Stimmen«Das Urteil ist eine Unverschämtheit!»
Die ersten Reaktionen auf das Urteil gegen den Bayern-Präsidenten Uli Hoeness fallen in München emotional aus. Ganz im Gegensatz zum Rest Europas.
- von
- gux
Auf Spiegel.de findet die Mehrheit der Leser das Urteil gegen Uli Hoeness gerechtfertigt: Es gibt aber auch kritische Stimmen. Leser Turbou schreibt: «Herr Hoeness und sein Team werden wohl keine Bestrafung ohne Bewährung akzeptieren – seine ganze Lebensleistung würde vor seinen Augen zerstört. Aber, wenn er es wirklich ehrlich meint, wird er eine Strafe akzeptieren: Das wäre tatsächlich der ‹Beweis› der Reue des Herrn Hoeness und er würde hierfür umso mehr geschätzt! Das würde sein Lebenswerk eher untermauern.»
Und Danielhamburg findet: «Niemand fordert eine andere Moral für Hoeness. Ich möchte allerdings Gerechtigkeit. (...) De jure scheint er laut der Berichterstattung auf Grund der wohl unvollständigen Selbstanzeige bisher schuldig. Wo aber hat Hoeness in der Sache der deutschen Gesellschaft geschadet? Er hatte sich damals glaubhaft als moralische Instanz in Talkshows dargestellt. Sollte die Gesellschaft ihn dafür der Gerechtigkeit halber ins Gefängnis wünschen? Ich denke, das tun nur unreflektierte Neider.»
Die Süddeutsche Zeitung kommentiert trocken auf Twitter:
Welt.de schreibt: «Das Urteil dürfte auch den FC Bayern erschüttern. Hoeness ist seit Jahrzehnten das Gesicht des Vereins. Als Spieler, Manager, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der AG prägte und prägt der Patriarch vom Tegernsee den erfolgreichsten deutschen Fussballklub. Kann er seine Ämter als Präsident und Aufsichtsrat nun behalten?» Eine Antwort auf diese Frage hat derzeit noch niemand. Es wird erwartet, dass der Aufsichtsrat des Fussballklubs jetzt sehr schnell zusammensitzen und über das weitere Vorgehen rund um den beliebten Klub-Präsidenten beraten wird.
Focus.de machte nach Bekanntwerden des Urteils eine Video-Umfrage unter Münchnern. Eine Passantin findet das Urteil «eine Unverschämtheit»: «Da werden so viel Steuergelder verschleudert, aber unsere Politiker werden dafür nicht belangt und er kriegt jetzt drei Jahre. Er musste schon bestraft werden, er hat ja genug Geld, er kann ja alles zurück zahlen. Aber das finde ich unverschämt!»
Ein anderer Passant erklärt: «Ich hätte Besseres für ihn gehofft. Ich habs befürchtet, dass es so kommt.» Und ein weiterer, junger Befragter sagt: «Ich finde, das hat er verdient, weil so viel Geld, 27 Millionen, das ist einfach viel zu viel. Vor allem er als Möchtergern-Gutmensch muss dann auch die Strafe absitzen.»
Die Südeuropäer lässts kalt
Auf wenig Interesse stösst der Fall Hoeness in Südeuropa. In Spanien vermeldet «El Mundo» die Urteilsverkündung ganz unaufgeregt, und auch dem grössten Sportportal des Landes, «Marca», ist die Nachricht kaum eine längere Notiz wert.
Auch die Italiener nehmen das Münchner Urteil gelassen. Die renommiertesten Tageszeitungen «Corriere della Sera», «La Stampa» und «La Reppublica» veröffentlichen die Nachricht nur klein. Selbst die Sportzeitung «La Gazzetta dello Sporto» setzte in der Prioritätenliste den Fall Hoeness eher niedrig an – hinter Berichten über die Fussballspiele in der italienischen Liga oder jenen der US-Basketballliga NBA.
Auf Twitter gehts nach der Urteilsverkündung hingegen runder. Hier einige Beispiele: