Pyongyang, Nordkorea: Das Rätsel um das Pyramiden-Hotel

Aktualisiert

Pyongyang, NordkoreaDas Rätsel um das Pyramiden-Hotel

Das Ryugyong wurde als das höchste Hotel der Welt konzipiert. Gäste gab es seit der Grundsteinlegung vor fast 30 Jahre noch keine.

Eric Talmadge
AP
von
Eric Talmadge
,
AP
1 / 9
Auf der offiziellen Seite der nordkoreanischen Tourismusbehörde stehe: «Sie arbeiten daran (am Hotel Ryugyong).» Das sagt Troy Collings von der nordkoreanischen Tourismuseinrichtung Young Pioneer Tours. (11. Dezember 2016)

Auf der offiziellen Seite der nordkoreanischen Tourismusbehörde stehe: «Sie arbeiten daran (am Hotel Ryugyong).» Das sagt Troy Collings von der nordkoreanischen Tourismuseinrichtung Young Pioneer Tours. (11. Dezember 2016)

AP/Eric Talmadge
Das Hotel ist schon fast so alt wie Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un – der Grundstein wurde vor beinahe 30 Jahren gelegt. (10. Mai 2016)

Das Hotel ist schon fast so alt wie Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un – der Grundstein wurde vor beinahe 30 Jahren gelegt. (10. Mai 2016)

AP/Wong Maye-e
Der Bau des Ryugyong-Turmes begann 1987 und sollte ungefähr zwei Jahre dauern. Aus verschiedenen Gründen schleppte er sich bis 1992 hin, einem sehr schlechten Jahr und dem Beginn eines sehr schlechten Jahrzehnts für Nordkorea. (11. Dezember 2016)

Der Bau des Ryugyong-Turmes begann 1987 und sollte ungefähr zwei Jahre dauern. Aus verschiedenen Gründen schleppte er sich bis 1992 hin, einem sehr schlechten Jahr und dem Beginn eines sehr schlechten Jahrzehnts für Nordkorea. (11. Dezember 2016)

AP/Eric Talmadge

Das Ryugyong in Pyongyang sollte das höchste Hotel der Welt werden. Aber fast 30 Jahre nach der Grundsteinlegung hat es noch keinen einzigen Gast beherbergt. Der Bau wurde nie komplett fertiggestellt – was aus ihm wird, ist ein Rätsel.

Pyongyangs pyramidenförmiges Ryugyong-Hotel ist eines der merkwürdigsten Wahrzeichen auf der Welt – und einer der sichtbarsten Bauprojekt-Fehlschläge. Als das weltweit höchste Hotel konzipiert, hat das Gebäude noch keinen einzigen Gast beherbergt. Dabei ist es schon fast so alt wie Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un – der Grundstein wurde vor beinahe 30 Jahren gelegt.

Video erregte Aufsehen

Dunkel ragt der 105 Stockwerke hohe Turm nachts in den Himmel, ein einziges Licht blinkt an der Spitze, zur Warnung für Flugzeuge. Tagsüber passieren zahllose Menschen auf ihrem Weg von oder zur U-Bahnstation in der Nähe das Gebäude, aber kaum jemand schaut nach oben, die Fassade hinauf, hinter der sich nichts tut.

Oder doch? Anfang Dezember erregte ein Video Aufsehen, das Licht in der Nähe der Spitze des Turmes zeigte. Zusammen mit dem Besuch ägyptischer Investoren des Hotels nährte das Spekulationen, dass der Bau wieder aufgenommen worden sei und das Hotel vielleicht 2017 endlich öffnen werde. Einige britische Boulevardblätter verkündeten sogar forsch, das Hotel sei bereits in Betrieb genommen worden. Aber so ist es nicht und die Lichter in den oberen Stockwerken sind wieder ausgegangen.

