Umweltfolgen von Drogenproduktion sind verheerend

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Ökologische FolgenDas richten die Lieblingsdrogen der Schweizer mit der Umwelt an

Welche ökologischen Konsequenzen haben illegale Substanzen wie Cannabis, Kokain oder Ecstasy? Die Ökobilanz der drei Schweizer Lieblingsdrogen im Überblick.

Sebastian Sele
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Sebastian Sele
Der Anbau von Cannabis gefährdet die Ökosysteme im nördlichen Marokko.

Der Anbau von Cannabis gefährdet die Ökosysteme im nördlichen Marokko.

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Darum gehts

  • 32 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben schon Cannabis konsumiert. Bei Kokain sind es fast sieben Prozent und bei Ecstasy sechs Prozent.

  • Die Vereinten Nationen warnen in einem Bericht vor den ökologischen Konsequenzen der illegalen Substanzen: Im Vergleich zur globalen Landwirtschaft seien diese zwar gering, insbesondere in ländlichen Gebieten aber nicht zu vernachlässigen.

  • Während Cannabis vor allem in Monokulturen angebaut wird, werden für den Anbau der Kokapflanze enorme Flächen an Regenwald gerodet und Chemikalien in Böden und Gewässer entlassen.

  • Die Ecstasy-Produktion hing lange Zeit mit dem Roden einer gefährdeten Baumart und heute noch immer mit dem illegalen Entsorgen von grossen Mengen Chemieabfall zusammen. Vertreter der Vereinten Nationen sprechen von einer «Umwelt- und Gesundheitskatastrophe».

32 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 15 und 59 Jahren haben schon einmal Cannabis konsumiert. Bei Kokain sind es fast sieben Prozent und bei Ecstasy sechs Prozent. Die drei illegalen Substanzen sind demnach die Lieblingsdrogen der Schweizer und Schweizerinnen – und ihr Konsum nimmt stetig zu.

Dieser Konsum birgt nicht nur gesundheitliche Risiken, sondern auch ökologische. Die Vereinten Nationen kamen 2022 in einem Bericht zum Schluss, dass der Einfluss auf die Umwelt im Vergleich zur legalen Landwirtschaft zwar klein, aber insbesondere in ländlichen Regionen nicht zu vernachlässigen ist.

Welche Einflüsse Cannabis, Kokain und Ecstasy konkret haben? Die Übersicht.

Cannabis: Gefahr für Biodiversität

Zeitweise stammten geschätzt 70 Prozent des Cannabis auf dem europäischen Markt aus Marokko. Das wichtigste Anbaugebiet im Land ist das nördliche Rif-Gebirge. Die UN berichtet, der intensive Anbau habe das Rif-Gebirge zum grössten Verbraucher von Pestiziden innerhalb Marokkos gemacht. Die Auswirkungen auf das Wasser und die Böden sind unklar. Was klar ist: Der Anbau geschieht in Monokulturen. Der Druck auf das fragile Ökosystem der Region sei dadurch gestiegen. Die UN spricht von Abholzung, Wasserknappheit und einem Rückgang der Biodiversität.

Die Wissenschaftsplattform Mongabay schreibt, der Cannabisanbau könne insbesondere dazu führen, dass Trinkwasser verseucht und Wald abgeholzt werde. In Paraguay sei der Atlantische Wald unter anderem durch die Cannabisproduktion auf ein Viertel seiner Grösse zusammengeschrumpft. In Madagaskar kämpfe das geschützte Tsaratanana-Reservat gegen den illegalen Cannabisanbau, der die Abholzung vorantreibe und die Biodiversität bedrohe.

Während beim Outdooranbau in Paraguay, Madagaskar und Marokko insbesondere die lokalen Ökosysteme gefährdet werden, steht beim Indooranbau der Energieverbrauch im Zentrum: Laut UN verbraucht der Indooranbau 16- bis 100-mal mehr Energie als der Outdooranbau. Ein Joint mit Indoor-Cannabis weise daher einen grösseren CO2-Fussabdruck auf als eine Tasse Kaffee.

