist danach passiert?
Die Doku-Macher schicken eine erste Version der vierten «The Pressure Game»-Folge nach Leutschenbach. Darin sind unter anderem zahlreiche Quotes von Ruefer eingebaut, inklusive dem heiklen Satz. Dabei wird Sascha Ruefer klar, dass offenbar auch das Gespräch nach dem Interview gefilmt worden ist. Nach Rücksprache mit Sascha Ruefer greift SRF ein. Ruefer meldet sich bei Regisseur Helbling und bittet diesen, die Aussage zu entfernen. Helbling willigt sofort ein. Über eine unbekannte Drittperson gelangt diese Massnahme sowie der Wortlaut der Aussage schliesslich an vereinzelte Medien.
Hat SRF falsch reagiert?
Nachdem «CH Media» Anfang letzter Woche über die Entfernung einer Ruefer-Aussage aus der Doku-Serie berichtet, bleibt man in Leutschenbach ruhig. «Rohmaterial wird aus Datenschutzgründen generell nicht versendet, auch bei anderen Produktionen», begründet Sport-Chefredaktorin Susan Schwaller den Entscheid gestützt auf die publizistischen Leitlinien von SRF.
Am vergangenen Mittwoch macht schliesslich die «WOZ» Ruefers Aussage öffentlich und löst damit ein riesiges mediales Echo aus. Aufgrund der Bitte von Ruefer entscheidet man sich beim SRF kurzfristig, einigen ausgewählten Journalisten das Rohmaterial zu zeigen. «Eine Ausnahme», heisst es. Gleichzeitig gesteht man teilweise ein, dass man früher und proaktiver hätte handeln können.
Wer hat Ruefers Aussage an die Medien weitergeleitet?
Völlig unklar. Fakt ist: Die Endversion der Doku-Folge inklusive Ruefers Aussage wurde vor Veröffentlichung allen Beteiligten zur Abnahme gesendet. Neben den Protagonisten hatten auch der Schweizerische Fussballverband sowie eine kleine Anzahl an SRF-Mitarbeitern Einsicht. Interveniert habe man laut SRF-Aussage aber ausschliesslich in Leutschenbach.
Bleibt Ruefer Kommentator der Schweizer Nati?
Ja. Beim SRF stellt man sich erneut hinter Ruefer: «Er hat sich nicht rassistisch geäussert und ist unbestritten unser Kommentator für die Spiele der Schweizer Nati», so Sport-Chefredaktorin Susan Schwaller.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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