Demonstration vor iranischer Botschaft in Bern

Aktualisiert

Iran-Proteste«Stehen am Morgen mit Angst auf und gehen ängstlich wieder ins Bett»

Eine Gruppe von in der Schweiz lebenden Iranerinnen und Iranern hat am Samstagnachmittag vor der iranischen Landesvertretung in Bern gegen das Regime in Teheran demonstriert.

von
Benedikt Hollenstein
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Vor der iranischen Botschaft in Bern fand heute Nachmittag eine Demonstration gegen das Mullah-Regime und deren brutales Vorgehen statt.

Vor der iranischen Botschaft in Bern fand heute Nachmittag eine Demonstration gegen das Mullah-Regime und deren brutales Vorgehen statt.

20Min/Huseyin Aydemir
Nachdem die junge Mahsa Amini in Polizeigewahrsam starb, kam es im ganzen Land zu Protesten. Diese wurden vom Regime oftmals brutal niedergeschlagen, Tausende Demonstranten wurden verhaftet. Erste wurden bereits gehängt, wie hier im Bild Madschidresa Rahnaward. Laut dem Regime soll er zwei Sicherheitskräfte getötet haben.

Nachdem die junge Mahsa Amini in Polizeigewahrsam starb, kam es im ganzen Land zu Protesten. Diese wurden vom Regime oftmals brutal niedergeschlagen, Tausende Demonstranten wurden verhaftet. Erste wurden bereits gehängt, wie hier im Bild Madschidresa Rahnaward. Laut dem Regime soll er zwei Sicherheitskräfte getötet haben.

AFP
Die Hinrichtung meist junger Protestierender hat die Wut der iranischen Bevölkerung auf das Mullah-Regime nochmals verstärkt.

Die Hinrichtung meist junger Protestierender hat die Wut der iranischen Bevölkerung auf das Mullah-Regime nochmals verstärkt.

IMAGO/imagebroker

Darum gehts

  • Nach dem Tod von Mahsa Amini kommt es in weiten Teilen des Iran noch immer zu Kundgebungen.

  • Die Erhängungen von jungen Demonstranten unter vagen Begründungen verstärkt die Wut in der Bevölkerung weiter.

  • Im Rahmen einer bewilligten Demo wollen in der Schweiz lebende Iraner heute vor der Botschaft in Bern protestieren.

Die brutalen Hinrichtungen junger Demonstranten im Iran haben die Proteste vielerorts wieder aufflammen lassen. Auch viele im Ausland lebende Iranerinnen und Iraner protestieren und fordern von ihren Landesregierungen ein entschiedenes Vorgehen gegen Teheran.

«Gehen mit Angst ins Bett»

Aus diesem Grund haben in der Schweiz lebende Iranerinnen und Iraner am Samstag vor der iranischen Botschaft in Bern demonstriert. Die Sorge ist gross, dass das Regime weitere junge Demonstrierende hinrichten könnte. «Wir stehen mit der Angst auf und gehen ängstlich ins Bett», sagt eine der Demonstrantinnen. Man erhoffe sich mehr Unterstützung von der Schweiz, aber auch den westlichen Ländern allgemein.

Die Familie von Soheila Sabi halte sich noch immer im Land auf, wie die 57-Jährige sagt. «Ich kann sie nicht mehr erreichen – das Internet ist abgestellt und Telefonieren geht auch nicht mehr.» Aufgeben wollen die Demonstranten trotz Kälte noch lange nicht. «Im Iran werden junge Leute getötet. Dass wir hier ihre Stimme vertreten, ist das Mindeste», so Sabi. Sie glaubt fest an einen Sturz des Regimes – auch wenn es bis dann noch lange dauert.

«Keine Geschäfte mit dem Mullah»

Etwa 40 Demonstrierende versammelten sich für die bewilligte Demo vor der Botschaft. Die Menge skandierte: «Keine Geschäfte mit dem Mullah». Die Schweizer Landesregierung trägt die Sanktionen, die von anderen Ländern bereits verhängt wurden, nur teilweise mit, weil das Land als Schutzmacht zwischen dem Iran und den USA fungiert.

Cassis beharrt auf Schweizer Sonderrolle

Der Umstand, dass das Regime nun mit der Hinrichtung von Protestierenden begonnen hat, werde vom Bundesrat aufs Schärfste verurteilt. Dies sagte Cassis kürzlich in einem Interview mit der «NZZ» und beschrieb die Situation im Land als «inakzeptabel». Die Sonderrolle der Schweiz sei aber für die Stabilität in der Region enorm wichtig und werde daher beibehalten – man würde die Entwicklungen aber selbstverständlich weiter beobachten.

Das Vorgehen des iranischen Regimes gegen die Proteste im Land sorgt weiterhin auch international für scharfe Kritik an der Regierung in Teheran. Am 16. September starb die damals 21-Jährige in Polizeigewahrsam. Zuvor war sie von der Sittenpolizei verhaftet und misshandelt worden, weil sie ihre Kopfbedeckung wohl nicht ordnungsgemäss getragen hatte.

Der Tod der jungen Frau löste im ganzen Land Proteste gegen das Mullah-Regime und für mehr Rechte für Frauen aus. Die iranischen Behörden gehen brutal gegen die Demonstrierenden vor – mehrere Hundert Menschen wurden bei den Protesten bereits getötet, darunter auch viele Minderjährige. Tausende weitere befinden sich im Gefängnis und erwarten dort ihr Urteil. Unzähligen droht wegen «Krieg gegen Gott» die Todesstrafe. Erste Urteile wurden bereits vollstreckt, bei denen die Beschuldigten in der Öffentlichkeit an Baukränen gehängt wurden.

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