Kokain: Abholzung des Regenwalds

Gemäss den Vereinten Nationen ist der CO2-Fussbadruck von Kokain etwa 30-mal grösser als jener von Kakao und etwa 2600-mal grösser als jener von Zucker. Doch nicht nur die Emissionen wirken sich negativ auf die Umweltbilanz der Droge aus: Die Abholzung des Regenwalds sowie die Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft durch giftige Chemikalien sind weitere wesentliche Faktoren.

Kokain wird vor allem in Bolivien, Kolumbien und Peru hergestellt – die südamerikanischen Länder gehören zu den Ländern mit der höchsten Biodiversität weltweit. Der erste Schritt der Kokainproduktion ist der Anbau der Kokapflanze. Dieser benötigt viel Land. Studien aus Kolumbien haben gezeigt, dass der vermutlich grösste Umwelteinfluss von Kokain in der Umnutzung von Wald als Anbaufläche der Pflanze besteht. Seit 2001 sollen im südamerikanischen Land mehr als 300’000 Hektar Wald für den Anbau von Koka gerodet worden sein – eine Fläche fast zweimal so gross wie der Kanton Zürich. Der Wald bietet Tieren und Pflanzen dabei einen besseren Lebensraum und trägt deutlich mehr zur Speicherung von CO2 bei.

In den weiteren Produktionsschritten wird die Kokapflanze in Labors mit Chemikalien wie Ammoniak, Aceton und Salzsäure bearbeitet. Wissenschaftler schätzen, dass mehrere Millionen Liter dieser Stoffe in Böden und Flüssen landen. Mit gravierenden Folgen für Flora und Fauna: Einem EU-Bericht zufolge existieren in den verseuchten Flüssen kaum noch Pflanzen und Tiere.

Weltweit wird so viel Kokain produziert wie nie zuvor. Schweizerinnen und Schweizer gehören europaweit zu den Spitzenreitern im Konsum.

Ecstasy: Enorme Mengen Chemiemüll

Ein wichtiger Rohstoff in der Herstellung von Ecstasy war lange Zeit Safrol – ein Ölextrakt, das unter anderem aus dem Sassafras- und dem Mreah Prew Phnom-Baum gewonnen wird. Der Baum wächst in Teilen der USA und Kambodschas.

Um das Öl zu gewinnen, muss der Baum gefällt und seine Wurzeln zerkleinert werden. Die Wurzeln werden anschliessend über einem Feuer gekocht. Pro gefälltem Sassafras-Baum werden daher weitere sechs Bäume als Brennholz benötigt. Experten für Biodiversität warnten damals: Geht die Produktion in Kambodscha so weiter, könnte der gefährdete Baum innert fünf Jahren ausgerottet sein. Obwohl Kambodscha das Fällen des Baumes vor fast zwanzig Jahren verboten hatte, stieg die Produktion von Safrol vorerst weiter an. Bis sie 2009 in einer Grossoffensive komplett niedergeschlagen und durch synthetische Prozesse ersetzt wurde.

In weiteren Schritten wird Ecstasy in Labors produziert. Bei der Produktion werden giftige Chemikalien wie Natriumhydroxid, Salzsäure und Aceton eingesetzt. Nach Schätzungen des niederländischen Wasserforschungsinstituts (KWR) wurden 2017 rund 7000 Tonnen dieser Stoffe illegal in Fässern entsorgt oder in Böden und Flüsse gespült. Insgesamt fallen pro Kilo Ecstasy fünf bis 30 Kilo Abfall an.

Die Niederlande und Belgien zählen weltweit zu den wichtigsten Produktionsländern. Doch Thailand, Laos und Myanmar rückten in den vergangenen Jahren auf. Vertreter der Vereinten Nationen sprechen dort von einer «Umwelt- und Gesundheitskatastrophe».

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