Kaiseraugst AG«Das ist ein Armutszeugnis» – kaum strahlte der Baum, kamen die Vandalen
In Kaiseraugst wurde auf Weihnachtsbeleuchtung verzichtet, bis auf eine einzige Ausnahme. Der Rest der Gemeinde fühlte sich vergessen, sodass das Liebrüti-Quartier selbst einen Weihnachtsbaum organisierte. Dieser hielt jedoch knapp eine Woche.
- von
- Vanessa Travasci
Darum gehts
Der Entscheid des Gemeinderats Kaiseraugst, dieses Jahr aufgrund von Stromspar-Massnahmen auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten, löste viel Frust und Unverständnis bei den Bewohnerinnen und Bewohnern aus. Um nicht ganz auf die weihnachtliche Stimmung verzichten zu müssen, wurde als einzige Ausnahme im unteren Teil des Dorfes ein Weihnachtsbaum aufgestellt, steht in einer Gemeindepublikation vom 22. November 2022. Der restliche Teil des Dorfes fühlte sich damit vergessen.
«Zeigt klar auf, dass südlich der Landstrasse wohl Menschen wohnen, arbeiten und zu Hause sind, die man links liegen lassen kann», schreibt Albert Auer als Leserbrief in einer Fricktaler Zeitung. Die Entscheidung sei völlig daneben und bestärke das Gefühl, dass Kaiseraugst gespalten sei.
Auch auf Facebook wurde der Brief heiss diskutiert. «Schliesslich zahlen auch wir Steuern», schreibt ein User in der Facebook-Gruppe «Kaiseraugst lebt». Verlangt wurde, dass der Gemeinderat seinen Beschluss überdenkt und einen zweiten Baum im Liebrüti-Quartier aufstellen lässt.
«Es gab Gipfeli und aufmunternde Worte»
Am 3. Dezember dann die für viele freudige Bescherung. Das Liebrüti-Quartier erhielt durch eine anonyme Spende einen Weihnachtsbaum mit stromsparender LED-Beleuchtung. Zelebriert wurde der geschmückte Baum im Quartier mit Kuchen, Gipfeli und «aufmunternden Worten». «Wir haben es mit meiner Tochter gesehen, wunderbar. Bravo», kommentiert eine Userin auf Facebook. «Danke allen für diesen tollen Weihnachtsbaum. Er leuchtet wunderschön und erfreut die Herzen», schreibt eine andere.
Eine Woche später dann die grosse Ernüchterung. «Unser schöner Weihnachtsbaum in der Liebrüti leuchtet schon nicht mehr», wird in den sozialen Medien mitgeteilt. Ein Foto zeige die zerschnittenen LED-Leuchten. «Unglaublich, so was. Was für Idioten» oder «Oje, wie bösartig», ist dabei zu lesen. Es sei unverständlich, wer so etwas mache.
«Das ist ein Armutszeugnis»
«Ich konnte es im ersten Moment nicht glauben», sagt Anwohnerin Andrea Schöllnast. Auch sie war bei der Weihnachtsbaum-Aktion, organisiert vom Verein IG Liebrüti West, dabei. «Für viele hat die Weihnachtsbeleuchtung eine emotionale Bedeutung. Da wollte ich etwas machen», so Schöllnast. Ursprünglich sei der Weihnachtsbaum im Dorf «unten» auf Initiative der Ortsbürgergemeinde aufgestellt worden.
Diesem Beispiel seien dann die Anwohnenden des Liebrüti-Quartiers gefolgt. Sodass auch «oben» ein Baum stehe. «Dass der Weihnachtsbaum jemandem so sauer aufstösst und er ihn mutwillig zerstört, ist ein Armutszeugnis», sagt Schöllnast weiter. Aktuell werde geprüft, ob die Beleuchtung repariert oder ersetzt werden könne, sagt sie.
«Die Person, die für die zerschnittene Beleuchtung verantwortlich ist, darf sich auch gerne melden. Es findet sich bestimmt eine Lösung, die für alle passt», so Schöllnast. Grundsätzlich freut sie sich, wenn die Beleuchtung wieder steht. «Auch nächstes Jahr wollen wir so etwas machen, wenn es sich anbietet», schliesst sie.
«Weihnachts-Beleuchtung ist emotional»
Bei der Gemeinde in Kaiseraugst hat man Kenntnis über die Weihnachts-Baum-Aktion im Liebrüti-Quartier. «Es hat sich gezeigt, dass die Weihnachts-Beleuchtung eine stark emotionale Komponente hat», sagt Gemeindepräsidentin Françoise Moser. Bisher seien die Weihnachtsbäume in den Quartieren wie Liebrüti, oder auch beim Weidenweg, auf privatem Grundstück aufgestellt worden.
Die diesjährige Auseinandersetzung werde aber als Chance gesehen. «Wir prüfen für nächstes Jahr, ob auch im oberen Teil der Gemeinde ein offizieller Weihnachtsbaum aufgestellt werden kann», so Moser.
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