Dörfer und Häfen Der Ausverkauf Italiens
Italiens Antwort auf die Wirtschaftskrise lautet: abstossen. So sind nicht nur fünf Häfen zu erwerben, es gibt auch Häuser ab 1 Euro.
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Italien verkauft fünf touristische Häfen - darunter den der Insel Capri.
Italiens sucht einen pragmatischen Ausweg aus der Wirtschaftskrise. Die Firma Invitalia, die mit dem italienischen Wirtschaftsministerium zusammenarbeitet, versteigert die Marina von Capri, Portisco auf Sardinien, Arechi bei Neapel, Triest und Roccella Jonica in Kalabrien inklusive der 2500 Boots-liegeplätze. Der Preis für alle fünf Häfen: rund 50 Millionen Euro.
Laut «Corriere della Sera» konnte bis Mitte Juli geboten werden. Mittlerweile wurde die Frist bis Ende August verlängert.
Am Hafen von Capri mit seinen 300 Anlegestellen hält die gleichnamige Kommune 51 Prozent der Anteile. Sie wäre ein potenzieller Käufer für die restlichen Anteile. Die Marina von Portisco an der sardischen Costa Smeralda könnte dagegen an einen privaten Unternehmer gehen.
Bergdörfer verwaisen
Der Hintergrund für die Hafen-Verkäufe liegt bei den ungenügend ausgelasteten Hafenanlagen: Wie «Il Sole 24 Ore» berichtet, seien die Liegeplätze an den touristischen Häfen Italiens nur zur Hälfte ausgelastet. Trotzdem werden derzeit 57 neue Häfen mit 22'650 Anlegestellen gebaut. Insgesamt verfügt Italien bereits jetzt über mehr als 85'000 Liegeplätze.
Doch nicht nur Italiens Häfen, auch viele Dörfer drohen zu verwaisen. Betroffen sind vor allem Berggebiete, aus denen die Jungen wegen mangelnder Perspektiven und Jobs abwandern.
21 von 31 Häusern quasi verschenkt
Um diesen Bevölkerungsschwund einzudämmen, kam ein sizilianischer Bürgermeister auf die Idee, 31 leerstehende Häuser in seinem Dorf zu verschenken. Giuseppe Ferrarello bot im Internet im schönen Gangi Immobilien für einen Euro an – unter einer Bedingung: Die neuen Eigentümer müssen innerhalb von drei Jahren die heruntergekommenen Häuser renovieren.
Das erste renovierte Haus wurde kürzlich in der Zeitung «La Repubblica» vorgestellt. Von den 31 angebotenen Häusern wurde 21 bereits quasi verschenkt oder reserviert.
Ähnlich in Spanien und Griechenland
In Spanien ist die Situation nicht anders. Im ganzen Land, so schätzt das Statistikamt, gibt es rund 3000 verlassene Dörfer. Erst vergangene Woche gab der Staat bekannt, dass er rund 400 Dörfer in Galizien loswerden wolle. Der Landesteil im Nordwesten des Landes gleicht mittlerweile einer Geisterregion.
Vor einigen Monaten hat auch die griechische Regierung den Verkauf des Hafens von Piräus eingeleitet. Nicht nur das: 14 Regionalflughäfen sollen für 1,2 Milliarden Euro an den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport verkauft werden.