Mit dem Auto im Fluss«Das Wasser hatte bereits Sitzhöhe erreicht»
Martin Bachmann* landet mit seinem Auto in der Kleinen Emme und muss fast eine Stunde eingeschlossen auf seine Rettung warten. Der 62-Jährige schildert sein dramatisches Erlebnis im eiskalten Wasser.
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- lhr/dwi
Ein silberner Renault steckt mitten in der Kleinen Emme. Darin sitzt Martin Bachmann* und wartet auf seine Rettung. Die Fotos, die Leser-Reporter am Dienstag in Wolhusen LU geschossen haben, werfen vor allem eine Frage auf: Wie konnte das bloss passieren?
Die Stimme des 62-Jährigen klingt noch etwas schwach, als er tags darauf den Unfall schildert. Es gehe ihm aber gut, versichert er. Am frühen Dienstagnachmittag ist Bachmann auf einer Privatstrasse nahe der Kleinen Emme unterwegs, als sein Renault plötzlich ins Rutschen gerät. «Und das, obwohl ich langsam gefahren bin», beteuert der Innerschweizer. Er benutze diese Strasse regelmässig - passiert sei noch nie etwas. «Vielleicht lag Laub auf dem Weg, ich weiss es nicht. Aber es war auf jeden Fall total rutschig.»
Passant alarmierte die Polizei
Als der Renault ins Schleudern gerät, sitzt Bachmann machtlos hinter dem Steuer. Der Wagen kommt von der Strasse ab und gleitet ins Flussbett. «Kurz davor kam das Auto noch fast zum Stehen», erzählt er. «Ich wollte schon aussteigen, als der Wagen weiterrutschte.» Die starke Strömung der Kleinen Emme tat das Übrige, riss den Wagen in die Mitte und rund hundert Meter flussabwärts.
«Etwas mulmig war mir schon, Angst hatte ich aber nicht gross», versichert der Unglücksrabe. Er habe das Fenster heruntergekurbelt und hätte jederzeit aus dem Wagen klettern können. «Ich dachte: Jetzt muss ich mich ausziehen und an Land schwimmen», erzählt Bachmann. Doch ein aufmerksamer Passant hat zu diesem Zeitpunkt bereits die Polizei alarmiert.
Verschmutzungsgefahr für die Kleine Emme
Mit einem Bagger versuchen die Einsatzkräfte, den Wagen zu sichern und mit Seilen zu umspannen. Derweil harrt Bachmann im Auto aus und muss zusehen, wie langsam Wasser eindringt. «Ich blieb nur wenige Minuten trocken.» Mehr als eine halbe Stunde dauern die Bergungsarbeiten. Dann kann Bachmann endlich aussteigen. Keine Minute zu früh: «Das Wasser hatte bereits Sitzhöhe erreicht.»
Zur Abklärung wird der Lenker ins Spital gebracht, wo er sich von seinem Schock erholen kann und aufgewärmt wird. Die Kälte ist gemäss Kurt Graf von der Luzerner Polizei denn auch eine grosse Gefahr und Schwierigkeit bei Unfällen im Wasser. «Der Fahrer musste schnell und sanft geborgen werden.»
Ausserdem hätte die Kleine Emme zu Schaden kommen können - Öl und Benzin hätten das Gewässer verschmutzen können. Dies sei aber nicht geschehen, versichert Graf. Das Auto hingegen hat das Malheur nicht heil überstanden - der Schaden am Fahrzeug beläuft sich auf schätzungsweise 10'000 Franken. Das kümmert Bachmann, der sich noch vom Unfall erholt, jedoch noch nicht gross. «Ich weiss nicht einmal, wo der Renault ist.»
* Name geändert