No-Billag-Initiative«Das könnte sich für die SRG rächen»
Dass ein SRF-Moderator eine Falschmeldung verbreitete, sorgt für Empörung. Kommunikationsprofis sagen, was das für den Abstimmungskampf heisst.
- von
- pam
Auf Facebook schrieb eine ehemalige SRF-Mitarbeiterin mit Blick auf die No-Billag-Initiative, sie habe beim öffentlich-rechtlichen Sender jeweils sehr wenig gearbeitet und gleichzeitig viel Geld verdient.
Der Eintrag polarisierte im Netz: SRF-Sportmoderator Stefan Hofmänner schrieb, die Person, die den Post verfasst habe, habe gar nie bei SRF gearbeitet und ihre Aussagen seien falsch. Kurz darauf zeigte sich, dass Hofmänner danebenlag. Die Personalabteilung bestätigte, dass die Frau tatsächlich bei SRF gearbeitet hatte.
Verliert SRF die Nerven?
Den Fauxpas nutzen die No-Billag-Initianten bereits für ihre Zwecke. Auf Twitter schreiben sie: «Man scheint bei der SRG langsam, aber sicher die Nerven zu verlieren: Zunächst unterstellt man uns in wilden Verschwörungstheorien schmutzige Methoden im Abstimmungskampf. Anschliessend wurde klar: Die SRF-Mitarbeiter verbreiteten im Chor Fake News.»
Laut Kommunikationsexperte Roger Huber zeigt der Umstand, dass sich SRG-Mitarbeiter zur Verbreitung von Falschmeldungen hinreissen lassen, wie gross die Panik am Leutschenbach ist. Aus Kommunikationssicht sei dies verheerend: «Kommt es zu weiteren solchen Kollateralschäden, wird es an der Urne sehr knapp werden.»
PR-Profi Roland Binz ergänzt: «Im Eifer des Gefechts entstehen häufig Kurzschlussreaktionen, die im digitalen Medienzeitalter in Sekundenschnelle Aufsehen erregen. In diesem Fall leistet der Fauxpas den Gegnern einen Bärendienst und giesst ungewollt Wasser auf die Mühlen der No-Billag-Befürworter.»
Rächt sich die Kommunikationsstrategie an der Urne?
Natürlich sei es verständlich, dass Mitarbeiter, die um ihre Stelle fürchten, sich im Abstimmungskampf engagieren, sagt Experte Huber. «Die SRG und ihre Mitarbeiter scheinen aber die Nähe zu ihren Kunden verloren zu haben. Diese Arroganz könnte sich noch rächen.» Einer privaten Firma hätte Huber geraten, in einer solchen Situation den Mitarbeitern einen Maulkorb zu verpassen.
«Als öffentlich-rechtliche Anstalt kann dies die SRG natürlich nicht», so Huber. Aus seiner Sicht müsste die SRG nicht nur immer auf Kritik reagieren, sondern auch aktiv kommunizieren, welches Programm die Gebührenzahler für ihr Geld erhalten. «Das hat die SRG bisher verschlafen.»