Seoul sammelt die Kameras der WC-Voyeure ein

Auf südkoreanischen Toiletten wimmelt es von Kameras, die Frauen ausspähen. Ein spezielles Team ist unterwegs, um Voyeuren einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Bau sollte ursprünglich nur zwei Jahre dauern

Dabei wäre es nicht absurd anzunehmen, dass Kim Interesse daran haben könnte, das Riesenprojekt zu vollenden. Seit er vor fünf Jahren an die Macht kam, hat er den Bau einer Reihe von Wolkenkratzern angeordnet, die Pyongyangs Skyline deutlich verändert haben. Aber zurzeit scheint Kim sein Geld lieber in andere Vorhaben zu stecken als in das Hotel, so etwa in ein 70 Stockwerke umfassendes Apartmentgebäude, das demnächst fertiggestellt sein wird.

Der Bau des Ryugyong-Turmes begann 1987 und sollte ungefähr zwei Jahre dauern. Aus verschiedenen Gründen schleppte er sich bis 1992 hin, einem sehr schlechten Jahr und dem Beginn eines sehr schlechten Jahrzehnts für Nordkorea. Die Sowjetunion brach gegen Ende 1991 zusammen, riss die meisten der Wohltäter Nordkoreas im kommunistischen Block mit sich. Das bereitete den Boden für eine schwere wirtschaftliche Krise, verschärft durch mehrere Dürrezeiten mit einer Hungersnot, was Nordkorea selber an den Rand des Kollapses brachte.

Geldgeber warten weiter

Das Land überlebte, aber der Bau des Hotels wurde erst 2008 wieder aufgenommen. Auch dank einer Finanzspritze von 30 Millionen Dollar (umgerechnet heute 30,7 Millionen Schweizer Franken) von der ägyptischen Orascom Telecommunication Holding, die damals ein Joint Venture zur Einrichtung eines Mobiltelefonnetzes in Nordkorea anstrebte, wurde die Aussenseite des Gebäudes 2011 fertiggestellt.

Im Juni 2012 erklärte Orascom in einem Werbeprospekt optimistisch, es erwarte die teilweise Vollendung der Innenarbeiten – 360'000 Quadratmeter Fläche mit Wohnungen und Büros neben der Hoteleinrichtung – bis Ende des Jahres. Das Unternehmen äusserte ausserdem die Absicht, das Projekt mit einem weiteren Kredit in Höhe von 15 Millionen Dollar zu fördern. Dieser sei «zurückzuzahlen, wenn der Turm betriebsbereit ist». Vermutlich warten die Geldgeber weiter darauf.

Ursprüngliche Pläne haben sich geändert

Simon Cockerell, Manager der in Nordkorea operierenden Kyoto Tours, zählt zu den wenigen Ausländern, die das Hotel von Innen sehen konnten. Das war 2012. Nach Cockerells Schilderung führte der Projektdirektor den Besuchern ein Video vor, das zeigte, wie das Hotel eines Tages aussehen sollte. Er habe aber zugleich mitgeteilt, dass sich einige ursprüngliche Pläne geändert hätten – «keine Fahrstühle an der Aussenfassade, drei statt fünf Restaurants, und er sagte, man habe das nötige Geld zur Fertigstellung nicht».

Seitdem hat Cockerell nichts von irgendwelchen grösseren Aktivitäten auf der Baustelle gehört oder gesehen. «Vielleicht kleinere Arbeiten, aber nichts in der Grössenordnung, die nötig wäre, das angemessen abzuschliessen», sagt er.

Das grösste unbewohnte Gebäude

Auch andere, die regelmässig mit der nordkoreanischen Tourismusbehörde zu tun haben, sind mehr als skeptisch. Auf offizieller Seite bleibe es bei der Formel «Sie arbeiten daran (an dem Hotel)», sagt Troy Collings von der nordkoreanischen Tourismuseinrichtung Young Pioneer Tours. «Ich meine, wenn das Hotel kurz vor der Öffnung stünde, dann könnten sie es doch sicher kaum abwarten, uns zu informieren, damit wir versuchen, Gäste anzuziehen.»

Aber zumindest vorerst bleibt das Hotel, was es ist: das grösste unbewohnte Gebäude der Welt.

Deine Meinung