Credit Suisse Übernahme: «Aktionäre können froh sein, bekommen sie noch Geld»

Aktualisiert

Aktionärs-Frust«Kleinanleger können froh sein, kriegen sie überhaupt noch Geld»

Beim CS-Deal schreiben viele Kleinaktionäre grosse Verluste. Doch hätte es überhaupt eine Lösung gegeben, bei der sie mehr Geld erhalten hätten? Das waren die Alternativen.

Die Enttäuschung über das Aus der Credit Suisse ist gross – auch bei Passantinnen und Passanten am Tag nach dem Kollaps. 

20min 

Darum gehts

  • Zehntausende Kleinanlegerinnen und Kleinanleger haben durch das CS-Aus Geld verloren. Der Frust sitzt tief. 

  • Viele fragen sich: Darf der Bund mich so enteignen? Hätte es keine besseren Lösungen gegeben? 

  • Experte Adriel Jost sagt, der Deal sei für die Aktionärinnen und Aktionäre nicht gut gewesen – die meisten Optionen aber noch schlechter. 

Der Frust unter Zehntausenden Privatpersonen, die in vermeintlich sichere CS-Aktien investiert hatten, ist grenzenlos. Das Ersparte ist futsch, viele machen sich Sorgen um die Pensionskassen und die Wut treibt einige dazu, Klagen gegen die Verantwortlichen zu erwägen.

Doch sind die 76 Rappen, die Aktionäre pro Aktie noch erhalten, wirklich das Worst-Case-Szenario? Welche Alternativen hätten SNB und Bund gehabt – und wären die Aktionäre damit wirklich besser gefahren? Adriel Jost, Partner am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik, ordnet ein.

Szenario 1: Der Staat hätte nichts gemacht

Das wäre passiert

Adriel Jost: «Ohne Eingriff wäre der Aktienkurs mit allergrösster Wahrscheinlichkeit am Montag gegen null gegangen, die CS hätte Konkurs anmelden und liquidiert werden müssen. Dann hätten die Aktionäre gar nichts mehr bekommen. Man muss sich beim Kauf von Bank-Aktien immer bewusst sein, dass Banken aufgrund eines Bank-Runs innerhalb von wenigen Tagen von einem soliden Unternehmen zu quasi wertlos abrutschen können. Das ist bei anderen Unternehmen nicht so. So betrachtet können sie froh sein, dass sie jetzt immerhin noch 76 Rappen pro Aktie bekommen.»

«Die Aktionäre können froh sein, dass sie überhaupt noch Geld bekommen.»

Adriel Jost, Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik

Hier wäre das Geld hingeflossen

«Selbst wenn Immobilien und andere Wertschriften deutlich mehr als drei Milliarden wert wären, hätten die Aktionäre davon vermutlich nichts gesehen, denn: Geht eine Bank Konkurs, kommt es zur Abwicklung. Die Finanzmarktaufsicht Finma übernimmt und entscheidet, wie es weitergeht. Es gibt aber auch Gesetze, wer zuerst ausbezahlt wird mit dem Geld, das noch da ist. Und da stehen die Aktionäre weit hinten an.»

So wären die Aktionäre ausgegangen

«Die Gläubiger – etwa auch die Nationalbank – und Einlagen oder Säule-3A-Konti wären zuerst drangekommen. Auch die Zehntausenden Leute, die entlassen worden wären, hätten erst noch die vertraglich vereinbarten Löhne erhalten. Sprich: Wenn gar kein Geld mehr reinkommt und eine Grossbank liquidiert wird, ist sehr schnell kein Geld mehr da. Die Aktionäre wären leer ausgegangen.»

Hast du selbst CS-Aktien?

Szenario 2: Blackrock hätte die CS übernommen

Das wäre passiert

«Blackrock wollte dem Vernehmen nach die CS zerschlagen und nur die profitablen Teile übernehmen. Der Rest wäre verkauft oder abgestossen worden.»

«US-Finanzministerin Janet Yellen dürfte Druck auf Karin Keller-Sutter ausgeübt haben.»

Adriel Jost, Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik

Hier wäre das Geld hingeflossen

«Die profitablen Geschäfte wären zu Blackrock abgeflossen, die unrentablen verkauft worden. Es bestand die Befürchtung, dass der Untergang des US-Geschäfts der CS weitere Banken mit sich gerissen und eine globale Finanzmarktkrise ausgelöst hätte. Es bestand also eine grosse Gefahr, dass durch eine internationale Bankenkrise noch deutlich mehr Geld verloren gegangen wäre. US-Finanzministerin Janet Yellen dürfte hier ausreichend Druck auf Karin Keller-Sutter ausgeübt haben.»

So wären die Aktionäre ausgegangen

«Kurzfristig hätten die Aktionäre möglicherweise etwas mehr Geld für ihre CS-Aktien bekommen, weil Blackrock ein besseres Übernahmeangebot gemacht hätte. Gleichzeitig hätte es aber ein Erdbeben an den Finanzmärkten geben können, das sämtliche Anlegerinnen und Anleger in diversen Ländern hart getroffen hätte.»

Szenario 3: Die Saudis hätten die CS übernommen

Das wäre passiert

«Die Saudi National Bank hat dem Vernehmen nach fünf Milliarden geboten. Das Angebot der Saudis hat der Bundesrat wohl schlicht nicht mehr ernsthaft weiterverfolgt, auch, weil der Deal bis Sonntagabend stehen musste. Und eben: Dass die UBS die Credit Suisse übernehmen soll, war ein politischer Entscheid. Der Bund wollte eine Schweizer Lösung.»

«Dass die UBS die Credit Suisse übernehmen soll, war ein politischer Entscheid. Der Bund wollte eine Schweizer Lösung.»

Adriel Jost, Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik

Hier wäre das Geld hingeflossen

«Die Saudis hätten dieselben Liquiditätsgarantien von der SNB gewollt wie die UBS. Letztlich hätten die Saudis entschieden, wie es mit den Geschäftssparten der CS weitergeht – ob sie abgewickelt, verkauft oder später wieder an die Börse gebracht werden.»

So wären die Aktionäre ausgegangen

«Die Aktionäre hätten etwas mehr Geld erhalten, statt 76 Rappen pro Aktie rund 1.25 Franken. Der Aktienkurs hätte sich am Montag nahe diesem Wert eingependelt.»

Adriel Jost ist Ökonom und Fellow am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik. 

Adriel Jost ist Ökonom und Fellow am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik. 

privat 

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