Löhne, Jobs, Preise: Den Schweizern gehts richtig gut

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Löhne, Jobs, PreiseDen Schweizern gehts richtig gut

Die Wirtschaft brummt und man spürt es: 20 Minuten zeigt auf, weshalb sich die Schweizer freuen dürfen.

Raphael Knecht
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Raphael Knecht

Hurra, uns gehts gut: Das sind Gründe für Optimismus. (Video: RKN)

Endlich mal etwas Erfreuliches: Im laufenden Jahr sollen die Löhne steigen – nämlich um 0,5 Prozent. Das teilte gestern die UBS mit. Die Prognose betrifft den Reallohn – Schweizer Arbeitnehmende sollten den Zuwachs also effektiv im Portemonnaie zu spüren bekommen. Damit zeichnet sich erstmals seit 2016 wieder eine positive Lohnrunde ab.

Konkret: Lag der Schweizer Medianlohn für einen Vollzeit-Angestellten im letzten Jahr laut Bund bei 81'000 Franken brutto, kommen jetzt noch 729 Franken obendrauf. Noch besser soll es im nächsten Jahr werden. Zwar geht die UBS dann von einem geringeren Plus aus. Doch auf der Basis anderer Prognosen ist gar mit 0,9 Prozent mehr Lohn zu rechnen.

Grund dafür ist, dass die Schweizer Wirtschaft brummt. An der Börse werden Rekorde erzielt, die Arbeitslosigkeit verharrt auf Tiefstwerten und auch das Wohnen wird günstiger. So gut geht es uns derzeit:

Wert des Gelds stabilisiert sich

Die Teuerung frisst jegliche Lohnerhöhung gleich wieder weg? Von wegen! Die Schweizerische Nationalbank rechnet für das kommende Jahr mit einer kaum spürbaren Inflation von grad mal 0,2 Prozent. Das ist noch weniger als die bereits relativ niedrige Inflationsrate von 0,4 Prozent, die für das laufende Jahr prognostiziert wird. Der Wert unseres Geldes dürfte also fürs kommende Jahr praktisch stabil bleiben. Das spürt man schon jetzt: Die Konsumentenpreise sind im September mit einem Minus von 0,1 Prozent leicht gesunken.

Wohnen wird günstiger

Miete oder Hypothek gehört zu den grössten Posten auf der Fixkostenrechnung eines jeden Haushalts. Da tut sich nun etwas: Bereits jetzt nimmt die Zahl der günstigen Mietwohnungen auf Inserateportalen zu – 2020 dürften die Mieten weiter sinken, prognostiziert Wüest Partner im aktuellen Immo-Monitoring. Und wer bereits einen Mietvertrag hat, der kann im kommenden Jahr vom sinkenden Referenzzinssatz profitieren: Die Immo-Experten rechnen mit einem Sparpotenzial von 2,91 Prozent. Bei einer Monatsmiete von 1500 Franken spart man dann rund 500 Franken im Jahr. Wer hingegen ein Eigenheim besitzt, profitiert von der attraktiven Finanzierungslage.

Prämien steigen kaum

Steigende Krankenkassenprämien werden oft als Grund angeführt, warum Lohnerhöhungen überhaupt nicht spürbar sind. 2020 steigen die mittleren Prämien aber fast gar nicht. 0,2 Prozent beträgt das Wachstum: «Es ist eine sehr gute Nachricht für alle, dass die Massnahmen gegen steigende Krankenkassenprämien wirken», sagt Bundesrat Alain Berset zu 20 Minuten. Wer mit stagnierenden Prämien noch nicht zufrieden ist, kann zudem einen Wechsel in Betracht ziehen, um weniger zahlen zu müssen: Laut Comparis könnten über 1,2 Millionen Schweizer Versicherte im kommenden Jahr ihre Prämienlast um 40 Prozent oder mehr senken.

Bundesrat Alain Berset erklärt den geringen Prämienanstieg

Die mittleren Prämien steigen 2020 um nur 0,2 Prozent – in zehn Kantonen sinken sie sogar. Bundesrat Alain Berset erklärt die Gründe. (Video: 20 Minuten)

Bundesrat Alain Berset zu den aktuellen Krankenkassenprämien. (Video: 20M)

Tiefste Arbeitslosenquote seit 19 Jahren

Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist so tief wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. 2,1 Prozent der Erwerbspersonen in der Schweiz sind derzeit beim RAV gemeldet. Der Jobmarkt erreichte dieses Jahr zudem ein Rekordhoch von 200'861 offenen Stellen im Internet, wie aus dem Jobradar von X28 hervorgeht. Eine ideale Zeit für den Berufseinstieg, den Jobwechsel oder einfach die Flucht aus der Arbeitslosigkeit.

Schweizer Börse auf Rekordhoch

2019 ging es der Schweizer Börse so gut wie noch nie: Mit teils über 10'260 Punkten erreichte der Schweizer Leitindex SMI gestern ein neues Allzeithoch. Schon das ganze Jahr stellt die Börse Rekorde auf. Im Sommer knackte sie erstmals die Marke von 10'000 Punkten. Laut Experten hat das die Anleger positiv gestimmt. Entsprechend kann es sich auch lohnen, in Aktien zu investieren: Die 30 wertvollsten Firmen an der Schweizer Börse schütteten 2019 mehr als 40 Milliarden Franken an ihre Aktionäre aus.

Ferien sind günstig

Die Frankenstärke macht zwar den Exportfirmen zu schaffen, Ferienreisende freuts: Die Kaufkraft der Schweizer ist laut einem Vergleich der UBS eine der höchsten weltweit. «Die Schweizer können sich wegen der guten Konjunktur Ferien leisten und in zahlreichen Ländern kriegen sie jetzt mehr für ihr Geld», sagt Norbert Hörburger vom Institut für Tourismus und Freizeit an der Fachhochschule Graubünden. Schweizer nutzen die Gelegenheit auch rege: In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Auslandreisen mit Übernachtung stetig gestiegen.

Wirtschaft wächst weiter

Das Wirtschaftswachstum dürfte im kommenden Jahr 1,5 Prozent betragen. Zwar musste die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich ihre ursprünglich noch optimistischere Prognose etwas herunterschrauben. Für die Schweizer Wirtschaft ist aber weiterhin Wachstum angesagt. Das ist vor allem erfreulich, wenn man bedenkt, dass im deutschen Nachbarland längst eine Rezession droht. Manche Ökonomen sind sogar der Meinung, dass sie dort bereits begonnen hat.

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