Konflikt in Nordsyrien: «Das war ein Hilferuf, die UNO muss jetzt handeln»

Aktualisiert

Konflikt in Nordsyrien«Das war ein Hilferuf, die UNO muss jetzt handeln»

Der Konflikt in Nordsyrien bringt Schweizer Kurden zum Verzweifeln. Dass sich ein Mann sogar anzünde, zeige die grosse Hilflosigkeit, sagt ein Kulturverein.

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bz
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«Das war ein Hilferuf, dass die UNO jetzt endlich für die Kurden handeln muss», sagt Ibrahim Halil Güçük, Präsident des Kurdischen Kulturvereins von Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen.

«Das war ein Hilferuf, dass die UNO jetzt endlich für die Kurden handeln muss», sagt Ibrahim Halil Güçük, Präsident des Kurdischen Kulturvereins von Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen.

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Am Mittwochmorgen hinterliess der Konflikt auch in der Schweiz direkte Spuren: Ein Kurde aus Syrien und wohnhaft in Deutschland zündete sich vor dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) an.

Am Mittwochmorgen hinterliess der Konflikt auch in der Schweiz direkte Spuren: Ein Kurde aus Syrien und wohnhaft in Deutschland zündete sich vor dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) an.

Leser-Reporter/fyu
Laut Güçük herrscht unter den Kurden trotz der Waffenruhe eine grosse Unruhe. «Die grosse Ungewissheit lässt viele Kurden verzweifeln.»

Laut Güçük herrscht unter den Kurden trotz der Waffenruhe eine grosse Unruhe. «Die grosse Ungewissheit lässt viele Kurden verzweifeln.»

Ennio Leanza

Trotz Waffenruhe attackierten in den letzten Tagen von der Türkei unterstützte islamistische Milizen in Nordsyrien weiterhin Kurden. Am Mittwochmorgen hinterliess der Konflikt auch in der Schweiz direkte Spuren: Ein Kurde aus Syrien und wohnhaft in Deutschland zündete sich vor dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) an.

Kurden in der Schweiz sind schockiert. «Das war ein Hilferuf, dass die UNO jetzt endlich für die Kurden handeln muss», sagt Ibrahim Halil Güçük, Präsident des Kurdischen Kulturvereins von Rapperswil-Jona SG. Ein deutlicheres Zeichen, als sich selbst anzuzünden, könne ein verzweifelter Mensch nicht mehr setzen. «Wir erwarten, dass die UNO ihre Macht als Hüterin des Friedens ausübt.»

Ungewissheit lasse viele verzweifeln

Laut Güçük herrscht unter den Kurden trotz der Waffenruhe eine grosse Unruhe. «Die grosse Ungewissheit lässt viele Kurden verzweifeln.» Jeder Kurde fühle sich für die Kurden in Nordsyrien verantwortlich, könne aber nichts machen. «Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen.»

Güçük betont, dass die Kurden in Nordsyrien mit Unterstützung der USA den IS erfolgreich bekämpften. «Ein paar Jahre lang herrschte dort Frieden. Der plötzliche Angriff der Türkei zerstörte aber alles. Viele Menschen kamen ums Leben. Die Frustration ist gross.»

Solidarität in der Schweiz

In der Schweiz ist die Solidarität mit den Kurden gross. Das Rojava-Komitee Bern ruft am 26. Oktober 2019 zu einer Demo «gegen den Angriffskrieg der Türkei in Nordsyrien» auf. Vom Bundesrat fordert das Komitee als erster Punkt, dass er alle Ressourcen für eine diplomatische Offensive einsetzt, damit die UNO einen sofortigen Waffenstillstand beschliesst und eine Flugverbotszone in Nordsyrien errichtet.

20 Minuten hat die Vereinten Nationen mit den Forderungen am Dienstag zu konfrontieren versucht. Bis Redaktionsschluss reagierte die Organisation nicht. Zum Vorfall vom Mittwochmorgen zeigte sie sich tief betroffen. «Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie», sagte Sprecher Andrej Mahecic. Der Kurde habe versucht, in das Gebäude zu gelangen. Dieses war bereits geöffnet, Angestellte waren zu dem Zeitpunkt schon bei der Arbeit.

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