Junge Wölfe «Das ist eine absolute Sensation»
Zum ersten Mal seit 150 Jahren sind Jungwölfe in der Schweiz zur Welt gekommen. Sie sind am Calanda in Graubünden in eine Fotofalle getappt. Das historische Ereignis freut nicht alle.
- von
- dwi

Eines der Welpen, das in eine Fotofalle tappte. (Bild: Kanton Graubünden)
Am Calanda im Bündner Rheintal sind Wolfswelpen gesichtet worden - ein Wolfspaar hat Nachwuchs bekommen. «Es ist das erste Mal seit 150 Jahren, dass Jungwölfe in der Schweiz zur Welt kommen», sagt Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden.
Erstmals wurde das Wolfspaar im August letzten Jahres beobachtet. Neben diesen beiden Raubtieren leben noch drei oder vier weitere im Kanton Graubünden. «Dass sich Wölfe hier niederlassen, ist erfreulich», so Jenny. Es zeige die Qualität des Lebensraumes auf - ein Tier wie der Wolf habe sehr hohe Ansprüche an diesen. Um überleben zu können, braucht das Raubtier ein grosses Angebot an anderen Wildtieren.
Gefahr bei «Tempo Lupo»
Die Wildtier-Population ist in der Schweiz momentan gross genug, um dem Wolf genug Nahrung zu bieten. «Heute leben viel mehr Wildtiere in der Schweiz als noch vor 150 Jahren», so Jenny.
Trotzdem reisst der Wolf immer wieder Nutztiere wie etwa Schafe. Jenny warnt: «Haustiere müssen geschützt werden.» Deshalb braucht es für Ziegen, Kühe und Schafe Herdenschutz-Massnahmen. «Das funktioniert gut», sagt Jenny. «Ausser wenn es stark neblig ist. Dann sind die Schutztiere, wie zum Beispiel Hunde, schnell überfordert und Wölfe greifen eher an.» In Italien heisst das Wetter deshalb treffend «Tempo Lupo.»
Klar ist: Die Wiedereinwanderung des Wolfes in die Schweiz ist nun definitiv geglückt. «Bis jetzt hatten wir nur zugewanderte Wölfe», sagt Jenny. Dass die Jungtiere in Zukunft von Graubünden aus neue Gebiete besiedeln, wenn sie das elterliche Territorium verlassen, sei eine neue Dimension. Jenny freut sich: «Das ist eine absolute Sensation.»
Was halten Sie davon, dass sich der Wolf in der Schweiz offenbar wieder heimisch fühlt? Und wie soll der kleine Welpe auf dem Bild heissen? Diskutieren Sie im Talkback.
Dass sich die Wölfe in der Schweiz niederlassen, freut nicht alle. «In einem Rudel verändert sich das Jagdverhalten der Wölfe, das macht für uns den Herdenschutz schwieriger», sagt Barbara Buchli, Sprecherin vom Bündner Bauernverband. Sie fordert deshalb mehr finanzielle Mittel vom Bund. Falls die Wölfe zu aggressiv würden, müssten sie aber abgeschossen werden, so Buchli. (jsk)