NukleartechnikDas Lenin-Kraftwerk in Tschernobyl
Das Kernkraftwerk von Tschernobyl gehört zu einem Typ, der nur in der UdSSR und in Litauen gebaut wurde.
Dieser so genannte RBMK-1000-Reaktor ist ein spezieller Siedewasserreaktor, die Zahl 1000 steht dabei für die elektrische Leistung von 1000 Megawatt. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Siedewasserreaktoren, bei denen normales (leichtes) Wasser sowohl als Moderator als auch als Kühlmittel verwendet wird, benutzt der RBMK Wasser und Grafit als Moderatoren. Bei diesem System sind die Brennstäbe mit schwach angereichertem Urandioxid in Wasserdampf gekühlten Druckröhren angeordnet. Viele solche Druckröhren bilden den Reaktorkern (Core), Grafitblöcke ermöglichen die neutronenphysikalische Kopplung zwischen den Röhren.
In Tschernobyl waren 1986 vier Reaktoren vom Typ RBMK in Betrieb, zwei weitere befanden sich im Bau. Block vier, in dem sich die Katastrophe ereignete, war 1984 in Betrieb genommen worden. (dapd)
Der GAU von Tschernobyl
Der Katastrophe von Tschernobyl ging ein Experiment am Turbinengenerator des Reaktors voraus, das in der Nacht von 25. auf 26. April 1986 im Rahmen von Wartungsarbeiten durchgeführt wurde. Mit einem Testlauf sollte festgestellt werden, ob ein sowohl vom Netz als auch von der Dampfversorgung abgekoppelter Generator allein durch seine mechanische Tätigkeit kurzzeitig genügend Leistung liefern könnte, um wichtige Systeme zu versorgen.
Zum Zeitpunkt des Unfalls wurde der Reaktor mit sieben Prozent seiner Nennleistung betrieben. Konstruktionsbedingt, durch Bedienungsfehler und die Verletzung von Betriebsvorschriften kam es innerhalb von Sekunden zu einem starken Leistungsanstieg auf offenbar das 100-fache der Nennleistung. Eine manuelle Notabschaltung kam viel zu spät, und der Kern erhitzte sich bis zum Schmelzpunkt des Kernbrennstoffs (2850 Grad Celsius). Grosse Mengen Wasserstoff entstanden und verbrannten explosionsartig. Der obere Teil des Reaktorgebäudes wurde zerstört, Brennelemente und Teile des Kerns wurden in die Luft geschleudert.