Innovative Poker-App: Das iPad als Croupier

Aktualisiert

Innovative Poker-AppDas iPad als Croupier

Virtuelles Kartenspielen mit dem iPhone muss kein einsames Vergnügen sein. Drei Schweizer Entwickler machen das Apple-Tablet zum «Dealer» und den Digital-Poker zum geselligen Event.

von
Daniel Schurter

Das iPad ist jetzt auch ein Pokertisch: Drei Schweizer haben mit «Poker Table Mobile» eine einzigartige App entwickelt. Bei der Präsentation zeigt sich schnell, dass die drei angefressene Poker-Spieler sind. Eigentlich wollen sie dem Journalisten die Funktionsweise erklären. Doch aus der Software-Demonstration wird eine Poker-Partie. Mit vollem Einsatz spielen sie ihr virtuelles Blatt und bluffen, was das Zeug hält.

Seit kurzem ist «Poker Table Mobile» in Apples App Store verfügbar. Es handelt sich nicht um den x-ten Klon des bekannten Kartenspiels. Das iPad mutiert zum elektronischen Casino-Tisch und übernimmt den Job des «Dealers» oder Croupiers, also des Kartengebers und Spiellleiters. Bis zu sechs Personen können sich mit ihrem iPhone oder iPod touch einloggen und gegeneinander antreten.

Mit Gleichgesinnten

«Wir wollten den Menschen ins Zentrum rücken», sagt Sebastien Lambercy, einer der Initianten. Das klinge nur im ersten Moment komisch, erklärt der HSG-Absolvent. Natürlich brauche man auch bei Poker Table die moderne Technik - sprich Smartphones und ein iPad - um zu spielen. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Poker-Apps sitze man nicht allein vor seinem Gerät. «Poker spielt man mit Gleichgesinnten - der soziale Gedanke zählt.»

Gespielt wird die populärste Pokervariante namens Texas Hold'em, und zwar nach den offiziellen Regeln, die weltweit an Turnieren und den Poker Weltmeisterschaften gelten. Bezüglich Spieleinsatz pro Runde gilt «No Limits» und wer keine Chips mehr hat, scheidet aus dem laufenden Turnier aus.

Auch ohne Internet

Die Vorteile der elektronischen Poker-Variante liegen auf der Hand: Man braucht nicht das übliche Poker-Material wie Karten, Chips, Teppich etc., sondern nur die Geräte, die man in der Regel auch so schon mit sich führt. So kann man auch unterwegs ohne grosse Vorbereitungszeit spielen.

Die drahtlose Kommunikation zwischen den Geräten erfolgt über WLAN oder direkt via Bluetooth. Poker Table funktioniert also ganz ohne Verbindung zu einem entfernt gelegenen Server oder einer Website. Das hat den Vorteil, dass man (mindestens zu zweit) jederzeit spielen kann und nicht auf fremde Technik angewiesen ist.

Im Selbststudium beigebracht

Die ursprüngliche Idee stammt von Roland Schwab (37), der sich auch um die Vermarktung kümmert. Für die technische Umsetzung mit HTML 5 zeichnet Marc Liew verantwortlich. Der 28-jährige HSG-Absolvent, der auch an der Eliteuniversität HEC in Paris studiert hat, ist Entwickler aus Leidenschaft. Das Programmieren hat er sich mit 16 selber beigebracht. Seither habe er sich ständig im Internet «weitergebildet».

Offenbar vermochten seine Programmier-Fähigkeiten auch Apple zu überzeugen. Die Poker-App wurde innert weniger Wochen durch den Software-Prüfungsprozess geschleust. Dies obwohl das technische Zusammenspiel von iPad und iPhones in dieser Form bislang erst in wenigen Anwendungen wie etwa einer Scrabble-App umgesetzt wurde.

Zwei Wunschszenarien

Die Initianten haben Hunderte Stunden Arbeit in ihr Projekt gesteckt. Nun wird sich zeigen, ob die neuartige Poker-App auch ein kommerzieller Erfolg wird. Neben der kostenpflichtigen Version (zwei Franken) wird im App Store auch eine kostenlose Light-Variante zum Ausprobieren angeboten.

Um die Schweizer Poker-App international vermarkten zu können, wurde weitestgehend auf Text-Menüs verzichtet. Was vorkommt, sind die allgemein bekannten Poker-Begriffe auf Englisch. Die einfache Bedienbarkeit sei eines ihrer wichtigsten Ziele gewesen, versichert Marc Liew. «Poker Table ist von angefressenen Poker-Fans und Laien auf Herz und Nieren getestet worden.»

Wie die Initianten gegenüber 20 Minuten Online erklären, haben sie zwei Wunschszenarien: «Entweder die App verkauft sich so gut, dass wir mit dem Erlös eine Firma gründen können.» Dann würden die aufgewendeten Arbeitsstunden zu marktüblichen Ansätzen an die Beteiligten ausbezahlt. «Oder ein Investor entdeckt das Potenzial, das in dieser oder ähnlichen Apps steckt.»

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