Ex-Tele-Züri-ReporterDavid Karasek spricht über seine Leihmutter-Zwillinge
David Karasek und sein Freund haben über eine Leihmutter Zwillinge austragen lassen. Der 40-Jährige lernte viel über Erziehung, als er einen Film über Machos drehte.
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Viele Männer in Kolumbien sind Machos. 64 Frauen wurden allein im letzten Jahr im Süden von Bogotá umgebracht, nur weil sich ein Mann in seiner Ehre verletzt gefühlt hatte. Der Luzerner Flavio Moresino leitet deshalb in der kolumbianischen Hauptstadt Kurse für Männer, die unter ihrem Macho-Gehabe leiden.
In einem Gemeinschaftszentrum macht er sie zu Softies und zeigt ihnen eine andere Form von Männlichkeit. «Darüber musste ich einfach einen Film machen», sagt Journalist Karasek. Der Zürcher lebt seit drei Jahren in Kolumbien.
Filmdreh war lehrreich für Erziehung
Am Sonntag kommt der «Reporter»-Film im SRF – «mein drittes Baby», wie ihn der 40-jährige Ex-Tele-Züri-Journalist nennt. Sechs Monate hat er daran gearbeitet. Die Methoden des Schweizer Theologen Moresino haben ihn beeindruckt: «Er arbeitet viel mit Körperkontakt. Die Männer müssen sich schon auch mal gegenseitig anmalen. Und das, obwohl sie knallharte Machos sind!»
Jeden Dienstagabend treffen sich ein Dutzend Gleichgesinnte zwischen 16 und 65 Jahren und lernen, Gefühle zu zeigen und Gewaltlosigkeit zu respektieren. «Moresino schickt die Teilnehmer etwa als Mutprobe einmal pro Jahr im Rock auf die Strasse», sagt Karasek.
Beim Dreh hat Karasek auch viel über die Erziehung seiner eigenen Kinder gelernt: «Man kann viel dazu beitragen, dass sie keine Machos werden.» Das fange schon bei ganz kleinen Dingen an: «Etwa, dass man ein Junge nicht nur auf seine Stärke und ein Mädchen auf sein süsses Aussehen reduziert.»
Zwillinge dank Leihmutter
David Karasek und sein Partner sind Eltern von einem Mädchen und einem Jungen. Vor elf Monaten durften sie ihre Zwillinge zum ersten Mal in die Arme schliessen. «Es war ein langer Weg», so Karasek. Vor fünf Jahren hätten sie angefangen, eine Leihmutter zu suchen. In den USA wurden sie fündig. «Die Leihmutter ist immer noch eine enge Bezugsperson der Kinder.»
Kinder grosszuziehen sei ein unbeschreibliches Gefühl, so Karasek: «Es ist so schön, Eltern zu sein. Und es ist interessant, mitzuerleben, wie sich die zwei entwickeln.» Obwohl in Kolumbien viele Machos leben, habe dort mit seiner Familiensituation niemand ein Problem. «Familie ist dort alles – wie diese zusammengestellt ist, ist egal.»
Den ersten Geburtstag seiner beiden Kinder wird er in der Schweiz feiern. «Wir werden bald wieder in Zürich leben, weil wir unsere Familien und Freunde in der Nähe haben wollen.» Auch Flavio Moresino will in den nächsten Jahren seinen Anti-Macho-Kurs in der Schweiz etablieren.
Der Film «Flavio und die Machos» wird am 24. Juni um 21.45 Uhr im SRF ausgestrahlt.