Vergleich: Der Aargau ist der Kanton mit der grössten Freiheit

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VergleichDer Aargau ist der Kanton mit der grössten Freiheit

Der Freiheitsindex 2017 hat einen klaren Sieger: der Kanton Aargau. Auf dem letzten Platz rangiert der Kanton Genf.

Silvana Schreier
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Silvana Schreier
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1. Platz für den Kanton Aargau: Er ist der Musterschüler. Und das bereits seit 2009. Im vergangenen Jahr hat sich vor allem die jährliche Steuerbelastung eines Zweitverdieners verbessert. Auch bei den Kantonsfinanzen fand eine Verbesserung statt. Aber: Es gab eine leichte Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit.

1. Platz für den Kanton Aargau: Er ist der Musterschüler. Und das bereits seit 2009. Im vergangenen Jahr hat sich vor allem die jährliche Steuerbelastung eines Zweitverdieners verbessert. Auch bei den Kantonsfinanzen fand eine Verbesserung statt. Aber: Es gab eine leichte Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit.

Keystone/Gaetan Bally
2. Platz für den Kanton Schwyz: «Volle Kraft voraus», so lautet das Urteil des Freiheitsindex 2017. Zwar gelang es dem Schwinger-Kanton nicht, den Aargau vom Thron zu stossen. Dennoch darf er bereits seit fünf Jahren den zweiten Rang besetzen. Zudem: Beachtet man nur die ökonomischen Faktoren, ist der Kanton Schwyz der unangefochtene Sieger seit 2008.

2. Platz für den Kanton Schwyz: «Volle Kraft voraus», so lautet das Urteil des Freiheitsindex 2017. Zwar gelang es dem Schwinger-Kanton nicht, den Aargau vom Thron zu stossen. Dennoch darf er bereits seit fünf Jahren den zweiten Rang besetzen. Zudem: Beachtet man nur die ökonomischen Faktoren, ist der Kanton Schwyz der unangefochtene Sieger seit 2008.

Keystone/Alexandra wey
3. Platz für den Kanton Appenzell-Ausserrhoden: Er konnte seine Position halten, auch wenn ihm die schlechten Kantonsfinanzen und das restriktive Vermummungsverbot fast einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Viele Punkte sammelte der Halbkanton vor allem mit dem Ausbau der politischen Rechte für Ausländer.

3. Platz für den Kanton Appenzell-Ausserrhoden: Er konnte seine Position halten, auch wenn ihm die schlechten Kantonsfinanzen und das restriktive Vermummungsverbot fast einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Viele Punkte sammelte der Halbkanton vor allem mit dem Ausbau der politischen Rechte für Ausländer.

Keystone/Gian Ehrenzeller

Lange Ladenöffnungszeiten, wenige Beamte pro Kopf und die freie Schulwahl machten den Kanton Aargau zum Gewinner. Er wird im Freiheitsindex 2017 der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse mit dem 1. Platz geehrt. Laura Calendo, Mitautorin des Freiheitsindex 2017 von Avenir Suisse, erklärt: «Beim Kanton Aargau können alle Indikatoren im Durchschnitt oder sogar darüber bewertet werden.» Die ausgewogene Bilanz sei Grund für das gute Ergebnis. Übrigens: Seit 2009 steht der Aargau an der Spitze des Index.

Die Aargauer SP-Nationalrätin Yvonne Feri ist überrascht vom Sieg ihres Kantons: «Man darf natürlich stolz sein auf eine solche Auszeichnung. Trotzdem bin ich nur mässig stolz.» Zu viele «Aber» gebe es ihrer Meinung nach. Zurzeit würde im Aargau hauptsächlich über Sparmassnahmen, Kürzungen und Leistungsabbau diskutiert. Feri: «Das ist der falsche Weg.» Sie würde sich mehr freuen, wenn der Aargau «der sozialste, freundlichste oder innovativste Kanton wäre».

Genf ist seit Jahren der Verlierer des Freiheitsindex

Den letzten Platz des Rankings belegt der Kanton Genf: Seit 2007 belegt Genf jeweils den 26. und damit letzten Platz der Auswertung. Im kleinen Westschweizer Kanton gibt es so viele Radaranlagen, wie sonst nirgends. Zudem beschäftigt Genf am zweitmeisten Beamte pro Kopf.

Yves Nidegger, SVP-Nationalrat aus dem Verliererkanton Genf, kann das schlechte Ergebnis verstehen: «Ich hätte dieselbe Schlussfolgerung gezogen wie Avenir Suisse. Aber es macht mir weh, zu sehen, dass es nicht gut läuft in Genf.» Früher sei Genf dafür bekannt gewesen, eine kleine, grüne Stadt mit viel Potenzial zu sein. Nidegger: «Jetzt sind wir eine französische Banlieue.» Das liege daran, dass sich Genf stets am Vorbild Frankreich orientiere, anstatt «das gut funktionierende Schweizer Erfolgsrezept» zu befolgen. 2018 werde Nidegger als Regierungsrat kandidieren: «Meine Motivation ist mein Ärger über den Zustand meines Kantons.»

