Lifestyle-Schnorrer«Das Image der Blogger leidet extrem»
Dass sich Leute als Blogger ausgeben, um profitieren zu wollen, bereitet der Szene sorgen. Michèle Krüsi befürchtet Nachteile für Profis.
- von
- B. Zanni
Frau Krüsi, neuerdings tummeln sich so genannte Pseudo-Blogger in Restaurants, Hotels und Läden. Unter dem Deckmantel des Bloggers versuchen sie, sich Dienstleistungen und Produkte zu erschleichen. Beschäftigen diese Leute auch die Blogger-Szene?
Es kommt leider immer wieder vor, dass Leute die Bezeichnung «Blogger» ausnutzen, um profitieren zu wollen. Eine Kollegin erlebte so was gerade kürzlich. Jemand gab sich unter einer ähnlichen E-Mail-Adresse wie ihrer aus und bat Firmen, ihr Produkte zum Testen zu schicken.
Hatte die Schnorrerin Erfolg?
Sie flog bald auf. Meine Kollegin merkte, dass etwas nicht stimmte, als sich die Firmen bei ihr meldeten und ihr mitteilten, dass sie ihre neue E-Mail-Adresse zur Kenntnis genommen hätten. Es gibt inzwischen aber auch das Problem, dass Blogger Follower vortäuschen.
Wie?
Auf Instagram zum Beispiel haben sie schnell Tausende Follower, diese lassen sich für wenig Geld kaufen. Viele Firmen wissen leider nicht, dass sie überprüfen können, ob die Follower echt sind.
Welche Folgen hat das?
Professionelle Blogger, die viel Mühe und Arbeit in ihre Plattformen stecken, können es schwer haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Auch besteht die Gefahr, dass Anbieter nach negativen Erfahrungen mit Pseudo-Bloggern sogar gegenüber professionellen misstrauisch eingestellt sind. Unser Image leidet unter den Pseudo-Bloggern extrem. Zudem können diese Leute ein bestehendes Klischee verstärken.
Welches Klischee sprechen Sie an?
Oft meint man, wir bekämen sowieso alles geschenkt, schwelgten im Luxus und müssten dafür nichts tun, ausser für das Bild zu lächeln. Das führt dazu, dass Blogger manchmal auch beleidigende Kommentare hören. Dabei haben viele erfolgreiche Blogger eine gute Ausbildung oder ein Studium gemacht und danach für ihren Erfolg hart gearbeitet. Wie bei vielen Berufen sehen Aussenstehende nicht, was im Hintergrund passiert. Aber Hintergründe wollen sie auch nicht präsentiert bekommen.
Verraten Sie uns einen solchen Hintergrund.
Oft ist der Internetempfang an den unglamourösesten Orten am besten. Aber es will wohl niemand ein Bild von mir am Arbeiten in einer Ecke des Hotels sehen. Lieber sieht man mich im tollen Spa-Bereich des Hotels.
Warum ist Bloggen kein easy Job mit Gratis-Luxus inklusive?
Ich mache pro Woche vier Posts und arbeite dafür neben Studium und Job pro Woche 30 bis 40 Stunden. Ist man professionell, steckt viel mehr dahinter, als nur etwas Luxus zu geniessen und sich dabei fotografieren zu lassen. Ich arbeite mit zwei Fotografen, Programmierern und Make-up Artists zusammen, muss Konzepte schreiben, Locations scouten und mieten, Reportings erstellen und vieles mehr. Nach vier Jahren Arbeit mit viel Leidenschaft kann ich stolz sagen, einen tollen Blog auf die Beine gestellt zu haben und auf namhafte Kooperationspartner zählen zu können.