DrogenDealer verticken Ketamin und Crystal Meth als MDMA
In Proben wurde vermehrt festgestellt, dass Drogen unter einem falschen Namen verkauft wurden. So steckten im weissen Pülverchen etwa Crystal Meth oder Ketamin statt MDMA.
- von
- Christina Pirskanen
Darum gehts
Im Oktober und September wurden beim Drogeninformationszentrum Zürich (DIZ) vermehrt Drogen zur Probe abgegeben, die nicht das enthielten, was die Kunden zu kaufen glaubten. So wurden etwa Ketamin oder Methamphetamin als MDMA verkauft – das kann schnell gefährlich werden.
Bei einer der untersuchten Proben, welche als MDMA deklariert war, stellte sich heraus, dass das weisse Pulver zu 95,4 Prozent aus Ketamin besteht. Bei einer anderen Probe, bei der angebliches Kokain geprüft wurde, stellte das DIZ einen Ketamingehalt von 94,8 Prozent fest. Im Drogeninformationszentrum Luzern stellte sich eine Probe von MDMA gar als 100-prozentiges Methamphetamin raus – da sich die beiden Stoffe stark in der Wirkung und Dosierung unterscheiden, kann eine solche Falschdeklaration für den Konsumierenden schwere gesundheitliche Folgen haben.
Ketamin
Ketamin wird synthetisch hergestellt und ist auch als «Horse Tranquilizer», also Pferdebetäubungsmittel, bekannt – es wird oft in der Veterinärmedizin verwendet. Die Wirkung ist stark dosierungsabhängig: In tieferen Dosen wirkt es, ähnlich wie Alkohol, enthemmend und entspannend. Höhere Dosen hingegen können tranceartige Zustände bis hin zu ausserkörperlichen oder todesnahen Erfahrungen hervorrufen – das sogenannte «K-Hole». Da Ketamin die Schmerzempfindlichkeit senkt, ist die Verletzungsgefahr sehr hoch – auch belastet Ketamin das Herz-Kreislauf-System.
Falsche Deklaration von Drogen kann tödlich enden
«Wir konnten in den letzten Monaten öfter falsch deklarierte Substanzen analysieren», sagt Alexandre Brodard, Leiter von Contact Nightlife, welche das Drug Checking, die Informations- und Beratungsstelle im Kanton Bern betreibt. Es sei jedoch schwierig einzuschätzen, ob von einem Anstieg auszugehen sei – die Zahlen schwankten von Jahr zu Jahr. «Falschdeklarationen sind ein sehr grosses Problem: Die Leute gehen beim Konsum von einer gewissen Substanz aus – und plötzlich ist es etwas anderes.» Das könne durchaus tödlich enden, denn die Dosierung und Wirkung der verschiedenen Drogen seien unterschiedlich.
Methamphetamin
Methamphetamin, auch bekannt als «Crystal Meth» und «Ice», wird synthetisch hergestellt. Beim Konsum wird die körpereigene Leistungsdroge Noradrenalin freigesetzt, gleichzeitig wird Dopamin ausgeschüttet – das steigert das Selbstwertgefühl und wirkt aufputschend. Die Wirkung von Methamphetamin kann bis zu 30 Stunden lang anhalten, Meth kann nur schlecht vom Körper abgebaut werden. Die Droge hat ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial – Gewichtsverlust, Hautentzündungen, Zahnausfall und Magenbeschwerden sind die Folgen regelmässigen Konsums.
Diese MDMA-Pillen sind extrem hoch dosiert
Ein weiteres Problem sind zu hoch dosierte Rauschmittel. Die immer höhere Dosierung bei MDMA-Pillen lasse sich seit ein paar Jahren feststellen, so Brodard. «Hat man keine Toleranz entwickelt oder konsumiert nicht regelmässig, kommt es schneller zu einer Überdosierung», erklärt er. Das Risiko bei Personen mit niedrigem Körpergewicht und Frauen ist höher, da bei ihnen die Wirkung stärker ist.
Die Dosierungsempfehlung liegt bei 1,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Für ein Körpergewicht von 80 Kilo wären das rund 104 Milligramm MDMA. Überdosierungen können vom «Kiefermahlen» bis hin zu Krampfanfällen führen – an den Folgetagen kann es zu Depressionen, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit kommen.
MDMA
MDMA, auch «Ecstasy» oder «Molly» genannt, wird synthetisch hergestellt. Die Droge bewirkt eine vermehrte Freisetzung des körpereigenen Botenstoffs Serotonin – bei empfohlener Dosis sind das etwa 80 Prozent des Serotoninhaushalts. Gleichzeitig werden Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet. Der Konsum löst ein Gefühl der Euphorie, Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus. Auch Berührungen und Musik werden intensiver empfunden und Hemmungen sinken. Nach dem Konsum benötigt der Körper mindestens vier Wochen, um den Serotoninhaushalt wieder zu regenerieren – legt man diese Pause nicht ein, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine bleibende Einschränkung des räumlichen Vorstellungsvermögens.
Konsumierst du Drogen?
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit illegalen Drogen?
Hier findest du Hilfe:
Sucht Schweiz, Tel. 0800 104 104
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
Infodrog, Information und Substanzwarnungen
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.