Basel«Abmahnung half nichts» – Polizei schiesst mit Gummi auf Frauen-Demo
Am Freitag fand eine unbewilligte Demonstration gegen Gewalt an Frauen statt. Die Polizei intervenierte. Nun veröffentlichen Demonstrierende Fotos von Verletzungen, die ihnen durch Gummischrot zugefügt worden seien. Der Einsatz war verhältnismässig, so die Polizei.
- von
- Vanessa Travasci
Rund 200 Personen versammelten sich am Freitag beim Theaterplatz. Bei der unbewilligten Demonstration kam es zu Sachbeschädigung. Die Polizei intervenierte mit Gummischrot und Tränengas.
Darum gehts
Am Freitagabend versammelten sich rund 200 Personen beim Theaterplatz in Basel zu einer unbewilligten Demonstration, wie die Kantonspolizei Basel-Stadt am Samstag mitteilte. «Nachdem alle Versuche, seitens der Polizei mit den Demonstranten Kontakt aufzunehmen, gescheitert waren und auch eine Abmahnung nicht geholfen hatte, setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Barfüsserplatz in Bewegung», so die Behörden.
Auf Videos, die das Kollektiv Feministischer Streik Basel auf Instagram und Facebook teilt, sind Ausschnitte der Demonstration zu sehen. Darauf werden Personen, wobei vermutet werden darf, dass es sich hauptsächlich um Frauen handelt, von den Einsatzkräften mit Tränengas beworfen und mit Gummischrot beschossen. Dabei stehen die Demonstrierenden hinter einem Transparent, das gegen Gewalt an Frauen aufruft und mit Frauen weltweit solidarisiert.
Der Polizeieinsatz wird in den sozialen Medien scharf kritisiert. Auf Twitter werden Bilder von blauen Flecken an Händen, Kopf und Beinen gezeigt. «Gegen diese Polizeigewalt werden wir natürlich nicht stillschweigend zu Hause sitzen. Viele Demoteilnehmerinnen wurden durch Gummigeschosse verletzt. Auch am Kopf», schreibt das Aktivisten-Kollektiv «Grauer Block» dazu. «Das ist Gewalt an Frauen durch den Staat», twittert eine weitere Stimme.
Tränengas wurde angekündigt
«Wir haben mit den Demonstrierenden mehrmals den Dialog gesucht. Doch niemand der Teilnehmerinnen war gesprächsbereit», sagt Mediensprecher Rooven Brucker auf Anfrage. «Auch Kompromiss-Lösungen wurden seitens der nicht bewilligten Kundgebung ignoriert.» Weiter sei Druck auf die Polizeikette gemacht worden, um trotz ausgesprochenem Verbot zu belebten Stadtpunkten in der Basler Innenstadt zu gelangen. «Wir haben den Einsatz von Mittel angekündigt, sollten die Anweisungen weiter ignoriert werden. Von unserer Seite war das Vorgehen völlig verhältnismässig und legitim», so der Mediensprecher Brucker.
Zwei Mal habe der Demonstrationszug grosse Menschenansammlungen angesteuert. Das erste Mal beim Barfüsserplatz am Basler Weihnachtsmarkt. Dort leitete die Polizei die Demonstrierenden Richtung Wettsteinbrücke weiter. Ein weiteres Mal bei der Kleinbasler Adventsgasse. «Auch hier konnte verhindert werden, dass der Demonstrationszug sich mit den Besuchern der Stände der Adventsgasse vermischt», so die Behörden. Bilder davon sind auf den sozialen Medien zu finden.
Im Verlauf der illegalen Kundgebung sei es zu Sachbeschädigung durch Sprayereien und Scharmützel gekommen. Zwei Personen mussten laut Medienmitteilung nach einem Polizeieinsatz von der Sanität der Rettung Basel-Stadt betreut werden. Eine davon musste zwecks Kontrolle ins Basler Universitätsspital gebracht werden.
Weitere drei Personen mussten auf die Polizeiwache. Eine davon sei aufgrund einer Drohung gegen Behörden und Beamte sowie Gewalt von der Staatsanwaltschaft festgenommen worden. Die anderen beiden müssen mit einer Anzeige rechnen.
Der Feministische Streik Basel schrieb in den sozialen Medien klar, dass sie die Demonstration nicht organisiert hätten. Wer hinter dem Aufruf steckt, ist nicht öffentlich bekannt.