Für den Freiheitsindex 2017 berücksichtigten die Autoren Laura Calendo und Samuel Rutz insgesamt 17 ökonomische und 12 zivile Indikatoren. Die interessantesten Unterschiede zwischen den Kantonen werden hier zusammengefasst:

1. Ladenöffnungszeiten

In Zürich, Schwyz, Basel-Landschaft, Appenzell-Innerrhoden und Glarus gibt es laut dem Freiheitsindex die liberalsten Ladenöffnungszeiten. Am stärksten reguliert ist das Gewerbe in Freiburg, Neuenburg, Waadt und Jura.

2. Gesundheit der Kantonsfinanzen

Die ausgeglichenste Haushaltsführung haben St. Gallen, Luzern, Freiburg, Jura und der Thurgau. Der schlechteste Zustand der Kantonsfinanzen ist hingegen im Kanton Solothurn zu finden: Seit 2016 haben sich diese laut Freiheitsindex massiv verschlechtert.

3. Steuerbelastung einer Durchschnittsfamilie

Am geringsten fällt die Steuerbelastung für eine durchschnittliche Familie im Kanton Zug aus. Darum belegt Zug hier den ersten Platz – wenn auch der Kanton in der Gesamtbewertung auf dem 20. Rang liegt. Die höchste Steuerbelastung müssen die Einwohner des Kantons Neuenburg verkraften. In diesem Punkt sieht Avenir Suisse auch grosses Verbesserungspotenzial für den Westschweizer Kanton.

4. Videoüberwachung

Im Kanton Graubünden werden sensible Videodaten, die aus der öffentlichen Videoüberwachung entstanden sind, am wenigsten lang aufbewahrt. Damit beugen die Bündner möglichem Missbrauch vor. Am längsten wird das Videomaterial in den Kantonen Zürich, Zug, Appenzell-Ausserrhoden, Bern, Luzern, Thurgau, Appenzell-Innerrhoden, Obwalden und St. Gallen gesichert.

5. Vermummungsverbot

In dieser Kategorie gibt es nur zwei Plätze: 10 Kantone besetzen gemeinsam den 1. Rang, die restlichen 16 Kantone landen auf Rang 11. Was so viel heisst wie: 10 Kantone kennen kein Vermummungsverbot, die übrigen 16 hingegen schon. Zu denen gehören unter anderem Zürich, Zug, Tessin, Genf, Basel-Stadt und auch der Gesamtsieger Aargau.

6. Alkoholkonsumverbot

Einzig zwei Kantone haben ein Alkoholkonsumverbot erlassen: der Kanton Zug und der Kanton Graubünden. In den übrigen 24 Kantonen darf auf öffentlichen Plätzen und zu jeder Tages- oder Nachtzeit Alkohol konsumiert werden.

7. Politische Rechte für Ausländer

Die meisten politischen Rechte gewähren den Ausländern die Kantone Jura und Neuenburg. Keine Rechte haben Ausländer in 19 Kantonen. Dazu gehören unter anderem Zürich, Zug, Tessin, St. Gallen, Aargau, Luzern, Basel-Landschaft und Basel-Stadt.

8. Fixe Radaranlagen

Die wenigsten fixen Radaranlagen sind in den Kantonen Appenzell-Innerrhoden, Jura und Glarus installiert. In Genf hingegen wimmelt es von fix installierten Radaranlagen.

9. Beschäftigte im öffentlichen Sektor

Während der Kanton Zug die wenigsten Beamten im öffentlichen Sektor beschäftigt, arbeiten die meisten Beamten in den Kantonen Waadt, Genf und Uri.

10. Bonität des Kantons

Die Bonität, also die Kreditwürdigkeit, ist ausschlaggebend für die längerfristigen finanziellen Spielräume eines Kantons. Über eine gute Bonität verfügen Nidwalden, Zürich, Zug, Waadt und Schwyz. Verbesserungspotenzial in diesem Punkt haben Neuenburg, Jura und Tessin.

11. Freie Schulwahl

Dass die Eltern darüber entscheiden können, welche Schule ihr Kind besucht, ist in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft und Basel-Stadt möglich. Keine freie Schulwahl gibt es hingegen gleich in 8 Kantonen: Nidwalden, Genf, Glarus, Waadt, Uri, Neuenburg, Appenzell-Innerrhoden und Obwalden.

12. Nichtraucherschutz

Aus Sicht von Avenir Suisse ist ein verhältnismässiger Nichtraucherschutz in Ordnung. Jeder Schutz, der über das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen hinausgeht, wurde aber negativ bewertet. So schneiden hier 11 Kantone gut ab, 8 befinden sich im Mittelfeld und 7 erhalten eine schlechte Bewertung.

So hat Avenir Suisse den Freiheitsindex erstellt

Die Daten für die Auswertung der insgesamt 29 Indikatoren sammelten die Autoren Laura Calendo und Samuel Rutz beim Bundesamt für Statistik oder den jeweiligen kantonalen Stellen. «Im Juni haben wir mit der Auswertung der ersten Kantone begonnen», sagt Calendo auf Anfrage. Für den nächsten Freiheitsindex von 2018 werde das Team im Januar die Arbeit wieder aufnehmen: «Es geht dann darum, neue, zusätzliche Indikatoren zu suchen, die wir in die Auswertung miteinbeziehen wollen.» Zivile und ökonomische Freiheiten könne man messen, es sei aber immer auch ein subjektives Empfinden. Eine Herausforderung sei jeweils auch, Kennzahlen zu finden, die für jeden Kanton erhoben werden können. (sil)

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